3. Mai 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Verklärte Nacht / Hamburg Trio

Verklärte Nacht / Hamburg Trio

Man darf sich bei dieser Verklärten Nacht nicht täuschen lassen. Die von Eduard Steuermann im Jahre 1932 angefertigte Transkription für Klaviertrio stammt nicht aus dem Umkreis des Vereins für musikalische Privataufführungen, sondern versucht das ursprünglich für Streichsextett komponierte Werk in eine viel geläufigere Besetzung zu übertragen, ja vielleicht sogar in die musikalisch anspruchsvolle «gute Stube» einziehen zu lassen. Bekanntlich wirkte Steuermann in der verantwortlichen Position des «Vortragsmeisters» im Verein mit und brachte auch andere Partituren Schönbergs in die Form des Klavierauszugs. Ob nun allerdings die hochemotional glühende Verklärte Nacht als

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Night Music / Vitalii Kyianytsia

Night Music / Vitalii Kyianytsia

Manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation. So auch bei dieser «Nachtmusik» von Vitalii Kyianytsia, einem seit einigen Jah-ren in Deutschland lebenden, aus der Ukraine stammenden Pianisten, der sich darauf versteht, Klassik, Romantik, Jazz und noch viel mehr zu einem eigenen Mix zu verbinden. Seine auf diesem Album versammelten zwölf Stücke versteht er selbst als Zyklus – und in der Tat scheinen sie musikalisch aufeinander zu rea-gieren. Insofern sollte man sich, wenn die Welt da draußen endlich zur Ruhe ge-kommen ist, eine knappe Stunde Zeit nehmen, um sich mitnehmen

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paper moon / Manos Hadjidakis

paper moon / Manos Hadjidakis

Das Cover verspricht nicht zu viel. Es handelt sich um ein durch und durch poetisches Album, wundervoll warm und klar im Klang, vollendet in der Interpretation. Die griechische Gitarristin Elena Papandreou, die zwar in über zwei Jahrzehnten in 40 Ländern aufgetreten ist, aber noch immer als Geheimtipp gelten muss, hat mit paper moon nun ein Projekt realisiert, das als Herzensangelegenheit schon lange nach einer Realisierung verlangte: Ausgangpunkt bilden Lieder von Manos Hadjidakis (1925–1994), der auch hierzulange durch sein Lied «Ein Schiff wird kommen» (1960) wenigstens den älteren Leser:innen noch bekannt

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Henze / Marco Minà

Henze / Marco Minà

Fast zwei Dutzend Aufnahmen von Hans Werner Henzes zweiteiliger Royal Winter Music lassen sich diskographisch recherchieren. Zudem scheinen die von Julian Bream und Reinbert Evers herausgegebenen Ausgaben der beiden Sonaten einen gesicherten Notentext zu besitzen – schließlich haben hier die Interpreten der jeweiligen Uraufführung ihre Erfahrungen mit eingebracht. Denkste! – wird man nach der Lektüre des Booklets laut ausrufen. Denn die beiden ersten Musiker haben nicht nur Fingersätze eingetragen, sondern auch in den Notentext mehr oder weniger stark eingegriffen, so dass manche Sätze eine andere Gestalt annahmen – und mit

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Duarte / Belfort Guitar Duo

Duarte / Belfort Guitar Duo

Was wäre das Gitarren-Repertoire ohne die Werke von John W. Duarte (1919–2004)? Duarte, der zeitweise als Chemiker arbeitete und einige Jahre einen Tabakladen hatte, fand neben seinen Kompositionen erst ab 1974 als Direktor von Cannington International Guitar Summer School and Festival seinen Platz im Berufsleben – ein Amt, das er für 20 Jahre versah und vieles bewegte. Wirft man einen Blick auf sein Œuvre, traut man den eigenen Augen kaum. In einem Zeitraum von über 60 Jahren (zwischen 1941 und 2003) entstanden nicht weniger als 148 gezählte Kompositionen, daneben aber

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Smith Brindle / Duilio Meucci

Smith Brindle / Duilio Meucci

Schon die Biographie von Reginald Smith Brindle (1917–2003) liest sich verblüffend spannend. In der Grafschaft Lancashire geboren, widmet er sich schon früh der Gitarre, der Klarinette und dem Saxophon, später auch der Orgel. Auf Druck der Eltern beginnt er ein Studium der Architektur, abends aber spielt er in Jazz-Formationen. Nach dem Zweiten Weltkrieg widmet sich Smith Brindle schließlich der Komposition; zu seinen Lehren zählen Ildebrando Pizzetti und Luigi Dallapiccola. Schließlich wird er selbst in Bangor Dozent und veröffentlich eine Reihe von Schriften zur zeitgenössischen Musik (u.a. Musical Composition, Oxford 1986).

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Elogio / Krzysztof Meisinger

Elogio / Krzysztof Meisinger

Gegenüber Alben, die sich vor allem als Künstlerportrait verstehen oder sich als solche zu erkennen geben, regt sich bei mir in der Regel ein gewisser Zweifel. Allzu oft rückt hier das Selbstverständnis des Interpreten oder der Interpretin in den Vordergrund – die bloß abgespielten, gelegentlich exekutierten oder auch ins Extreme gesteigerten Partituren verkommen dann zum Vehikel eines nicht einmal mehr künstlerisch geleiteten Egos. Die aktuellen Beispiele dafür sind leider nicht ganz so rar, wie man es bisweilen hofft. Umso schöner sind dann die «Ausnahmen», die doch eigentlich die Regel sein

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Ohana / Olivier Pelmoine

Ohana / Olivier Pelmoine

Noch immer dürfte Maurice Ohana (1913–1992) zu den eher unbekannten Komponisten des 20. Jahrhunderts zählen – dabei notierte bereits 1997 Harry Halbreich in einem CD-Booklet: «Die Tatsache, dass Maurice Ohana einer der ganz großen Komponisten dieses Jahrhunderts war, scheint eines der bestgehüteten Geheimnisse unseres Musiklebens zu bleiben.» Die Gründe dafür sind vielfältig und sind zum einen im Œuvre zu suchen, das zwar breit ist, aber kaum auf wenige Werke fokussiert werden kann; zum anderen in der musikalischen Sprache, die sich dem Versuch einer Etikettierung hartnäckig widersetzt. Darin aber mag gerade

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Georgios Axiotis / A Love Trilogy

Georgios Axiotis / A Love Trilogy

Zu den weithin unbekannten Komponisten der griechischen Musikgeschichte zählt auch Georgios Axiotis (1875–1924). Geboren wurde er im ukrainischen Mariupol an der Schwarzmeerküste, seine musikalische Unterweisung erhielt er in Neapel und stand entsprechend anderen ästhetischen Maximen von nördlich der Alpen zeitlebens mit Reserve gegenüber. Vergleichsweise früh übersiedelte er auf die Insel Mykonos, die ihm für den Rest seines Lebens Heimat werden sollte. Nur wenige Kompositionen sind dokumentiert, noch weniger hat sich erhalten. Und von dem Wenigen ist auf dem vorliegenden Album eine Auswahl von sechs Werken eingespielt. Sie zeigen eine musikalische

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Papadimitriou / Klavierkonzert

Papadimitriou / Klavierkonzert

Schon in früheren Jahrhunderten gab es hie und da Komponisten, Interpreten wie Organisatoren, die das Musikleben gewissermaßen «in Personalunion» auf sich vereinigten. Ein wenig erinnert daran die Biographie von Dimitris Papadimitriou (geb. 1959), der mehr als ein Jahrzehnt Professor für Komposition am Konservatorium in Athen war, heute aber beim Nationalen Griechischen Rundfunk als Direktor des klassischen Programms, als Generaldirektor des Musiksenders sowie der beiden Sinfonieorchester und des Chores wirkt. Aktuell ist Dimitris Papadimitriou außerdem «Composer in Residence» im Onassis Stegi Cultural Center (Athen). Musikalisch wandelt er zwischen den Welten der

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Nikos Skalkottas / Dance of the Waves

Nikos Skalkottas / Dance of the Waves

Nicht jeder angehende Komponist lag beim Herrn Papa bequem auf dem Teppich unterm Flügel oder wurde durch Gönner und Stipendien von den Anforderungen des Alltags frei gehalten. Gelegentlich kam und kommt es sogar vor, dass sich ein schöpferischer Geist in einem Orchester dienstverpflichtet, um über die Runden zu kommen. Irgendwann, früher oder später, stellt sich in diesen Biographien die Frage, wie man miteinander umgeht, wenn sich die Wege trennen oder der Nachruhm eine Positionierung verlangt – wie bei Nikos Skalkottas, der bis zu seinem frühen Tod im Staatsorchesters Athen an

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Skalkottas / Concertos

Skalkottas / Concertos

Noch vor gut drei Jahrzehnten war selbst der Name von Nikos Skalkottas (1904–1949) nur wenigen bekannt; heute gilt er als der bedeutendste griechische Komponist seiner Generation und eine der wichtigsten Stimmen seines Landes im 20. Jahrhundert überhaupt. Dass zu seinen Lebzeiten kaum Werke von ihm veröffentlicht wurden, er selbst gleichsam im Schatten der Musikgeschichte blieb, ist auch der Drangsal jener Zeit geschuldet: Mehr als zehn Jahre verbrachte Skalkottas teilweise in prekären Verhältnissen in Berlin, war dort Schüler von Kurt Weill und Philipp Jarnach und wurde in die Meisterklasse von Arnold

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