27. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
French Music for Bassoon / Danny Bond

French Music for Bassoon / Danny Bond

Sein Name ist Bond. Danny Bond. In diesem Jahr wird er 73 Jahre alt. Und er hat in seiner Laufbahn die Szene der «Alten Musik» ohne wirklich im Vordergrund zu stehen maßgeblich mitgeprägt. Als Fagottist wirkte er in nahezu allen großen Ensembles mit (nicht immer simultan, aber schon eine kleine Auswahl lässt einen erstaunen): Bach Collegium Japan, Baroque Orchestra, Fiori Musicali, La Petite Bande, Academy of Ancient Music, Musica Amphion, Orchestra of the 18th Century, Amsterdam Baroque Orchestra; unter Christopher Hogwood trat er bei Einspielungen der Konzerte von Vivaldi und

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Kozeluch / Sergio Azzolini

Kozeluch / Sergio Azzolini

Die beiden als Cousins verwandten Kozeluch (Koželuh) haben in der Musikgeschichte bisher nur einen Platz in der zweiten Reihe gefunden; vor allem die Umstände der Zeit und Rezeption haben dazu beigetragen. Zudem hatten sie auch nicht das Glück, mit einer herausragenden Komposition einen prägenden Stempel zu setzen. Vielleicht kennen wir aber noch immer zu wenig aus jener Zeit. Schon in seinem Booklet-Essay weist Karl Böhmer darauf hin, dass im ausgehenden 18. Jahrhundert allein in Italien mehrere Fagottisten mit eigenen Konzerten unterwegs waren – Werken, von denen sich nichts erhalten hat.

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Mozart Contemporaries / Carmen Mainer Martín

Mozart Contemporaries / Carmen Mainer Martín

Es gibt Instrumente, die in der Kammermusik zu wenig präsent waren und sind. Das Fagott gehört dazu. Nach seiner vielseitigen Verwendung in der barocken Continuo-Gruppe hat es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwar mit den anderen Holzbläsern seinen Platz im Orchester gefestigt und ausgebaut; in der Kammermusik blieb es allerdings weitgehend unterrepräsentiert: Es fand vor allem innerhalb von Bläsergruppen Verwendung (später etwa im Holzbläserquintett oder im Klavier-Bläserquintett) – Sonaten, aber auch Konzerte sind hingegen nur selten anzutreffen. Fast könnte man es daher als eine glückliche Fügung sehen, dass

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Leopold Hofmann / Musica Elegentia

Leopold Hofmann / Musica Elegentia

Am Ende seines Lebens wurde dem als Domkapellmeister in Wien wirkenden Leopold Hofmann (1738–1793) kein geringerer (aus heutiger Perspektive!) als Wolfgang Amadeus Mozart unbesoldet, aber mit der Aussicht auf Nachfolge zur Seite gestellt. Mozart starb unerwartet früher, und so übernahm Johann Georg Albrechtsberger die Vertretung wie auch später das Amt. Kompositorisch ist in Einspielungen nur wenig von Hofmann greifbar; sein 1775 erschienenes und nun eingespieltes «Opus 1» ist jedenfalls noch ganz dem galanten Stil zuzuordnen, manche Wendung und Phrase erinnert eher an Boccherini als an Haydn. Auf jeden Fall aber

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Sperger / Kammerakademie Potsdam

Sperger / Kammerakademie Potsdam

Schon lange ist Johannes Matthias Sperger (1750–1812), der zuletzt in der Hofkapelle des Mecklenburg-Schweriner Herzogs tätig war, kein Unbekannter mehr – und zwar sowohl auf dem Kontrabass wie auch als versierter Komponist seiner Zeit. Geläufig ist vielleicht seine «Anfangs-Sinfonie» (ein originelles Spiegelbild von Haydns «Abschieds-Sinfonie»); die Solokonzerte für «sein» Instrument haben es jedoch in sich. Auch der verschrobene Charakter in Patrick Süskinds Einakter Der Kontrabaß weiß darüber ein kurzes Klagelied anzustimmen. Beim Label cpo hat Spergers Musik seit einigen Jahren einen festen Platz, so dass aus dem Bereich der Kammermusik

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Paul Wranitzky / Rolf Gupta

Paul Wranitzky / Rolf Gupta

Oft sind es langweilig, gelegentlich genial – das CD-Cover. Schon lange aber ersetzt eine gute CD-Sammlung keinen Kunstkatalog mehr; Portraitfotos oder flippige Farbkompositionen haben in den letzten Jahren kontinuierlich die Präsentation eines zur Musik passenden Gemäldes oder einer stimmigen Architektur ersetzt. Mit Sicherheit liegt das nicht daran, dass die bildenden Künste nichts mehr zu bieten hätten; vielmehr geht es um maximale Sichtbarkeit und Präsenz im Augenblick. Dabei gibt es etwa bei alten Gemälden wunderbare Kontexte zum Inhalt des Albums zu entdecken. Wie hier – wenn auch um die Ecke gedacht.

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Alexander Melnikov / Fantasie

Alexander Melnikov / Fantasie

Die Angaben auf dem Cover entspringen nicht der Fantasie – sie sind selbst fantastisch. Zu hören sind tatsächlich sieben Komponisten und sieben Instrumente. Dass es am Ende acht Werke sind, kann man verzeihen, es spielt auch keine Rolle. Es ist (das sei gleich gesagt) ein Album, wie man es sich nicht besser, instruktiver und verständiger denken kann, und das am Ende zeigt, wie notwendig es ist, Kompositionen für Clavier auf den jeweils zeitgenössischen Instrumenten zu interpretieren – oder zumindest von diesen aus klanglich zu abstrahieren, besonders dann, wenn es ans

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Maximilian Schairer / Gloaming

Maximilian Schairer / Gloaming

Wie kann man die Raunächte am Jahreswechsel musikalisch besser überstehen als mit Fantasien – zumal wenn das Album unter dem passenden Motto Gloaming (Dämmerung) steht? Fraglich bleibt allerdings, was oder wem es hier dämmert. Sind es die Werke selbst, die im weitesten Sinne fantastische Welten eröffnen? Oder bezieht sich die Dämmerung auf den jungen Maximilian Schairer, der mit dieser Debüt-CD bei hänssler classic in den Ring aufstrebender Pianisten steigt? Respekt verdient zunächst das ausgewählte Repertoire, das ganz unterschiedliche Perspektiven bietet: Schuberts Wanderfantasie als zyklisches Schwergewicht, Beethovens Mondschein-Sonate als Evergreen, eine

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Mozart & Salieri / Hervé Niquet

Mozart & Salieri / Hervé Niquet

Am Ewigkeitssonntag endet die «Stille Woche» – und damit auch diese Hörbar, diesmal programmatisch mit dem Schwerpunkt auf Mozarts Requiem (und dem, was auf den Alben an interessanten Kopplungen angeboten wird). Auch wenn nicht die Frage im Mittelpunkt stand, welche Fassung auf den Pulten lag, kommt man heutzutage nicht mehr drum herum, auch darauf einzugehen. Längst ist die Süßmayr-Fassung nicht mehr selbstverständlich – aus naheliegenden Gründen, und doch oftmals kaum mit einer wirklichen Verbesserung verbunden. Wer wagt es, Tonsetzer oder Dirigent, mit eigenen Versuchen sich stilsicher ins späte 18. Jahrhundert

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Mozart & Paisiello / Julien Chauvin

Mozart & Paisiello / Julien Chauvin

Wer sich beim Anhören dieses Albums etwas verwundert am Ohrläppchen zupft, hat vermutlich keine Notiz vom Kleingedruckten auf dem Cover oder anderen in Klammer gesetzten Angaben genommen. «Paris 1804» steht da – Ort und Jahr verweisen nicht nur auf die erste Aufführung von Mozarts Requiem in Frankreich am 21. Dezember 1804 in Saint Germain l’Auxerrois unter der Leitung von Luigi Cherubini, sondern auch auf die dafür erstellte Bearbeitung, die lange Zeit fortlebte. Sie reflektiert die aufführungspraktischen Voraussetzungen vor Ort, Ästhetik und Geschmack der Zeit, verzichtet ab dem Lacrimosa auf ganze

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Mozart / Michael Ostrzyga

Mozart / Michael Ostrzyga

Es gibt nur wenige unvollendete Werke, die so sehr die Neugier der Kenner und Liebhaber wie auch die Kreativität von Komponisten und (nach)denkenden Musikern angeregt haben wie Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge (BWV 1080) und das Requiem (KV 626) von Wolfgang Amadeus Mozart. In beiden Fällen führten frühe Rezeptionszeugnisse in eine Nebelbank aus Halbwahrheiten und Legenden, aus der dann diese Kompositionen wiederum mit einem recht eigenen Nimbus emporstiegen. Und so haben sich bereits mehrere Tonsetzer an die «Vollendung» von Mozarts letztem großen Werk gemacht; darunter Joseph Eybler, der wohl

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