Dabei stellt die Einspielung des 2013 gegründeten und bereits einmal auf der Position des Violoncellos umbesetzten «Hamburg Trios» nicht die erste derartige Aufnahme dar. Im Gegenteil finden sich wenigstens 16 weitere bequem greifbar – womit sowohl die Frage nach der Einbettung der Bearbeitung in das Repertoire wie auch nach dem interpretatorischen Zugriff in den Mittelpunkt rückt. Das «Hamburg Trio» wählte für den Kontext jedenfalls zwei Wege: die zeitgenössisch-stilistische Verbindung zu Alexander Zemlinsky und seinem Trio op. 3 (im Original übrigens mit Klarinette statt Violine), und in der Art des Ausdrucks zurück zu Schubert und dessen «Notturno» (D 897); auch wenn die Bezeichnung nicht original ist, so benennt sie doch bestens den Charakter des Stücks. Hinsichtlich der Umsetzung stellt sich mir allerdings die Frage einer möglicherweise grundsätzlichen Fehldeutung. Denn die Verklärte Nacht wird hier tatsächlich als quasi «originäres» Klaviertrio gespielt – nicht als die vorliegende verspätete Transkription, bei der stets die gesättigte Klangfülle des Sextetts mitgedacht wird und im Spiel mitschwingen sollte. Natürlich lassen sich in der gewählten Offenheit erstaunliche Momente hervorzaubern. Denke ich jedoch an die viele Jahre zurückliegende Interpretation des «Altenberg Trios» (Challange Classics), so kann auch die satztechnisch avancierte Bearbeitung überzeugen.
Arnold Schönberg. Verklärte Nacht op. 4 (1899), für Klaviertrio arr. von Eduard Steuermann; Alexander Zemlinsky. Klaviertrio d-Moll op. 3 (1896); Franz Schubert. Notturno Es-Dur D 897
Hamburg Trio
Genuin GEN 23812 (2021)