Bjørn Charles Dreyer: Time and Mass

Bjørn Charles Dreyer: Time and Mass

Eine CD, bei der Stille hörbar wird. Auch wenn es für mich immer ein Problem darstellt, wenn eine künstlerische Äußerung als höchst persönliche Seelen­therapie ihres Schöpfers offenbart wird (ist in einem solchen Fall die kritische Auseinandersetzung nicht von Anfang an moralisch-ethisch kompromittiert?), so drängt sich hier nichts auf. Im Gegenteil: Bjørn Charles Dreyer tastet sich mit E-Gitarre oder Piano vorsichtig voran, klanglich unterstützt von einzelnen Musikern und dem Sinfonieorchester aus dem norwegischen Kristiansand. Sinfonisch wird es allerdings an keiner Stelle – eher sind es einzelne und zudem elektronisch verfremdete Klänge,

Clara Iannotta: Moult

Clara Iannotta

Die beim Label KAIROS erscheinende Serie mit Komponisten-Portraits ist weit mehr als ein repräsentatives Aushängeschild der Ernst von Siemens Musikstif­tung. Es handelt sich eher um eine ästhetisch unvoreingenommene klingende Dokumentation zeitgenössischer Musik. Sie ermöglicht damit einen weiterfüh­renden Diskurs auch abseits einzelner Festivals oder Studioproduktionen, die allzu schnell im Archiv verschwinden. Sie ist Teil eines Vermittlungsprozesses, der die vielfach komplex notierten klangliche Vorstellungen auch abseits einer realisierenden Live-Aufführung erfahrbar macht – und noch dazu in wiederhol­barer Weise, so dass sich die einzelnen Werke auch nachhören lassen. Die so entstehende Vertrautheit mit

Occurrence

Occurrence – ISO Project Vol. 3

Mit dieser CD schließt ein kleiner, doch konzeptionell wie musikalisch sensationeller Zyklus ab: drei CDs mit nicht weniger als 14 Werken von elf isländischen Komponist:innen, gespielt vom Isländischen Sinfonieorchester, erschienen im Rhythmus von zwei Jahren. Allein die Titel der Alben zeugen von einer beeindruckenden Planung und Dramaturgie, die anders als viele Eintagsfliegen nicht den schnellen Erfolg sucht, sondern überzeugen will: Recurrence, Concurrence und Occurrence. Hier geht es allein um Qualität, und dies in dreifacher Hinsicht, nämlich kompositorisch, interpretatorisch wie auch aufnahmetechnisch. Jedes Album enthält neben der üblichen CD auch eine

Christopher Gunning

Christopher Gunning

Dass die Grenzen zwischen den Genres fließend geworden sind, liegt in der Natur einer sich nicht mehr abgrenzenden Ästhetik, die längst die Postmoderne hinter sich gelassen hat. Doch sind die Werke der Grenzgänger wirklich so attraktiv, wie man es sich wünscht? Schon in den 1980er Jahren stolperte Andrew Lloyd-Webber mit seinem persönlich inspirierten Requiem; zudem scheint sich der Abstand zwischen Film-Score und Konzert-Partitur in den letzten Jahrzehnten eher vergrößert zu haben – und dies, obwohl sich ein gewisses «easy listening» breit macht. Kurios: während so manches mehrteilige Kino-Epos musikalisch durch

Christopher Tyler Nickel: Symphony No. 2

Christopher Tyler Nickel: Symphony No. 2

Vermutlich wird der eine oder andere Enthusiast für Film und Game Music den Namen von Christopher (Tyler) Nickel (geb. 1978) kennen. Doch auch mit seiner Konzertmusik hat er (so die eher wortreich anpreisende als resümierende Biographie im Booklet) in der «Neuen Welt» Tausende andere erreicht; auf CD oder in realen Konzertprogrammen ist sein Name indes kaum zu finden. Umso mehr muss sich die Partitur selbst beweisen, wie hier im Fall der 2. Sinfonie. Entstanden 2016 und im Vorfeld der vorliegenden Einspielung 2018 nochmals umfassend revidiert, handelt es sich um ein Werk,