Für den musikalischen Kosmopoliten, der sich nicht in die ideologische Zwänge der Avantgarde begab, sondern seine schöpferische Freiheit suchte (auch als einer der Gründer der «Groupe Zodiaque»), stellt schon aufgrund seiner Sozialisation die Gitarre in ihren unterschiedlichen Ausformungen keine bloße Randerscheinung dar, wie Olivier Pelmoine auf diesem bemerkenswerten Doppelalbum beweist. Mit teilweise kürzeren, teilweise mehrteiligen Werken für die sechs- bzw. zehnsaitige Gitarre hat Ohana eine sehr eigene, aber auch klar wiedererkennbare Klangwelt geschaffen, deren seltsame, partielle Sprödigkeit überwunden werden kann und das Einhören sich am Ende wirklich lohnt. – Klanglich bevorzugt Olivier Pelmoine einen etwas entfernten, eher kühlen, manchmal metallischen Ton und unterscheidet sich damit von der selbst in den Spitzen wärmer anmutenden Einspielung einiger Werke durch Graham Anthony Devine (Naxos, 2009). Höhepunkt der Produktion bleibt das in der Begleitung auf Klavier und Schlagwerk reduzierte und somit auch konzentrierte Gitarrenkonzert Tres Gráficos (1957).
La Guitare de Maurice Ohana
Maurice Ohana. Tiento (1955); Concerto «Tres Gráficos» (1957) (für Gitarre, Schlagwerk und Klavier arr. von Olivier Pelmoine); Anonyme XXème siecle (1988); Si le Jour Paraît (1963/64); Estelas (1974); Cadran Lunaire (1981/82)
Olivier Pelmoine (Gitarre), Delphine Coulon (Gitarre), Caroline Cren (Klavier), David Joignaux und Romain Robine (Schlagwerk)
Skarbo DSK 1220 (2021/22)