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Antonio Vivaldi: Dorilla in Tempe RV 709 (2014/17)

Es gibt tatsächlich Gesamteinspielungen, die nicht klotzen oder in abgefeierten Archiven graben, sondern in erstaunlicher Ruhe Schritt für Schritt und damit in gleichbleibend herausragender Qualität und aufführungspraktisch auf Höhe der Zeit voranschreiten. Einer dieser raren Glücksfälle am umkämpften Tonträgermarkt (besser wohl: der aktuell einzige) ist fraglos die vom französi­schen Label Naïve produzierte Vivaldi Edition. Sie kann auch in der 55. Folge noch immer überraschen – hier mit der Oper Dorilla in Tempe von 1726, eingespielt in der letzten Fassung von 1734 mit nicht weniger als acht von Vivaldi selbst eingelegten

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Splendid Harmony: 17th Century Instrumental Music by Students of Heinrich Schütz (2015)

Thieme, Furchheim, Vierdanck, Löwe und Pohle. Fünf Namen von fünf Komponi­sten, Instrumentalisten und Kapellmeistern des 17. Jahrhunderts, die bei einem Spezialisten vermutlich die Augen sofort feucht werden lassen. Doch auch wer sich in dieser Zeit nicht so gut auskennt, wird von den hier vorgelegten Werken in all ihrer stilistischen Vielfalt sofort überzeugt – mit klanglicher Wärme, rhythmischem Feuer, kenntnisreich und in opulenter Besetzung gespielt durch das bereits 1983 gegründete Ensemble L’Arpa Festante. Zu hören sind aber nicht allein prachtvolle Harmonien, sondern ein Feuerwerk frühbarocker Formen, mit betont homophoner oder auch

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Johann Peter Kellner: Sacred Cantatas (2015)

Man kennt seinen Namen aus dem Umkreis von Johann Sebastian Bach. Dass Johann Peter Kellner (1705–1772) aber neben zahlreichen Orgelwerken auch Kirchenkantaten hinterlassen hat, war bisher wohl nur der Forschung bekannt. Die gut komponierte, mit ihrer gefälligen Melodik und Harmonik oftmals gar entzückende Musik entstand zunächst für den eigenen liturgischen Bedarf im kleinen Gräfenroda – ein im 18. Jahrhundert offenbar äußerst musikalischer Ort inmitten des Thüringer Waldes. Cantus und Capella Thuringia interpretieren diese Entdeckungen glänzend vorbereitet und auf hohem Niveau. Besonderen Reiz erhält die Einspielung durch die restaurierte Kellner-Weise-Orgel in

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Tourbillons des Rameau – Teodoro Anzellotti (Akkordeon) (2017/18)

Hier lässt der eigenwillige Klang des Akkordeons Rameaus Musik nachgerade transzendiert erscheinen – und zeigt damit ihre noch immer gegebene Modernität auf. So fügen sich dann auch die fünf knapp gefassten zeitgenössischen Interpolierungen nahtlos ein. Eine Konzept-CD, deren Aufnahmetechnik alles Klangliche und Geräuschhafte des von Teodoro Anzellotti virtuos gespielten Instruments verblüffend sinnlich vermittelt. Tourbillons des Rameau: Werke von Jean-Philippe Rameau, Xavier Dayer, Nadir Vassena, Brice Pauset, Eun-Hwa Cho, Fabio Nieder und Johannes Schöllhorn; Teodoro Anzellotti (Akkordeon) Winter & Winter 910 254-2 (2017/18)

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Jacques Morel: Premier Livre de Pièces de Violle; La Sagna (2018)

Was es doch alles noch immer zu entdecken gibt, obwohl so manches Opus schon lange als Faksimile vorliegt. Dies gilt auch für den 1709 erschienenen ersten (und einzigen) Druck mit Werken von Jacques Morel, einem Schüler von Marin Marais, über den praktisch nichts bekannt ist. Hingegen spricht seine Musik noch immer in eindrücklicher Weise zu uns. Man merkt es Alejandro Marías (Viola da gamba) und seinen musikalischen Freunden geradezu an, wie grundlegend und gründlich sie sich dieser teilweisen Ersteinspielung angenommen haben (zwei der Suiten und die Chaconne en trio liegen

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Nicola Porpora: Cello Concertos & Sonatas; Ensemble MVSICA PERDVTA (2017)

Enttäuschte Erwartungen. Nicht nur das von Renato Criscuolo betätigte Solocello klingt seltsam unfrei. Auch das begleitende Ensemble hinterlässt den Eindruck einer unbeseelten Musikausübung. Wie diese Musik wirklich zum Klingen gebracht werden kann, das hat auf dem selben Label vor drei Jahren Adriano Maria Fazio mit den co-komponierten Cellosonaten aus der Feder von Porpora und Giovanni Battista Costanzi gezeigt. Nicola Porpora: Cello Concertos & Sonatas; Ensemble MVSICA PERDVTA Brilliant Classics 95279 (2017)

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La fil d’Ariane: Werke von Pietro Antonio Locatelli und Alex Nante (2018)

Kaum gibt es eine ausreichende Auswahl von aufführungspraktisch adäquaten Einspielungen der technisch anspruchsvollen Kompositionen Pietro Locatellis, ereilt das Œuvre des in Amsterdam sesshaft gewordenen italienischen Meisters schon der Ritterschlag des 21. Jahrhunderts: Gleich ob Concerto, Concerto gros­so oder Sinfonia – die mehrsätzigen Werke werden in ihrem Ganzen von zeitge­nössischen Reflexionen durchbrochen. Hier sind es Stücke des argentinischen Komponisten Alex Nante (*1992), die sich weiterdenkend einfügen oder kontrast­reich absetzen. Am Ende konkurrieren dann aber doch zwei kaum zu vermittelnde Welten auf engem Raum miteinander. Da kann einem beim Hören auch der