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Peter Tchaikovsky: Symphony No. 6 „Pathétique“ – Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko

Mit einem neuen Chefdirigenten ist es wie mit einem neu verpflichteten Trainer einer international erfolgreichen Mannschaft: Man weiß mit stolz geschwellter Brust, dass man zur Spitze gehört und gehören wird. Das erste, spielerisch gewonnene Match wird rasch als Vorgeschmack auf künftige große Erfolge gedeutet. So auch in der noch jungen Ehe zwischen den Berliner Philharmonikern und Kirill Petrenko, noch dazu in einem Vorwort des Orchestervorstands. Freilich: In Berlin wählen sich die Musiker ihren Chef selbst. Doch war wenigstens für einen Moment auch außerhalb ein Hype zu verspüren, ausgelöst durch das

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Mieczyslaw Weinberg: Symphony No. 2 / Symphony No. 21 „Kaddish“

Irgendwie konnte sich die Deutsche Grammophon nie so recht entscheiden, wie sie ihr bestes Markenzeichen gestaltet. Einige Jahre war das prägende „Gelb-Label“ gar vollständig vom Cover verdrängt bzw. unscheinbar in die Ecke gestellt, nun ist es seit einiger Zeit wieder vermehrt präsent. Gut so, sagt sich der Sammler. Er kann im bedrohten Wald des CD-Marktes auf diese Weise auch leichter zwischen Baum und Borke unterscheiden. Wer aber hat schon einmal genauer hingesehen? Da stehen in fetten Lettern einmal Komponist und Werk, ein anderes Mal aber die Interpreten. Und die Reihenfolge

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Sir Richard Rodney Bennett: Orchestral Works Vol. 3 – BBC Scottish Symphony Orchestra, John Wilson

Eher die Musik als seinen Namen wird man aus einem Abspann kennen: denn Richard Rodney Bennett schrieb den Filmscore zu dem Kino-Klassiker Mord im Orient-Express (1974). Von ihm selbst lediglich als „musikalischer Journalismus“ abgewertet, brachte diese Arbeit dennoch ökonomische Sicherheit (nachdem Bennett bereits Schriften von Pierre Boulez ins Englische übersetzt hatte). Sein übriges Schaffen ist hierzulande aber noch immer unbekannt. Daran könnte die sorgfältige Einspielung seiner Orchesterwerke vielleicht etwas ändern. Jedenfalls fächern John Wilson und das BBC Scottish Symphony Orchestra das alles andere als einseitige Œuvre in seiner ganzen stilistischen

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Gustav Mahler: Titan. Eine Tondichtung in Symphonieform – Les Siècles, François-Xavier Roth

Bereits die Werkbezeichnung der Komposition macht bei dieser CD klar, welche Fassung gespielt wird: nicht etwa die Erste Sinfonie mit dem ausgeschiedenen „Blumine“-Satz, sondern vielmehr die als „Titan“ bezeichnete mehrsätzige Sinfonische Dichtung, wie sie am 27. Oktober 1893 in Hamburg uraufgeführt wurde. Mehr noch: François-Xavier Roth und sein Ensemble, besser: Orchester Les Siècles haben auf Originalinstrumenten genau jenen Ton in fabelhafter Weise getroffen, der Mahler wohl vorgeschwebt hat. Und so wird hier wirklich etwas aus der Natur in Tönen lebendig – im Detail peinlichst ausgehört und technisch brillant umgesetzt, bisweilen

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Jet Set! Classical Glitterati – The New Dutch Academy

Mit dem Titel dieses Albums darf man sich schwertun. Denn weder den langjährigen Goethe-Vertrauten Carl Friedrich Zelter (1758–1832) noch den in London wirkenden Carl Friedrich Abel (1723–1787) darf man zum schicken Jetset zählen (ob nun mit oder ohne Jet). Auch die Bezeichnung „Classical Glitterati“ ist nicht gerade glücklich gewählt. Dazu ist Zelters Bratschenkonzert (ein seltenes Original) von der Erfindung und Ausarbeitung her einfach zu bieder. Aber diese Sinfonien von Abel! Wer hier nur milde lächelt, sollte seine Ohren spitzen. Denn es sind Werke von stupender thematischer Erfindung und unglaublichem Reiz.

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Wolfgang Amadeus Mozart: Le Testament Symphonique – Le Concert des Nations, Jordi Savall

Mozarts später Sinfonien-Trias nimmt sich Jordi Savall in gewohnt enzyklopädischer Weise an: mit einem dicken mehrsprachigen Booklet, aber auch auf einer Doppel-CD, die den Bezug der Werke untereinander herstellen soll. Die doppelte Abbildung von KV 550 ermöglicht es, einmal die Sinfonien in Es-Dur und g-Moll, ein anderes Mal die in g-Moll und C-Dur unmittelbar aufeinander folgend zu hören (wenn man nicht ohnehin eine kleine Pause machen möchte). Warum dies aber mit derselben Einspielung geschieht, bliebt ein Rätsel; jedenfalls hätte sich bei einer solchen Disposition die Produktion beider „Fassungen“ geradezu angeboten

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François-Joseph Gossec: Symphonies op. IV – Deutsche Kammerakademie Neuss, Simon Gaudenz

Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass dieses Opus 4 im Jahre 1759 gedruckt wurde – so modern ist es und so klar ist darin schon die Zukunft der Gattung zu erkennen. Die Mannheimer Schule mit ihren Manieren lugt dabei aus allen Ecken und Enden hervor. Tatsächlich war François-Joseph Gossec (1734–1829) kein gestriger Komponist, er avancierte in Paris zu einem gefragten Kapellmeister und Komponisten. Als „offizieller Komponist“ der französischen Revolution schuf er zahlreiche Gebrauchsmusiken, die ebenso funktional wie herausragend waren. Vielleicht ist also mit dieser CD endlich ein Anfang gemacht,