Philippe Manoury

Philippe Manoury

Ohne Zweifel. Diese Produktion gehört zu den interessantesten mit vier Händen und zwanzig Fingern aus den letzten Jahren – und Philippe Manoury versteht es auf sehr beeindruckende, originelle und originäre Weise, den Klangbereich traditioneller akustischer Instrumente durch elektronische Verfahren zu erweitern, zu verfremden oder auch in Schleifen fortzusetzen. Wer einmal mit Manoury selbst gesprochen hat versteht, dass ihm daran nichts ein bloßes Spiel ist, sondern er mit den neuen, immer einfacher mittels Programmen umzusetzenden und zugleich akustisch komplexer werdenden Möglichkeiten versucht, Räume zu erweitern sowie zwischen dem konkreten Klang und

Amy Beach

Amy Beach

Bereits das Cover ist mir höchst sympathisch. Denn was kann es Schöneres geben, als die Sommerfrische auf dem Meer zu genießen? In diesem Fall war es Julius LeBlanc Stewart, der 1890 mit dem Gemälde On the Yacht ›Namouna‹ eine Szene des ausgehenden 19. Jahrhunderts festhielt. Das luxuriöse Schiff (mit Tiffany-Ausstattung und einem Hybrid-Antrieb im «verkehrten» Sinn) war eine dreimastige hochseetaugliche Dampfyacht und gehörte für fast zwei Jahrzehnte James Gordon Bennett jun., dem Verleger des New York Herald. Bennett agierte (aus privaten Gründen) von Europa aus – und damit ist wenigstens

Ries – Ogiński – Dussek

Ries – Ogiński – Dussek

Die mehrfache Teilung, die vorübergehende Auslöschung der stolzen Nation von der europäischen Landkarte und die Errichtung eines künstlichen Kongress-Gebildes machte die polnische Frage schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer europäischen – politisch wie musikalisch. Besonderen Ausdruck fand sie in den zahlreichen Polonaisen, die in Paris, Wien und anderswo komponiert und gedruckt wurden. Zugleich war es der charakteristische Rhythmus dieses polnischen Schreittanzes, der über einen bestimmten Zeitraum, von der Zensur nicht greifbar, wie ein Sigel wirkte. Heute ist von dieser einstigen Symbolik nichts mehr zu spüren, und das Repertoire

Tournament for Twenty Fingers

Tournament for Twenty Fingers

Ein Album, das die ästhetische Zerrissenheit des 20. Jahrhunderts ganz unprätentiös vierhändig auf einem oder zwei Flügeln dokumentiert. Denn wo einst andernorts radikale Avantgardismen proklamiert wurden, gab es (zumal in Großbritannien) Komponisten, die die Brücken in die Vergangenheit nicht einrissen, sondern über diese mit gutem Gepäck und sehenden Auges in die Zukunft gingen. Dass etwa Lennox Berkeley (1903–1989) noch 1954 eine Sonatina in Es-Dur komponierte, mag ebenso erstaunen wie die Selbstverständlichkeit, mit der er seine angeblichen, vermeintlichen oder auch nur sehr eigenwillig gesetzten «seriellen» Variationen über ein eigenes Thema (1968)

Jan Ladislav Dussek

Jan Ladislav Dussek

«Jene Musik, die wir die klassische zu nennen gewohnt sind, habe ich als Kind kennengelernt durch Vierhändigspielen.» So notierte es Theodor W. Adorno im Jahre 1933 in seinem Essay Vierhändig, noch einmal. Tatsächlich lebten viele Opern, Sinfonien und auch Streichquartette im bürgerlichen Salon oder in der Guten Stube auch noch nach der Erfindung der mechanischen Reproduzierbarkeit von Musik in solchen Bearbeitungen fort, die mit 20 Fingern zum Klingen gebracht werden konnten – zur Vorbereitung eines Konzertbesuchs oder auch nur, um an den großen Ideen allerorten teilzuhaben. Heute jedoch steht es