6. Dezember 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Café Zimmermann :: Werke u.a. von A. Vivaldi, J.S. Bach, Ch. Avison, C.P.E. Bach

Café Zimmermann :: Werke u.a. von A. Vivaldi, J.S. Bach, Ch. Avison, C.P.E. Bach
Café Zimmermann :: Werke u.a. von A. Vivaldi, J.S. Bach, Ch. Avison, C.P.E. Bach

Manche CD-Box zeigt unerbitterlich, wie die Zeit vergeht. In diesem Fall ist es eine ansehnliche Sammlung von 16 CDs, die zum 20-jährigen Bestehen von Café Zimmermann erschienen ist. Einst im Umkreis der Basler Schola Cantorum gegründet, machte das Ensemble gleich mit seiner ersten Veröffentlichung Furore und erlebte den Durchbruch: Johann Sebastian Bach. Concerts avec plusiers instruments I.

Zu den konzertanten Werken mit Cembalo, Violine oder Oboe sowie den Brandenburgischen Konzerten gesellten sich bald noch die Ouvertüren hinzu – ein Großprojekt, mit dem sich die Musiker fanden, das mehrere Jahre und insgesamt sechs Einzelveröffentlichungen in Anspruch nahm, und das seither (auch im Selbstverständnis) „Kern“ und „Marke“ von Café Zimmermann geworden und geblieben ist. Und tatsächlich haben diese Einspielungen nichts von ihrer Frische und ihrem Charme verloren. Fast scheint es so, als ob die eng gewobene Faktur des polyphonen Satzes die Musiker besonders inspirierte.

Spüren kann man dies auch in den beiden weltlichen Kantaten (BWV 30a und 207). Wo Café Zimmermann aber aus diesem Kanon heraustrat und sich anderem Repertoire widmete, konnte es für mein Gefühl nicht vergleichbar überzeugen: Bezeichnenderweise blieben die Einspielungen der Avison-Concerti (2002) wie auch von Vivaldis op. 3 (2012) bei der Hälfte stehen.

Hinsichtlich des nur gelegentlich berücksichtigten französischen Repertoires gesteht Konzertmeister Pablo Valetti im Interview frei heraus, dass es im Repertoire von Café Zimmermann „einen weniger zentralen Platz“ einnimmt. – Seit 2011 als Artist in Residence am Grand Théâtre de Provence beheimatet, ist es heute um das Ensemble etwas ruhiger geworden. Entsprechend wirkt die Box, überdies angereichert durch die Einspielungen mit Céline Frisch (Cembalo), nicht nur wie eine Jubiläums-Ausgabe, sondern auch wie eine abschließende Retrospektive. Aber vielleicht ist dies auch nur ein Trugschluss, der bald aufgelöst wird.

Café Zimmermann :: Werke u.a. von A. Vivaldi, J.S. Bach, Ch. Avison, C.P.E. Bach
Alpha ALP 434 (2000–2016)

HörBar<< The Golden Age »Cello 1925« (Werke von Hindemith, Ibert, Toch und Martinů)Norbert Burgmüller, Ludwig Schuncke, Johann Nepomuk Hummel: Klaviersonaten >>

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

    View all posts
hoerbar_nmz

Der HörBar-Newsletter.

Tragen Sie sich ein, um immer über die neueste Rezension informiert zu werden.

DSGVO-Abfrage*

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Teil 1 von 7 in Michael Kubes HörBar #003 – 2019/01