Páll Ragnar Pálsson

Páll Ragnar Pálsson

Dass es nicht immer eines digitalen Sounddesigns bedarf, um ungehörte Klänge oder neue Spektren in einem sich komplex entwickelnden akustischen Raum zu erschaffen, belegt Páll Ragnar Pálsson (geb. 1977) höchst eindrücklich. Die auf diesem Album versammelten Kompositionen stammen aus den Jahren zwischen 2011 und 2018 und reflektieren die unterschiedlichen Erfahrungen, die Pálsson sowohl in der Freiheit der isländischen Indie-Szene gesammelt hat, wie auch die in den eher akademischen Zirkeln während seiner Studienzeit in Tallinn (Estland). Bei den fünf Werken handelt sich nahezu durchwegs (und das ist durchaus signifikant) um Partituren

Viktor Orri Árnason

Viktor Orri Árnason

Es gab Zeiten, in denen wurden Landschaften, mitunter gar ganze Welten in Sinfonien entworfen – in einem wundervollen Spagat zwischen traditioneller Gattung und persönlicher Ausdeutung. Entstanden sind dabei Partituren von Weltrang, die noch immer faszinieren, die zum Nachdenken oder Träumen anregen, zu Tränen anrühren. Im hochmusikalischen Norden hat es wohl allein Finnland geschafft, sich rechtzeitig aus der stilistischen Falle der Nationalromantk zu befreien – ausgerechnet im überlangen Schatten von Sibelius. Auf Island musste man sich gar nicht erst absetzen: Das Land war terra incognita – und Jón Leifs gelang es

Anna Thorvaldsdottir

Anna Thorvaldsdottir

Oft genug ärgere ich mich über CD-Produktionen, bei denen zwischen den Sätzen eines Werkes keine atmenden Pausen gesetzt wurden, gelegentlich sogar unterschiedliche Kompositionen dicht gepackt aufeinanderfolgen. Wenn dies geschieht, dann ist es nicht nur eine Fahrlässigkeit gegenüber dem jeweiligen Komponisten, sondern mehr noch gegenüber dem geneigten Hörer, der aus jedem Live-Konzert ganz anderes gewohnt ist. Was waren das für Zeiten, als einige Labels am Ende eines Albums noch bis zu einer Minute in sich ruhender «Stille» mit auf die CD packten – nur um zu vermeiden, dass der Laser nach

Jóhann Jóhannsson

Jóhann Jóhannsson

Wenn ein solches Album bei der Deutschen Grammophon erscheint, dann deutet das auf mindestens eine Eigenschaft der Musik hin: Entweder sie gehört zum unumstößlichen Standardrepertoire, sie wird von weltweit unangefochtenen Interpreten gedeutet – oder sie ist irgendwie «hip»beziehungsweise wendet sich an die Gruppe der Hipster. Nun gehöre ich wahrlich nicht zu den Letztgenannten (ich interessiere mich zum Glück auch für Geschichte, aus der man zumeist sehr wohl lernen kann); vielleicht fehlen mir daher die «richtigen» Kategorien, nach denen (nicht nur) dieses Album zielgruppengerecht zu bewerten ist. Allein die Art der

Gunnar Andreas Kristinsson

Gunnar Andreas Kristinsson

Island ist noch immer eine vergleichsweise junge Musiknation. Ohne institutionelle Infrastruktur waren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nahezu alle musikalisch Begabten gezwungen, für Ausbildung und Karriere die heiße Vulkaninsel im kalten Nordatlantik zu verlassen. Ein Sinfonieorchester war hier erstmals im Sommer 1926 zu hören, als Jón Leifs mit den Hamburger Philharmonikern eine Konzertreise dorthin unternahm (wohl für alle Seiten eine Sensation). Dass es heute eine sehr rege Szene gibt, liegt an verschiedenen Förderungen und Faktoren – mit Sicherheit aber auch an der Landschaft, die bei vielen zeitgenössischen isländischen Komponisten