Voix du ciel. Polyphonies médiévales et chants sacrés

Voix du ciel. Polyphonies médiévales et chants sacrés – Ensemble Gilles Binchois

Man muss zuerst einmal suchen, um die Anlage diese Doppel-Albums zu verstehen. Schließlich aber hilft die Website des Ensembles: Es handelt sich letztendlich um eine Kompilation von Stücken aus den letzten sieben CDs des Ensembles Gilles Binchois, das aktuell auf seinen 40. Geburtstag zurückschauen kann. In die zurückliegenden Jahrzehnte fallen dabei nicht nur zahlreiche Auszeichnungen, sondern auch ein Generationenwechsel. Was bleibt, sind sehr genau ausgehörte, konzentrierte und nur sparsam mit Instrumenten angereicherte Realisationen eines vielfach mehr als 800 Jahre entfernten Repertoires. Dass sich die Stimmen dabei nicht immer in Konsonanzen

Guillaume Du Fay: Motets, Hymns, Chansons, Sanctus Papale

Guillaume Du Fay: Motets, Hymns, Chansons, Sanctus Papale

Zwar keine Enzyklopädie, doch ist es dem Ensemble Blue Heron trefflich gelungen, auf einer einzigen CD sowohl eine Übersicht über alle von Dufay mit Kompositionen bedachten Gattungen zu geben als auch aufführungspraktische Varianten klanglich zu realisieren: die Größe des Ensembles (solo vs. chorisch), bei untextierten Stimmen den gelegentlichen Gebrauch von Instrumenten oder der Vokalise, die Entscheidung zwischen b durum und b molle. All das wird im Booklet ausführlich und verständlich besprochen, mehr aber noch wiegt die wirklich sensible Interpretation der Werke, die Dufay als den herausragendsten Meister seiner Generation zeigen.

Alfonso X el Sabio: Cantigas de Santa Maria – Jordi Savall u.a.

Alfonso X el Sabio: Cantigas de Santa Maria – Jordi Savall u.a.

Nach 25 Jahren (wieder) verfügbar, setzen die Aufnahmen dieser CD ein Denkmal für Alfons X von Kastilien (1221–1284), jedenfalls für seine in den Cantigas de Santa Maria versammelten Dichtungen und Vertonungen. Von den 420 Nummern des Codex wurden 14 realisiert – farbenprächtig gesungen und gespielt durch ein verblüffend großes Ensemble mit Klängen zwischen Okzident und Orient. Auch wenn bei diesen Realisierungen vieles Spekulation blieben muss, so gewinnt man am Ende doch eine recht lebendige Vorstellung über das Musizieren der Troubadours jener Zeit: Rhythmisch lange nicht so anspruchsvoll wie das Repertoire

Johannes Ockeghem: Masses 2 – Beauty Farm

Johannes Ockeghem: Masses 2 – Beauty Farm

Wer sich am Namen des Ensembles und dem Cover stört, der möge einmal im Katalog des Labels „Fra Bernardo“ stöbern. Schnell wird klar, dass es sich lediglich um eine poppig stilisierte Weiterentwicklung des Art-Designs von Produktionen mit dem Ensemble „The Sound and the Fury“ handelt. In beiden Fällen handelt es sich um herausragende Interpretation nicht minder hochkarätiger Werke aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Hier (Folge 2 einer Gesamteinspielung?) finden sich auf zwei CDs insgesamt vier Messen von Johannes Ockeghem: die frühe Missa Caput, die vielleicht auf ein Werk von Dufay

Splendor da ciel. Rediscovered Music from a Florentine Manuscript

Splendor da ciel. Rediscovered Music from a Florentine Manuscript

Umweltbewusst nutzen wir heute selbstverständlich die Rückseite eines längst verbrauchten Papiers für flüchtige Notizen. Vor vielen Jahrhunderten wendete man ein ähnliches Verfahren an, um wertvolles Pergament nochmals zu beschreiben: Mehr oder weniger sorgfältig wurde dazu die Buchbindung gelöst, ältere, offenbar wertlos gewordene Beschriftungen auf den Blättern ausrasiert und am Ende wieder ein neues Konvolut gebunden. Die ältere Schicht scheint meist endgültig verloren, so auch bei einer umfangreichen Handschrift mit Musikrepertoire aus dem italienischen Trecento, die ab 1504 in Florenz für ein Verzeichnis über Erwerb und Vermietung von Immobilien weitergenutzt wurde.

Johannes de Lublin tablature (1540) – Corina Marti (Renaissance Cembalo)

Johannes de Lublin tablature (1540) – Corina Marti (Renaissance Cembalo)

Mit 39 Nummern wird auf dieser CD zwar nur eine kleine Auswahl aus der insgesamt 520 Seiten umfassenden Tabulatura Joannis de Lublin präsentiert. Doch diese Kompilation macht Lust auf mehr, spielt doch die aus der Schweiz stammende Corina Marti die 1540 zusammengetragenen Stücke und Intavolierungen mit einer hinreißenden Musikalität, die technisch wie gestalterisch nichts vermissen lässt. Ganz im Gegenteil muten die Klänge des nachgebauten Renaissance-Cembalos so unmittelbar, so modern an, dass man die enorme zeitliche Distanz von bald 500 Jahren rasch vergisst. Für mich eine der inspiriertesten Einspielungen seit langer