Futurism and Early Italian Avantgarde – Steffen Schleiermacher, Klavier

Futurism and Early Italian Avantgarde – Steffen Schleiermacher, Klavier (2018)

Eine CD voll rätselhafter Stücke. Nicht alles folgt dabei der brutalen Ästhetik des Futurismus, durchwegs aber handelt es sich um Raritäten des Repertoires. Mehr als nur gelegentlich drängt sich der Eindruck auf, als würden die mitunter lärmenden Werke den glühenden Manifesten ihrer Autoren um Meilen hinterherhinken. Und dennoch: Steffen Schleiermacher hat erneut einen Werkbestand ausgegraben, eingespielt und im Booklet kommentiert, der schon beim ersten Hören verblüfft, Fragen aufwirft und zum Weiterdenken anregt – zumal der stilistische Bogen weit gespannt ist: von Pratellas Battaglia (1913) bis hin zu Casellas seltsam geheimnisvoller

London. Une histore de la musique de chambre londonienne Vol. 1

London. Une histore de la musique de chambre londonienne Vol. 1

Der Titel liest sich ein wenig sperrig und enzyklopädisch. Davon ist aber bei der lebendigen Produktion nichts zu spüren. Im Gegenteil: Spielfreudig und ohne manierierte Attitüde ist etwas von dem Geist einer Zeit zu spüren, in der sich nicht nur das Bürgertum, sondern auch die Musiker zunehmend von den Fürstenhöfen emanzipierten. Werke u.a. von Godfrey Finger, Henry und Daniel Purcell stehen auf dem Programm – interpretiert mit einem eher französischen als kantig italienischen Goût. Die Einführung von Florence Bolton ist lesenswert. London. Une histore de la musique de chambre londonienne

William Alwyn, Doreen Carwithen: Music for String Quartet – Tippett Quartet

William Alwyn, Doreen Carwithen: Music for String Quartet – Tippett Quartet

Eine CD, die Werke von William Alwyn (1905–1985) und seiner Schülerin Doreen Carwithen (1922–2003) versammelt. Eine fraglos reizvolle Konzeption, die aber noch weiter zu denken ist: Denn die eingespielten Werke verweisen harmonisch wie klanglich auf eine eigene Tradition des Streichquartetts auf der Insel. Der Bogen wird gespannt von Alywns Winter Poems (1948) bis zu seinem gewichtigen Streichquartett Nr. 3 (1984), die chronologisch die beiden hörenswerten Werke von Carwithen (1945 und 1950) umrahmen. Das Tippett Quartet spielt engagiert und arbeitet den charakteristischen britischen Ton der Partituren heraus. Nebenbei: Im Booklet wird

Pelle Gudmundsen-Holmgreen: Complete String Quartets Vol. 1 – Nordic String Quartet

Pelle Gudmundsen-Holmgreen: Complete String Quartets Vol. 1 – Nordic String Quartet

Die Geschichte des Streichquartetts ist die eines zeitlosen Erfolgs. Was diese Gattung über die Jahrzehnte und Jahrhunderte überstanden hat, ist gigantisch. Denn während die Welt mehrfach in Flammen stand, radikale Wege der stilistischen Reflexion und Erneuerung gesucht wurden, hat es schlichtweg überlebt, mehr noch: es hat seinen klaren, abstrakten Klang immer in den Dienst der ewigen Erneuerung gestellt und dennoch (ästhetisch) nie an Reiz verloren, auch nicht abgehoben im Helikopter. Das dänische Kult-Label dacapo (man könnte auch von einem staatlich geförderten Musikmonopol sprechen) setzt nun mit der begonnenen Einspielung aller

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Pehr Henrik Nordgren: As in a Dream (2018)

Pehr Henrik Nordgren (1944-2008) zählt in unseren Breitengraden (und weit darüber hinaus) noch immer zu den Komponisten, die man als rare Geheimtipps handelt. Kaum einmal im Konzert live aufgeführt (es mangelt an Mut, wohl auch an Kenntnis!), ist man also auf Einspielungen angewiesen. Hier leistet das finnische Label Alba seit Jahren Pionierarbeit auf hohem und höchstem Niveau. Letzteres verbürgt hier das Ostrobothnian Chamber Orchestra, geleitet von seinem prägenden spiritus rector Juha Kangas, der einst mit Nordgren gemeinsam studierte – und so vielleicht auch eine gewisse Authentizität der Interpretation für sich

Waxman: Carmen-Fantasie / Schostakowitsch: Violin Concerto No. 1 op. 77

Waxman: Carmen-Fantasie / Schostakowitsch: Violin Concerto No. 1 op. 77

Schwer ist es, im Music-Biz seinen Weg zu finden. Vollendete Technik ist da nur noch eine von vielen Voraussetzungen, ebenso wie glänzender Preisträger bei dem einen oder anderen Wettbewerb zu sein. Mit dieser CD und einem interpretatorisch höchst anspruchsvollen Repertoirestück macht nun Moné Hattori auf sich aufmerksam. Ihr gelingt – bestens sekundiert vom DSO Berlin – eine Lesart, an der zwar nichts falsch ist, der es aber dennoch an jenem inneren Glühen und bezwingenden Wehen fehlt, das einen erst das Leben lehrt. Warum die Aufnahme nach drei Jahren erst jetzt

Esa-Pekka Salonen: Cello Concerto (2017)

Esa-Pekka Salonen: Cello Concerto (2017)

Eine Ein-Werk-CD, die mit einer Spielzeit von 35 Minuten ziemlich kurz geraten ist. Das Cellokonzert von Esa-Pekka Salonen zieht wie der bunte Farbreigen eines Kaleidoskops vorüber (es handelt sich um den Mitschnitt der Uraufführung vom 8. Februar 2018): nachimpressionistisch der erste Satz, der zweite mit hörbaren Anleihen an Rautavaaras Cantus Arcticus (1972), und ein ethno-rhythmisch geprägtes Finale. Alles in allem bleibt die Partitur zu unverbindlich in der Aussage. Sie lebt vielmehr durch ihre Interpreten – und dies wohl am besten live im Konzertsaal. Esa-Pekka Salonen: Cello Concerto (2017) Yo-Yo Ma