An der Musik von Skalkottas fasziniert vor allem sein ganz eigener, unverkennbarer Stil, der die Abstraktion der Dodekaphonie im Tonsatz melodisch und harmonisch bindet – und zwar durch eine ganz eigene strukturelle Ausformung des Reihenmaterials, die auch subkutane Bezugspunkte mitdenkt. Und so fühlt man sich eher an Alban Berg als an Arnold Schönberg erinnert. Zugleich ist in der Gestaltung der solistischen Violinpartien, die durchgehend fließen und gänzlich idiomatisch angelegt sind, sofort der «Musiker» Skalkottas zu spüren: Berg musste sich noch von dem Geiger Louis Krasner anregen lassen, Skalkottas hatte die die Musik quais selbst in der Hand. Vor allem führt er seine Linien mit kalkulierter Dramaturgie aus, macht gleichsam musikalische «Strecke», ohne ins Leere zu laufen oder sich zu überanstrengen. Das verleiht dem knapp halbstündigen Violinkonzert (1937/38) eine imponierende Zugkraft, das Blasorchester im Doppelkonzert (1939/40) dem Ganzen höchst interessante Farben – mehr, als man dies aus den Konzerten von Weill oder Schulhoff kennt (die aber auch explizit fürs Radio schrieben). Die Interpretationen sind vollständig ausgehört und lassen die Partituren als das erscheinen, was sie sind: große, sehr eigene und eigenständige Musik.
Nikos Skalkottas. Concerto für Violine und Orchester A/K 22 (1937/38); Concerto für Violine, Viola und Blasorchester A/K 25 (?1939/40)
George Zacharias (Violine), Alexandros Koustas (Viola), London Philharmonic Orchestra, Martyn Brabbins
BIS-2554 (2020, 2022)