Trio Roseau / Mozart

Trio Roseau / Mozart

Es gab eine Zeit – noch dazu die längste innerhalb der Musikgeschichte –, in der man nicht so ohne weiteres in jedem Moment alles bequem abrufen konnte. Am Anfang der „mechanischen Musikreproduktion“ stehen singuläre Automaten, es folgten Klavierrollen, Schallplatten, Bänder, die CD, und nun das rein digitale Streaming. Wer aber einst Musik hören wollte, musste entweder Glück haben oder diese selbst spielen. Ende des 18. Jahrhunderts blühte die Harmoniemusik auf – reine (allenfalls durch einen Kontrabass ergänzte) Bläserensembles, die besonders durch die Verbreitung der wandlungsfähigen Klarinette einen bedeutenden Aufschwung erlebten.

Homage to Bach

Homage to Bach

Johann Sebastian Bach hat selbst viele eigene Stücke bearbeitet, in andere Besetzungen und Gattungen und in deren jeweilige Kontexte transformiert; und die nachfolgenden Generationen haben dies über Jahrzehnte und Jahrhunderte so weitergeführt. Seine Musik birgt derart viele Möglichkeiten ins sich, dass es kaum Grenzen zu geben scheint – und zwar in jede Richtung. Für mich liest sich in diesem Zusammenhang der von Paul Cassidy stammende Booklet-Essay allerdings eher wie eine Rechtfertigung seiner eigenen, hier eingespielten Bearbeitung der Bach‘schen Sonaten für Violine solo für Streichquartett. Sie verlangt ein paar gedankliche Sprünge:

Mozart / Ignaz von Seyfried

Mozart / Ignaz von Seyfried

Verblüffend. Bei fast jeder Geste wird man denken: Ja, so ist es recht instrumentiert. Nur in der Gesamtschau will das doch nicht so recht passen. Wo also liegt der «Fehler»? Zunächst einmal nicht bei der Produktion selbst, die hier in jeder Weise eine Pionierarbeit vorlegt – eine Ersteinspielung gar. Und solange nicht weitere Planeten mit stehenden Ensembles besiedelt sind, werde ich das Präfix «Welt-» prinzipiell auslassen; «Welt» meint hier wohl eher «Erde» als »Universum». Des weiteren muss man nicht erst in die Noten der Vorlagen dieser Bearbeitungen hineinschauen, um zu

Respighi / Bach & Rach

Respighi / Bach & Rach

Wer von den geneigten HörBar-Leser:innenim etwas fortgeschrittenen Alter kann sich nicht an sie erinnern? – an die beeindruckenden, aber auch vor Pathos nur so triefenden Bach-Bearbeitungen von Leopold Stokowski, die sich im Schallplattenschrank oder beim Schallplattenhändler des Vertrauens fanden. Es war die Zeit, in der die historische Aufführungspraxis noch neu war und sich nach eigenem Suchen erst noch einen Platz erarbeiten musste. Als Orchester-Arrangement hingegen war die Alte Musik fester Bestandteil des städtischen Sinfoniekonzerts – heute so (und in den dargebotenen Interpretationen) kaum mehr vorstellbar. Und doch: im Web findet

Gruppo Montebello

Gruppo Montebello

Schon lange sind jene Bearbeitungen kein Geheimtipp mehr, die zwischen 1918 und 1921 für die halböffentlichen Konzerte des von Arnold Schönberg gegründeten Vereins für musikalische Privataufführungen angefertigt wurden. Dort hatte man sich unter Ausschluss der meist lauthals aufschreienden Kritik zusammengefunden, um ohne ästhetische Polemik oder auch politische Ressentiments allein die Musik sprechen zu lassen. Die Regeln waren klar gesetzt: bestmögliche Interpretation durch gründliche Probenarbeit, inhaltlich engagierte Musiker:innen, wiederholte Aufführungen zum besseren Verständnis, das Verbot jeglicher Meinungsäußerungen. Gespielt wurden zunächst bis zu achthändige Klavierauszüge; bald kam indes die Erweiterung zum Kammerensemble,