19. März 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Concerto for Violin and Orchestra No. 2

Concerto for Violin and Orchestra No. 2

Das blau-gelbe Cover dieses Albums erscheint farblich bedrückend aktuell und wie ein Statement. Und doch ist es eher ein Zufall, denn das Foto stammt von der Uraufführung des Violinkonzerts am 24. Juli 2021 während des legendären Tanglewood Festivals. Es ist ein Spätwerk im besten Sinne des Wortes, denn hier musste sich der Komponist kaum mehr etwas selbst beweisen. Er schaut gleichermaßen zurück wie nach vorn, ist unabhängig von allem und jedem. Noch dazu handelt es sich um ein konzertantes Werk – weit weg von der Leinwand und den bewegten Bildern.

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Concerto for Cello and Orchestra

Concerto for Cello and Orchestra

«Are we allowed to do this?» So lautet in der Erinnerung von Yo-Yo Ma die Frage von John Williams angesichts der thematischen Gestaltung im vierten und letzten Satz seines 1993/94 entstandenen Cellokonzerts. Ein selbst nach Jahrzehnten noch immer interessanter Diskurs zwischen Komponist und Interpret – den ich allerdings eher in die 60er oder 70er Jahre verortet hätte, als der musikalische «Fortschritt» noch gänzlich von der Avantgarde diktiert wurde. Diese Zeit war jedoch in den 90ern vorüber, als musikalische «Nebenwege» plötzlich wieder Gehör fanden und die Melodie, der Gesang wiedergefunden wurde.

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Spotlight on John Williams

Spotlight on John Williams

Dieses Album ist kein Leichtgewicht. Zwar wurden auch hier (wie bei vielen anderen älteren oder aktuellen Veröffentlichungen) zahlreiche Highlights aus den besten Kinoknüllern eingespielt, und doch hat man auf einige der ganzganz großen Nummern verzichtet. Mich hat das zunächst irritiert. Und doch stimmt der Titel in ganz anderer Weise: Ein «Spotlight» richtet sich nicht auf jene allgegenwärtigen Scores, sondern eben auf die Fülle der Stile, durch die John Williams spricht, manchmal gar wie ein komponierendes Chamäleon. An diesem Doppelalbum wird aber auch rasch klar, welchen Instrumenten und natürlich auch Komponisten(!)

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The Berlin Concert

The Berlin Concert

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Atmosphäre dieses Konzertmitschnitts als ein wirklicher Live-Event ist weder bei Spotify noch auf anderen Streaming-Plattformen so zu erleben wie auf dieser Doppel-CD. Nur hier gibt es den begeisterten Applaus der Fans, nur hier sind einige der persönlichen Geschichten und Geschichtchen zu hören, mit denen der Großmeister des Hollywoodfilms knapp vor seinem 90. Geburtstag mit Sympathie und Frische durch das Programm führte. Und man wird wirklich überrascht: Denn dieses Konzert vom Oktober 2021 stellt zugleich den ersten Berlin-Besuch von John Williams dar. Wer hätte

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the BEING orchestra: insight inside

the BEING orchestra: insight inside

In welche Kategorie fällt eigentlich so etwas? Kunstbuch mit Klang-CD? Hörbuch? Bilderklangwerk? Thomas Matthias Krohn (Komposition) und Dietmar Wagner (Artwork) haben in einer LP-Hülle eine entsprechend großformartige Kunsteinlage platziert. Daran heftet sich eine CD mit 10 Tracks, die offenbar weitgehend aus und mit dem Computer generiert wurde. Denn Musiker:innen werden nicht eigens erwähnt. Krohn selbst ist Schlagzeuger und so dürfte die Perkussionsklänge wohl von echten Instrumenten stammen und nicht aus der Klangbibliothek. Das alles läuft unter Art Can Care. Kunst kann kümmern. Den Anspruch und den Willen dazu nimmt man

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Matthias Engelke: Zeitfrei

Matthias Engelke: Zeitfrei

Eine eigene musikalische Welt stoßen hier Matthias Engelke und Maraile Lichdi auf. Natürlich, wer macht das nicht oder hätte nicht diesen Anspruch. Die eigene Welt hier ist keine gänzlich unbekannte, aber doch nie Gehörte. Diese CD mit ihrem wunderbaren Artwork in Booklet und Cover ist gleichwohl speziell und von unerhörter Faszination. Die Kompositionen begeben sich in einer Mischung aus Original-Klängen (Musique concrète) und mittels weiterer technischer Verfahren verfremdeter Klänge auf Wanderschaft in subtilste Klangmischungen und rhythmische Muster. Wie soll man das erklären. Die Musik tänzelt gewissermaßen auf Stiltechniken neuer Musik,

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Fleischwolf – Einst

Fleischwolf – Einst

Auch nicht ganz alltäglich: Ein Duo, bestehend aus Violine/Viola und Computer. Nennt sich Duo Fleischwolf und besteht aus Gunda Gottschalk (violin, alto, voice), Achim Konrad (computer). Man weiß nicht so ganz, wohin das Duo musikalisch zielt, rauschende Partys sind es nicht, Rauschendes ist es auch nicht. Assoziationen mit dem Bild des Fleischwolfs, durch den da Musik gedreht wird, bieten sich zwar sofort an, aber laufen ins Leere. Das sehen die Musiker:innen allerdings in ihrer Selbstbeschreibung durchaus anders. „Das Paradigma hinter den meisten Tracks dieses Albums: Gunda liefert mit ihren Geigen

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Fumio Yasuda

Fumio Yasuda – My Choice

Das sitzt von Anbeginn. Bei einer Rezensionsstrecke hört man sich einige CDs im schnellen Durchgang an. Und sagt sich so: Ja, mmmh, interessant. Und dann gibt welche, die ziehen sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Können Sie mir das mal erklären. Dabei sind es doch nur Klaviertöne zu Beginn! „Kakyoku“, der erste Track. Fumio Yasuda hat hier eine CD zusammengestellt mit Stücken anderer, aber vor allem seiner eigenen. Das Konzept kennen die Älteren unter uns von selbstkompilierten Kassetten und CDs, später Sticks, jetzt Playlists. Der Unterschied, die Aufnahmen bestehen aus

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CD-Cover

Frederico Albanese: The Twelve (2019)

Im Lande des Halls ist alles möglich. Auch diese in sich kreisende und auf der Stelle tretende Musik. Es ist ja nicht so, dass das alles ohne Kunstfertigkeit geschehen würde. So wie ja auch poliertes Chrom an Autofahrzeugen einen Reiz ausübt. Der aufs Auge, dieser aufs Ohr. Der Dreiklang-Terror ist hier noch ein bisschen gebändigt in einem verlangsamten Wechselnoten-Tornado. Wer da sagt, das alles gehe schon in Ordnung, schließlich ist es ja ein Motion Picture Soundtrack, darf damit gerne leben bis ans Ende der Zeit. Die „Neuen Meister“ von heute

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