Joseph Haydn / Giovanni Antonini

Joseph Haydn / Giovanni Antonini

Früher hatten nach Vollständigkeit strebende Langzeitprojekte in der Musik ein hohes Ansehen. Ich erinnere mich an sämtliche Mozart-Sinfonien unter Karl Böhm (noch ganz frei von den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis) und natürlich an die Bach-Kantaten unter Nikolaus Harnoncourt – den LP-Kassetten waren in den großformatigen Beiheften sogar die entsprechenden Partituren der Alten Bach-Ausgabe beigegeben. Ein in dieser Weise auf weit denkende, lesekundige Hörer abzielender Coup erscheint heute undenkbar. Dann kam Anfang der 1980er Jahre die großartige, umfassende Haydn-Edition bei Telefunken/Decca – ein anfänglich noch in blaues Leinen(!) eingeschlagener mehrteiliger Altar

Karel Husa / Tomáš Brauner

Karel Husa / Tomáš Brauner

Er ist einer der großen tschechischen Komponisten des 20. Jahrhunderts – und doch dürfte Karel Husa (1921–2016) den wenigsten allein dem Namen nach bekannt sein. Der Grund dafür sind die politischen und ideologischen Verhältnisse, die dazu führten, dass er Europa in den 1950er Jahren den Rücken kehrte: Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs blieb er in Prag unbehelligt und studierte bis 1951 in Paris bei Arthur Honegger. Als ihm von der Heimat her ein zunehmend scharfer Wind entgegen blies, blieb er vorerst in Frankreich, nahm dann aber 1954 eine Professur

Anton Bruckner / Thomas Dausgaard

Anton Bruckner / Thomas Dausgaard

Thomas Dausgaard ist ein rühriger Dirigent, der einen erkennbar eigenen Interpretationsstil pflegt. Mit dem Swedish Chamber Orchestra (Örebro) hat er etwa für das Label BIS großes sinfonisches Repertoire des 19. Jahrhunderts unter dem Motto «opening doors» eingespielt, obwohl man sich die Besetzung öfters gerne auch größer gewünscht hätte. Die klanglichen Ergebnisse sind noch immer spannend, vielfach gar erhellend. Wie dort schon zu beobachten war, zählt Dausgaard zu jenen Dirigenten, die auf dem Podest gerne auch mit dem Turbo unterwegs sind. Nicht bloß angezogene, sondern gar flotte Tempi zeugen von einer

Johannes Brahms / Iván Fischer

Johannes Brahms / Iván Fischer

Mit wechselnder Intensität nehmen sich Iván Fischer und sein Budapest Festival Orchestra des großen romantischen Repertoires an. Manches überrascht dabei, anderes erfüllt (auf hohem Niveau) die gesetzten Erwartungen nicht ganz. So auch bei diesem Album, das nach mehr als zehn Jahren nicht nur die Gesamteinspielung des vierteiligen Zyklus‘ abschließt, sondern auch eine der beiden viel zu selten gespielte Serenaden berücksichtigt. Dass die rundweg sehr ordentliche und in sich stimmige Aufnahme der dritten Sinfonie bei mir keinen Ehrenplatz am CD-Player erhält, liegt an verschiedenen Aspekten, die sicherlich etwas mit persönlichen Vorlieben

Franz Schubert / Heinz Holliger

Franz Schubert / Heinz Holliger

Mit diesem Album erreicht ein fünfteiliger Zyklus sein Ziel. Dabei haben es Heinz Holliger und das Kammerorchester Basel nicht allein auf die Sinfonien von Franz Schubert abgesehen, sondern wenigstens auch zwei Ouvertüren berücksichtigt (Fierabras und Zauberharfe). Vollständig ist damit das sinfonische Schaffen freilich längst nicht abgebildet – zumindest die reiferen Konzert-Ouvertüren hätten dazugehört, aber diese werden (wie so oft) offenbar einer Gattung scheinbar zweiten Ranges zugerechnet. Dafür bietet das finale Album dieser Reihe eine seltsame Mischung aus authentischem, gangbar gemachtem und bearbeitetem Schubert, die uns in Musik gebannte Vergänglichkeit vor