Accademia Strumentale Italiana

Accademia Strumentale Italiana

Über die Abfolge der einzelnen Nummern innerhalb der Kunst der Fuge ist viel geschrieben und spekuliert worden. Während aber die meisten Einspielungen dem Erstdruck bzw. den danach sich richtenden modernen Ausgaben folgen, greift die Accademia Strumentale Italiana auf das mit drei späteren Beilagen angereicherte Autograph zurück, das Bach zwischen 1745 und 1748 angefertigt hat (die Nachträge sind von ca. 1749). Diese aufführungspraktische «Abweichung» von der Konvention drückt sich auch auf dem Cover aus – und man reibt sich erstaunt die Augen, dass dort im Untertitel wirklich die ordentliche Berliner Bibliothekssignatur

Daniil Trifonov

Daniil Trifonov

Um den Titel dieses Doppelalbums zu verstehen, empfiehlt sich die Lektüre des Booklets. Mit den unter dem Motto «The Art of Life» versammelten Sätzen und Kompositionen möchte Daniil Trifonov nämlich einen Zugang zum Menschen Johann Sebastian Bach finden, ihm und seiner Zeit näherkommen. Der zu lesende Text ist freilich einer jener Essays, die seit einigen Jahren Einzug in derartige «Konzeptalben» gehalten haben: Entweder reflektieren dabei die Musiker:innen selbst ihre subjektive Sichtweise oder lassen einen versierten Autor antreten, der in seinen Text reichlich O-Töne hineinwebt. Das kann gelingen, muss aber nicht.

Filippo Gorini

Filippo Gorini

Virtuosität und Poesie zeichnen das Spiel von Filippo Gorini aus. So rollt bei ihm der Canon alla duodecima mächtig an, während der Contrapunctus XII geradezu introvertiert zelebriert wird. Es sind diese Gegensätze, die in allen Belangen für dieses Doppelalbum charakteristisch sind. Denn Filippo Gorini gestaltet die Faktur der Fugen pianistisch (und eben weniger als abstrakten Tonsatz), lässt manches im Legato, im Piano und Pedal verschwimmen und vergehen, greift anderes dann aber umso akzentuierter auf. Entstanden ist auf diese Weise eine sehr persönliche Sichtweise auf die Komposition als Ganzes. Mit einigen

Les inAttendus

Les inAttendus

Diese Ensemble ist von seiner Besetzung her wirklich «unerwartet». Wie wohl eine Kunst der Fuge mit auf Akkordeon, Violine und Gambe klingen mag? Vor allem erstaunlich durchsichtig in der kontrapunktischen Faktur – und dennoch als ein in sich geschlossenes, homogenes Ganzes. In diesem Fall war die Idee zu dieser ungewöhnlichen «Deutung» bereits 2015 geboren, eingespielt wurde sie im Dezember 2019. Bedenkt man ferner, dass das Akkordeon in den beiden letzten Dekaden im Rahmen der «klassischen Musik» einen ungeheuren Aufschwung erlebt und sich vollauf etabliert hat, mögen nur Puristen mit den

Eloïse Bella Kohn

Eloïse Bella Kohn

Große Werke fordern Konzentration. Und so ist es wohl auch kein Wunder, dass als Ergebnis von Lockdown und Konzertpause bei einigen Pianisten und Pianistinnen der Wunsch Realität wurde, sich grundsätzlich einmal mit Bachs «Opus summum», der Kunst der Fuge BWV 1080, gedanklich wie interpretatorisch auseinander zu setzen – einem Werk freilich voller Rätsel: angefangen bei der Frage der Abfolge der mit «Contrapunctus» überschriebenen Sätze und der ergänzenden Canones, endend mit dem Geheimnis um die Quadrupel-Fuge (zugespitzt formuliert: ob Bach sie doch schon vollendet hatte oder über ihr tragisch verschied). Aufführungspraktisch