26. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Alexander Melnikov / Fantasie

Alexander Melnikov / Fantasie

Die Angaben auf dem Cover entspringen nicht der Fantasie – sie sind selbst fantastisch. Zu hören sind tatsächlich sieben Komponisten und sieben Instrumente. Dass es am Ende acht Werke sind, kann man verzeihen, es spielt auch keine Rolle. Es ist (das sei gleich gesagt) ein Album, wie man es sich nicht besser, instruktiver und verständiger denken kann, und das am Ende zeigt, wie notwendig es ist, Kompositionen für Clavier auf den jeweils zeitgenössischen Instrumenten zu interpretieren – oder zumindest von diesen aus klanglich zu abstrahieren, besonders dann, wenn es ans

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Maximilian Schairer / Gloaming

Maximilian Schairer / Gloaming

Wie kann man die Raunächte am Jahreswechsel musikalisch besser überstehen als mit Fantasien – zumal wenn das Album unter dem passenden Motto Gloaming (Dämmerung) steht? Fraglich bleibt allerdings, was oder wem es hier dämmert. Sind es die Werke selbst, die im weitesten Sinne fantastische Welten eröffnen? Oder bezieht sich die Dämmerung auf den jungen Maximilian Schairer, der mit dieser Debüt-CD bei hänssler classic in den Ring aufstrebender Pianisten steigt? Respekt verdient zunächst das ausgewählte Repertoire, das ganz unterschiedliche Perspektiven bietet: Schuberts Wanderfantasie als zyklisches Schwergewicht, Beethovens Mondschein-Sonate als Evergreen, eine

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Mendelssohn 4+5 / Alexis Kossenko

Mendelssohn 4+5 / Alexis Kossenko

Seine «Italienische» wie auch die «Schottische» gehören zwar zum Werkkanon der romantischen Sinfonik, dennoch hängen Neueinspielungen nicht wie Äpfel an den Bäumen. Dabei scheinen doch eigentlich seit Jahrzehnten die Folgen der antisemitisch geprägten Mendelssohn-Rezeption überwunden – mehr noch: Sein Œuvre als Ganzes wird hoch geschätzt; im Streichquartett ebenso wie im Chor, im Orchester wie am Klavier. Vielleicht ist es aber auch die Musik selbst, die Zurückhaltung bedingt, denn die Partituren verbitten sich jede Art von Routine. Dazu gehen die technischen Anforderungen nicht leicht genug von der Hand, und eine gute

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Klavier für Kinder / Corinna Simon

Klavier für Kinder / Corinna Simon

Bei dem Thema Musik für Kinder kommt man an diesem Album aus dem Jahr 2019 zunächst einmal nicht vorbei. Es präsentiert in knapp 132 Minuten eine von der Pianistin Corinna Simon kuratierte (und interpretierte) Auswahl – nicht nur an Komponisten und Sammlungen, sondern auch einzelne Stücke aus derlei mehr oder weniger zusammenhängenden Folgen. Und doch: Was ist das überhaupt für ein Repertoire «für Kinder», das hier eingespielt wurde? Die definitorische Schwierigkeit lässt ich schon an Robert Schumanns Kinderszenen op. 15 und dem Album für die Jugend op. 68 (in zwei

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Romantische Lieder / Prégardien, Katsaris

Romantische Lieder / Prégardien, Katsaris

Selten, viel zu selten begegnet einem ein solches Album. Werden Lieder und Gesänge eingespielt, so sind es sonst meist die großen Zyklen, oder der Fokus wird auf einen einzigen Komponisten gelegt. Dramaturgisch anspruchsvoller sind hingegen solche Produktionen, die in einem konkret oder auch abstrakt formulierten Themenkreis Einzelnes zu neuer Wechselwirkung zusammenfügen. Auch Erweiterungen der Besetzung und des meist eng gezogenen Repertoires sind nur selten anzutreffen; die raren Ausnahmen bestätigen umso mehr die Regel. Bereits 2017 versammelte Christoph Prégardien mit A Matter of Heart (2017) mehrere Lieder mit obligatem Horn und

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Beethovens Welt – casalQuartett

Beethovens Welt – casalQuartett

Diese fünf CDs umfassende Box gehört hinsichtlich des Repertoires fraglos zu den schönsten Erträgen des vergangenen Beethoven-Jahrs. Denn wo überhaupt hat sich ein Ensemble so konsequent nicht nur um den Jubilar, sondern auch um seine Zeitgenossen und Nachfolger bemüht? Mit insgesamt zwölf Kompositionen kündigt sich rein äußerlich eine Durchsicht des Werkbestands an. Begeisterung könnte sich also einstellen – und doch darf man ein wenig ins Nachdenken kommen. Zunächst über den Titel und den gewählten Zeitabschnitt, „Beethovens Welt 1799–1851“. Auf das Streichquartett bezogen ist 1799 (op. 18) sicherlich eine gute Wahl, ergänzt

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Salonmusik für Waldhorn – Renée Allen

Salonmusik für Waldhorn – Renée Allen

Diese CD stellt eine regelrechte Spurensuche dar, bei der das Cover schon den Weg vorgibt. Denn die seit Jahrzehnten in Deutschland wirkende, auf historische Natur- und Ventilhörner spezialisierte Renée Allen hat hier ein Repertoire gesichtet und gesichert, das längst verloren schien: Es stammt aus dem 1898 in Bremen in der Edition Fischer erschienenen «Solo-Buch für Waldhorn» und umfasst insgesamt «52 ausgewählte Concerte, Fantasien etc.». Allein Robert Schumanns Adagio und Allegro op. 70 hat das Jahrhundert überstanden – bei allen übrigen Piècen handelt es sich mehr oder weniger um ausgeprägte Salonstücke,

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Alban Berg Quartett – Complete Recordings

Alban Berg Quartett – Complete Recordings

37 Jahre bestand das legendäre Alban Berg Quartett, das mit seinen Interpretationen selbst ein Stück Gattungsgeschichte geschrieben hat. Auch wenn die Formation (anders als andere) nur wenige neue Partituren zur Uraufführung brachte, so hatte sie sich nie ausschließlich dem klassisch-romantischen Repertoire verschrieben (auch hier: anders als andere). Überdies finden sich Produktionen, die über ihre angestammte Domäne hinausgehen: Walzer von Strauß I und II sowie Lanner, teilweise in Arrangements der Zweiten Wiener Schule (eingespielt 1992), und Tango Sensations mit Werken von Astor Piazzolla & Co. (2003). Als sich das Quartett 2007

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Felix Mendelssohn Bartholdy / Franz Schubert. String Quartets :: Minetti Quartett

Felix Mendelssohn Bartholdy / Franz Schubert: String Quartets | Minetti Quartett

Stück um Stück arbeitet sich das Minetti Quartett durch das Repertoire. Nach Haydn, Beethoven und dem frühen Mendelssohn folgt nun dessen spätes Quartett op. 80 gemeinsam mit dem in d-Moll von Franz Schubert („Der Tod und das Mädchen“). Eine instruktive Kombination, in der nicht allein der Todesgedanke, sondern mehr noch der orchestrale Duktus eine gewichtige Rolle spielt – eine Herausforderung, der sich die Wiener Formation vollgriffig, mit eigenem Tonfall und individueller Farbgebung stellt, ohne ins Metaphysische zu verfallen. Merkwürdig nur, dass bei Schubert die leisen Stellen vielfach räumlich entfernter klingen. Felix

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