Neues von der Insel, könnte man sagen. Denn die sechs Ouvertüren von William Smethergell (1751–1836), die 1780 als sein Opus 5 erschienen, machen Freude. Schon seine Zeitgenossen müssen sich daran delektiert haben: Aufführungen in den Vauxhall Gardnes sind belegt, auch eine zweite Auflage der Stimmen wurde gedruckt. Obwohl Smethergell zu einer jüngeren Generation gehörte, hatte sich mit der Ankunft Haydns und Pleyels in London seine Musik überlebt. Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Smethergell selbst aber wirkte bis ins hohe Alter als Musiklehrer und Organist.
Bei den sechs Werken (wie bei Johann Christian Bach kleine dreisätzige Sinfonien) handelt es sich mit einer sauber gekennzeichneten Ausnahme durchgehend um Ersteinspielungen. Dass abseits der kompositorischen Qualität die vorliegende Aufnahme seltsam inhomogen anmutet, ist der instrumentalen Konstellation geschuldet: Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim spielt zwar differenziert, aber durchwegs mit modernen Oboen und Hörnern (ohne Fagott), aber auch mit einem Fortepiano(!), das in diesem Rahmen klanglich ein wenig hervorsticht. Nun möchte ich nicht sagen, dass derartiges Repertoire vor allem rein historisch informierten und ausgestatteten Ensembles vorbehalten bleiben sollte – allerdings wünsche ich mir dann mehr Leichtigkeit im Detail. Vor 40 Jahren hätte man vermutlich anders geurteilt. Für heutige Ohren aber passen Werke und Ensemble nicht mehr ohne weiteres zusammen.
William Smethergell. Overtures Vol. 1
Six Overtures op. 5
Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Douglas Bostock
cpo 555 540-2 (2021)