Dieses Album startet irgendwo im Popbob und landet immer wieder zwischen in einer Improvisationswelt, die man gar nicht gerne benamsen möchte, aber müsste. Die Landebahnen des Trios sind mal ein Hobbykeller, mal ein Kinderzimmer, mal ein Labor, mal eine morsche Terrasse hinterm Haus. Aber eher nicht so sehr ein Jazzclub mit Plüsch oder Muff.
Die Beschreibung der Grammatik dieser Inseln wird im Selbstbeschreibungstext zu: «This meta-improvisation is thrown at the other two players who now find themselves embroiled in some kind of three dimensional chess game: fending off simulacra and responding to both, idiosyncratic primary phrases of tones and a vibrant multitude of sampled variants.»
Gut, das ist so. Es ist ein Improvisations-Improvisations-Experiment mit drei bekannten Unbekannten. Die Scheibe frickelt auf diese Weise musikalisch in ihrem eigenen Treibsand aus Glasperlen. Das ist immer auch gefährlich, vor allem für die Musiker. Aber sie sinken nicht ab. Für ein Händeindieluftreißen besteht echt kein Anlass.
Die Tracklist erklärt manches (nicht): Island Grammar / Copy & Praise / Entropie / O**ne* / New&&& / Thistles / Fureur et Capitel / P# / M((( / Causal Ambiguity / Structure et Repetition.
Man kann mit der Musik seine rechte Freude haben, wenn man zulässt, wann und wo sich die Neuronen zum Tanzen bequemen. Was für das Gehirn gut ist, kann für die Beine nicht schlecht sein.
Loom & Thread: Island Grammar [2022]
- Tom Schneider: piano & sampler
- Tobi Fröhlich: double bass
- Daniel Klein: drums & percussion
MACRO M68 (VÖ: 4.11.2022)