23. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen

On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen
On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen
Wann genau er geboren wurde, wusste William Byrd selber nicht. Und so ist es unklar, ob er bereits 1540 oder doch eher 1543 das Licht der Welt erblickte. Auf jeden Fall gilt er bis heute als der bedeutendste Komponist seiner Zeit auf den britischen Inseln. Byrd war mit seiner Kunst schon unter den Zeitgenossen so hoch angesehen, dass er sich – als bekennender Katholik – selbst im Elisabethanischen Zeitalter nicht unterwerfen musste. Dass 2023 sein 400. Todestag begangen wurde, ist außerhalb der «Alte Musik-Szene» wohl kaum aufgefallen – was mit den sich zur heutigen Musik- und Konzertpraxis stark unterscheidenden Besetzungen, Instrumenten und Gattungen zusammenhängt.

Einen schönen Einblick in die Kunst vor und um 1600 gibt dieses Album mit dem wunderschönen Titel On Byrd’s Wings. Es erklingen nicht nur Werke von William Byrd, sondern auch von Komponisten der vorhergehenden und nachfolgenden Generation, zudem in einem breiten und sehr stimmigen Mix der Gattungen: instrumentale Consortmusik mit Fantasien und Tänzen, vokale Musik zur Andacht sowie weltliche Dialoge und die aus dem Theater stammenden Consort Songs. Das alles klingt keinesfalls angestaubt, sondern äußerst lebendig, mitunter auch witzig-spritzig. Das Boreas Quartett Bremen (Renaissance-Blockflöten), das Hathor Consort (Gamben) sowie Dorothee Mields und Magdalene Harer machen geradezu Lust auf mehr Musik aus jener fernen Zeit, in der auf der «Insel» der italienischen Einfluss noch nicht zu spüren war und man eher einen eigenen, spezifischen Tonfall entwickelte. – Pluspunkt im Booklet: Die Gesangstexte werden zweisprachig Englisch / Deutsch abgedruckt.

On Byrd’s Wings. William Byrd and his Circle
William Byrd. Have mercy upon me, o God; Christ qui lux es (II, à 4 und III, à 4); Who made thee, Hob, forsake the plough?; Triumph with pleasant melody; Sermone blando; O Lord, how vain; In Nomine (à 5); Fantasia (à 6); From virgin’s womb; Henry Lawes. A dialogue on a Kiss; Thomas Campion. The Fairie Queen Proserpina; Robert Johnson. Satyr’s Dance; Thomas Tomkins. Pavan (à 5); Thomas Simpson. Suite from Taffel-Consort; Orlando Gibbons. See, see, the word is incarnate
Dorothee Mields (Sopran), Magdalene Harer (Sopran), Boreas Quartett Bremen, Hathor Consort, Ryosuke Sakamoto (Laute)

audite 97.818 (2022)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #099 – Byrd 400