Mit seiner achten Produktion setzt das Ensemble Le Concert de la Loge eine Erfolgsgeschichte fort. Bisher waren es Produktionen mit Werken von Haydn und seinen Zeitgenossen, auch ein Album mit größer besetzter Kammermusik von Beethoven und Ries. Nun also Mozart – und in welch reicher Fülle! Wer sich die Salzburger Violinkonzerte immer als etwas bequem zu Hörendes dachte, wird sich hier beim Konzert G-Dur KV 216 verwundert Augen und Ohren reiben.
Denn Julien Chauvin (ohnehin in Doppelfunktion) deutet seinen Part zwar solistisch, denkt aber auch das Orchester mit und entfaltet somit eine faszinierende Palette an Konstellationen und Klangfarben, denen man sich kaum entziehen kann. Keck sprudelnd, mit Witz und doch nicht reißerisch sind bei ihm die Allegro-Sätze gestaltet, fließend und betont kantabel ausgehört das Adagio. Das Konzert bildet aber nur den Kontrast zur eröffnenden Figaro-Ouvertüre und der Jupiter-Sinfonie. Vor allem erstere lässt den Eindruck entstehen, bei der Aufnahme nicht vor, sondern ganz im Orchester zu sein. Mit energetischer Intensität und gleißender Strahlkraft kommt das Ensemble dabei rasch zu den entscheidenden Punkten dieser Musik, die nicht unbedingt nach großen Besetzungen und kunstvoll aufbereiteter Akustik verlangt, sondern vor allem nach einer konzisen, dramaturgisch klug gefassten wie auch logisch aufbauenden Interpretation. Die kammermusikalische Flexibilität des Orchesters und das bewusst eingegangene Risiko einer solch offen gestalteten, direkten Aufnahme machen Wendungen und Mischklänge erfahrbar, die sonst schon einmal im Tutti verloren gehen können. Und wie verwirrend klingt plötzlich der vielfache Kontrapunkt im Finale. Elektrisierend.
Wolfgang Amadeus Mozart. Ouvertüre zu «Le nozze di Figaro» KV 492, Konzert für Violine und Orchester G-Dur KV 216, Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551 «Jupiter»
Le Concert de la Loge, Julien Chauvin (Violine, Leitung)
Alpha ALP 776 (2021)