27. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Jarrett – CPE Bach: Württembergische Sonaten

Jarrett – CPE Bach: Württembergische Sonaten

… Das scheint wohl hier die Kunst des Pianisten Jarrett, selbst hinter der Darstellung zu verschwinden. Es  interessiert nicht „der“ Jarrett dabei. Es  interessiert nicht „der“ Jarrett dabei. Was will man eigentlich mehr herausziehen aus so einer Realisation einer Musik, die genaugenommen eine Ausfahrt aus ihrer Zeit war in eine Richtung, so eigenartig und doch sozialgeschichtlich und ästhetisch verankert, dass selbst ein Blick in den kompositorischen Rückspiegel nur schemenhaft die Landschaft andeutet, aus der sie hervorging. …

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Lothar Dithmar: Trains and Rivers

Lothar Dithmar: Trains and Rivers

Das Schöne kommt manchmal ganz einfach und leicht daher. Lothar Dithmar hat mit seinem vierten Album „Trains and Rivers“ genau dies realisiert, solo am Klavier. Ein lässiges Album mit neun Stücken, die einfach so bequem vor sich dahin hotten. Mal verträumt und nach innen schauend, mal etwas fluffiger groovend. Harmonisch ausgefeilt klar, doch nie langweilig. Und nie das Risiko einer Unachtsamkeit eingehend – höchstens mal einen Hauch davon bei „Im Eigensinn“ – wo auch sonst? Das kann natürlich bei dem einen oder anderen zum ästhetischen Todesfall führen. Keine Chance dafür

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Flanagan – In His Own Sweet Time

Flanagan – In His Own Sweet Time

Geheimnis! Wie intim kann Musik klingen. Gespielt wie nur für einen selbst. Enja legt mit Tommy Flanagans Konzertmitschnitt aus dem Jazzclub Birdland Neuburg aus dem Jahr 1994 jetzt so eine unglaublich zerbrechliche wie zugleich unzerstörbare Aufnahme mit diesem Pianisten vor! Was geht da ab, um Himmels Willen? Zehn Standards gibt der Pianist Leben, Form und Bild. Ja, nicht anders als überschwänglich muss man solche Abende nennen. Dass diese sich auch in Form von digitalen gepressten Fixierungen mitteilen ist ein so übergroßes Glück. Man kann es kaum fassen. Elegant, aristokratisch, leidenschaftlich,

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Bernd Kaftan – Rooms and Places

Bernd Kaftan – Rooms and Places

Da ist viel Platz, da ist viel Raum. Bernd Kaftans Pianospiel ist nicht atemraubend, es klingt nach einer musikalischen Einladung, die klingt wie ein guter Freund, den man auf einer musikalischen Wanderung begleitet. Impressionistische Landschaften in Klängen breiten sich über den Flügel aus, auch im Sinne einer daran orientierten Jazzharmonik, die eben wenig den Rhythmus pflegt bei dem man sprichwörtlich mit muss. Jedenfalls in den beiden ersten Tracks. Durchaus mutiger geht es im Unisonospiel über einige Oktaven weiter. Aber die entstehende Musik behält die Hörenden immer in ihrer Mitte, umfängt

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Shoko Kuroe: Snow

Shoko Kuroe: Snow

Sommer, Sonne, Sonnenschein. Eine gute Zeit für Gedanken an Schnee. Angeblich gibt es Kulturen, die sehr viele Worte für Schnee haben. Diese CD der Pianistin Shoko Kuroe zeigt, dass wir auch viele Töne für Schnee haben – allein schon auf dem Klavier. Und niemand wird wohl ermessen können, wie viele Töne es für Schnee noch jenseits des Klaviers gibt und wie viele Schnee-Klänge, die nicht titel- oder assoziationsgebend geworden sind. Einen kleinen Ausschnitt bringt diese Zusammenstellung der Pianistin und doch einen Fächer aus Zeit, Klang und Empfindung. Kalt wird einem

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Dan Tepfer: Natural Machines

Dan Tepfer: Natural Machines

iTunes sortiert das unter New Age ein. Freunde der Sortier- und Segmentierungsindustrie, das stimmt so – und anders – nicht. Nicht vorne und nicht hinten, nicht in der linken und nicht in der rechten Hand, und ebenso nicht im Pedal. Es gibt hier im Gegenteil durchrationalisierte witzige 11 Studien am Klavier in Sachen Konstruktion, Erfindung und Improvisation. Punkt. Äh, Kontrapunkt. Am Piano, äh, am Digiklavier. Das Cover zeigt einen Mann, der eine Art Kugel aus wohl einem Draht in der rechten Hand hält. Das muss für bei iTunes wohl New

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Martin Vatter: Homeland (2018)

Martin Vatter: Homeland (2018)

Vorweg: Klangtechnisch ist diese Aufnahmesession des Pianisten Martin Vatter bis ins Verklingen der Pianos bis in den letzten Nachhall superb abgemischt und aufgenommen. Selbst wer die ästhetische Haltung hinter den Stücken nicht mag, darf sich anhören, was Tontechnik vermag. Aufgenommen im „legendären“ MPS-Studio Villingen. Musikalisch bietet Martin Vatter total solide Klangkunst in postromantischer Jazzlage. Das ist süffig, das fließt ohne anzuecken, was ja auch an sich kein ästhetisches Kriterium wäre. Die musikalischen Überraschungen innerhalb der Tracks sind eher filigraner Art. Man muss da sich selbst eben zwischen den Wohllaut schieben

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Chris Gall: Room Of Silence (Piano Solo)

Chris Gall: Room Of Silence (Piano Solo)

Düsterdiebüster. Ein Raum der Stille ist aber auch wirklich schnell gefüllt. Dazu reicht auch ein ein mezzopiano-gespieltes Piano in der Ecke eines Aufnahmestudios. Silence ist aber nicht nur ein physikalische Begriff von Stille, sondern auch ein psychologischer – danach kann die Verdrängung des gewöhnlichen Tongemisches ausreichen. Freilich funktioniert es weniger, wenn das eine nur das andere ersetzt. Beim Spiel von Chris Gall schwankt man da hörend. Zwischen dem Läppischen, dem zarten Klanghauch, dem molligen Wohlton und dem bedeutungsvollen Piepsen (im übertragenen Sinn). Schön wirds, wo Gall mit einer grazilen Simplizität

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Keith Jarrett: La Fenice

Keith Jarrett: La Fenice [2006]

Man weiß nicht so genau, was noch in den Archiven von ECM schlummern mag, aber da scheint es ja in Sachen Jarrett kaum ein Ende zu geben. Nun also eine Aufnahme aus dem „Gran Teatro La Fenice“ in Venedig. Man schreibt das Jahr 2006. Und Keith Jarrett schreibt eine weitere Improvisation. Von den langen improvisatorischen Gleisen der 70er bis 90er Jahre hat er sich längst entfernt. Sein Soloabend ist dokumentiert auf zwei CDs und besteht aus acht „Parts“ und vier Standards; insgesamt 97 Minuten. Wie schon in anderen Solo-Aufnahmen nach

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Amanda Meier & Julius Röntgen: Klavierwerke :: Bengt Forsberg (Klavier)

Amanda Meier & Julius Röntgen: Klavierwerke | Bengt Forsberg (Klavier)

Eine charmante CD. Nachdem schon zwei andere Veröffentlichungen das Violinkonzert und die Violinsonate von Amanda Meier (1853–1894) dem Vergessen entrissen haben, wird es nun privat: Kleine Präludien aus der Studienzeit, Widmungsstücke des sie verehrenden Julius Röntgen und eine gemeinsame zehnsätzige Sammlung lassen die Zeit der ersten Begegnung des späteren Paares lebendig werden. Auch wenn das Booklet mir zu tief nach Art der Boulevard-Presse in den Tagebuchnotizen kramt: Hier kann man eine persönliche Begegnung aus dem Jahre 1875/76 musikalisch nachvollziehen. Bengt Forsberg erweist sich als hervorragender Anwalt dieser (im besten Sinne

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Sergei Rachmaninow. 24 Preludes :: Nikolai Lugansky (Klavier) ::

Sergei Rachmaninow: 24 Preludes | Nikolai Lugansky (Klavier)

Rachmaninows Preludes haben es nicht leicht: Oft rücken die immensen technischen Anforderungen in den Vordergrund, oder die einzelnen Sätze wirken allzu schwerblütig. Unter Luganskys Händen entfalten die Sammlungen op. 23 und 32 jedoch ihren faszinierenden Zauber: mit virtuosem Understatement und poetischer Stringenz wirklich musikalisch gedeutet. So einfach, so schwer. Sergei Rachmaninow. 24 Preludes :: Nikolai Lugansky (Klavier) :: harmonia mundi HMM 902339 (2017)

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Claude-Bénigne Balbastre. Pièces de clavecin

Claude-Bénigne Balbastre: Pièces de clavecin | Christophe Rousset (Harpsichord)

Noch immer ein Geheimtipp, dabei so großartig: Die „Pièces de clavecin“ (1759) von Claude-Bénigne Balbastre portraitieren nicht nur Persönlichkeiten, sondern stellen mit ihrer satten Klanglichkeit einen Höhepunkt dar. Christophe Rousset lässt sich auf einem hervorragend klingenden Instrument der Zeit diesen Leckerbissen nicht entgehen. Zugabe: eine Sonate mit Violinbegleitung. Claude-Bénigne Balbastre: Pièces de clavecin :: Christophe Rousset (Harpsichord), Gilone Gaubert-Jacques (Violin) :: Aparte AP 163 (2017)

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