iTunes sortiert das unter New Age ein. Freunde der Sortier- und Segmentierungsindustrie, das stimmt so – und anders – nicht. Nicht vorne und nicht hinten, nicht in der linken und nicht in der rechten Hand, und ebenso nicht im Pedal. Es gibt hier im Gegenteil durchrationalisierte witzige 11 Studien am Klavier in Sachen Konstruktion, Erfindung und Improvisation. Punkt. Äh, Kontrapunkt. Am Piano, äh, am Digiklavier.
Das Cover zeigt einen Mann, der eine Art Kugel aus wohl einem Draht in der rechten Hand hält. Das muss für bei iTunes wohl New Age reichen – oder es ist eine Marketing-Idee, deren Hintergründe im interstellaren Nebel einer der vielen anderen Galaxien liegen dürften.
Egal: Dan Tepfer arbeitet sich an einigen ulkigen kompositionstechnischen Ideen ab, dass diese gar Wohlgefallen auszulösen in der Lage sind ohne bieder oder zu ernst in der Wirkung zu werden. Klavierspiele allesamt, wenn man einen Jazzstandard in einen zweistimmigen Kanon umsetzt und dabei geschickt so massiv eingreifen muss, dass bleibt, was es braucht und ändert, was es muss.
Elektronische Manipulationen am Digiklavier treten in der Triadsculture dazu. Bei „Intervals II /Folk Song“ wird es schwer geheimnisvoll, musikalisch angesiedelt zwischen Charles Ives, Moondog und Conlon Nancarrow.
Großes Hörvergnügen für die gesamte Familie.
Dan Tepfer: Natural Machines (2019)
Dan Tepfer – Digiklavier CFX piano & programmingRattay music – SSC 1559