26. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Elogio / Krzysztof Meisinger

Elogio / Krzysztof Meisinger

Gegenüber Alben, die sich vor allem als Künstlerportrait verstehen oder sich als solche zu erkennen geben, regt sich bei mir in der Regel ein gewisser Zweifel. Allzu oft rückt hier das Selbstverständnis des Interpreten oder der Interpretin in den Vordergrund – die bloß abgespielten, gelegentlich exekutierten oder auch ins Extreme gesteigerten Partituren verkommen dann zum Vehikel eines nicht einmal mehr künstlerisch geleiteten Egos. Die aktuellen Beispiele dafür sind leider nicht ganz so rar, wie man es bisweilen hofft. Umso schöner sind dann die «Ausnahmen», die doch eigentlich die Regel sein

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Homage to Bach

Homage to Bach

Johann Sebastian Bach hat selbst viele eigene Stücke bearbeitet, in andere Besetzungen und Gattungen und in deren jeweilige Kontexte transformiert; und die nachfolgenden Generationen haben dies über Jahrzehnte und Jahrhunderte so weitergeführt. Seine Musik birgt derart viele Möglichkeiten ins sich, dass es kaum Grenzen zu geben scheint – und zwar in jede Richtung. Für mich liest sich in diesem Zusammenhang der von Paul Cassidy stammende Booklet-Essay allerdings eher wie eine Rechtfertigung seiner eigenen, hier eingespielten Bearbeitung der Bach‘schen Sonaten für Violine solo für Streichquartett. Sie verlangt ein paar gedankliche Sprünge:

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Fieber / Verklärte Nacht

Fieber / Verklärte Nacht

Man muss genau hinsehen – dann entpuppt sich in diesem Fall Schönbergs Verklärte Nacht nicht als Ausgangspunkt dieses fabelhaft konzipierten Albums, sondern bloß als notwendige Ergänzung. Schon zu Beginn traut man den eigenen Ohren kaum: ein als «Sinfonische Dichtung» bezeichneter Orchestergesang von Franz Lehár, der rein gar nichts von Operettenseligkeit spüren lässt, auch wenn dann doch noch ein Walzer einzieht und später sowohl der Radetzky- wie auch der Rákóczi-Marsch (als dessen ungarisches Pendant) ertönt. In der mit Fieber überschriebenen letzten Nummer aus dem fünfteiligen Zyklus Aus eiserner Zeit (1915) präsentiert

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Dora Pejačević

Dora Pejačević

Die Musik von Dora Pejačević (1885–1923) ist für aufmerksame Ohren schon lange kein Geheimtipp mehr. Bereits vor Jahren machte das Label cpo seinem Ruf als «Entdecker-Label» alle Ehre und veröffentlichte eine ganze Folge mit Einspielungen von Werken der in Budapest in den kroatischen Adel hineinge-borenen Komponistin. Freilich sind ihre Partituren (einmal mehr) eher auf dem Tonträger präsent als im Konzertsaal. Und wie so oft kam auch in diesem Fall so manche Produktion zu früh auf den Markt. Bereits vor einem Jahrzehnt (!) hatte etwa die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz aus Ludwigshafen

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Eric Coates

Eric Coates

Leichte Musik hat es zu Silvester und Neujahr nicht schwer. Was sonst nur selten im Konzertsaal zu hören ist und dann oftmals mit einem gewissen Snobismus abgetan wird, feiert dieser Tage alljährlich fröhliche Urständ. Doch gleich, ob das an einer sekttrunkenen Ausgelassenheit oder der Frische einer noch unbeschriebenen Jahreszahl liegt: Kurzweilige Ouvertüren, schmissige Walzer oder einfach nur gute unterhaltende Musik hätten auch zu anderen Zeiten etwas mehr Aufmerksamkeit verdient. So aber wird zu Vieles im obligatorischen Neujahrskonzert fürs restliche Jahr flugs abgefeiert. Vergessen wird dabei, dass etwa die Strauß-Dynastie ihr

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Adam Walker

Adam Walker

Mit dem Titel French Works For Flute liegt dieses Album richtig: Nicht nur, dass alle fünf eingespielten Werke von französischen Komponisten stammen – auch sonst lässt sich das kammermusikalische Repertoire für Flöte kaum ohne die bei aller Leichtigkeit gewichtigen Beiträge aus Frankreich denken. Kurioserweise steht hier dann aber doch die von Jean-Pierre Rampal für Flöte eingerichtete Violinsonate (1886) von César Franck im Mittelpunkt. Nicht ganz zu Unrecht, denn Adam Walker entfaltet den gestalterisch anspruchsvollen Solopart in wundervoll weiten Linien, gliedert mit seinem Atem den Verlauf in deutliche Phrasen, verleiht dem

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Arcadia Quartet

Weinberg / Arcadia Quartet

Mieczysław Weinberg (1919–1996) und seine herausragende Musik mussten in den beiden letzten Jahrzehnten erst (wieder)entdeckt werden. Dies gilt für alle Gattungen gleichermaßen – von der Oper über die Sinfonie bis hin zur Kammermusik, selbst für das Streichquartett. Auch wenn inzwischen zahlreiche Einspielungen vorliegen, so finden sich seine Kompositionen kaum regelmäßig auf den Programmen etablierter Häuser, Orchester, Ensembles oder Solisten (nur wenige ausgenommen) – vermutlich wird Weinberg sogar noch immer als «Geheimtipp» gehandelt. Ein wenig zeugt davon auch das sympathische Statement des Arcadia Quartets im Booklet dieses Albums, aus dem sowohl

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Sinfonia of London

Sinfonia of London

Vier Mal «B» wie «British» – und doch trägt das Album den Titel «English Music for Strings». Erklären lässt sich das wohl nur mit Blick in den Katalog lieferbarer Produktionen, denn der naheliegende Titel war bereits durch ein anderes Label besetzt (oder man wollte es auf der Insel wirklich sehr genau nehmen). In der Zusammenstellung der eingespielten Werke steckt allerdings nicht nur ein alphabetischer Witz, sondern ein Stück wahrer Musikgeschichte: Die drei Kompositionen von Bliss, Britten und Berkeley entstanden in enger zeitlicher Folge während der zweiten Hälfte der 1930er Jahre

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American Quintets

American Quintets

Ganz unprätentiös kommt dieses Album daher. Denn hier werden die Namen der beiden Komponistinnen nicht gesondert hervorgehoben; zudem kommt das Cover ohne den Hinweis aus, dass es sich im Fall des Klavierquintetts der auf dem Plattenmarkt gerade hoch im Kurs stehenden Florence Price um eine echte Ersteinspielung handelt. Auf solche Ankündigungen hat man beim englischen Label Chandos ohnehin schon immer verzichtet, sondern viel eher mit guten, sehr guten oder gar herausragenden Produktionen gepunktet – interpretatorisch wie aufnahmetechnisch. Auch in diesem Fall kommen Kenner wie Liebhaber auf ihre Kosten. Akustisch ist

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