Fried, der später vor allem als Dirigent in Erscheinung trat, erschien das Werk später suspekt: «Mir klingt es selbst zu schön, ich ersaufe in dieser Musik.» Zugleich mutet die Partitur heute wie ein Seismograph jener Zeit an – mehr noch als die zyklisch gestaltete, mit ganz anderen Mitteln arbeitende instrumentale Version aus Wien. Der Kreis wird erweitert durch die Lieder des Abschieds op. 14 (1920/21) von Erich Wolfgang Korngold, entstanden (auch hörend nachvollziehbar!) kurz nach der Toten Stadt – Gesänge, die dann aber doch eine ganz andere ästhetische Richtung einschlagen. Christine Rice und Stuart Skelton versenken sich mit ihren Stimmen geradezu in diese Musik aus einer Zeit der Gratwanderung zwischen äußerem Untergang und innerem Aufbruch. Edward Gardner führt das glühend-warme, sich aber nicht in süffiger Fülle ergehende BBC Symphony Orchestra mit sicherem Gespür und Geschmack. Ein Album, das mit Sicherheit nicht so schnell im Regal verstauben wird.
Franz Lehár. Fieber (1915) für Tenor und Orchester aus dem Liederzyklus Aus eiserner Zeit; Oskar Fried. Verklärte Nacht op. 9 (1901) für Mezzo-Sopran, Tenor und Orchester; Arnold Schönberg. Verklärte Nacht op. 4 (1899, 1917/43) für Streichorchester; Erich Wolfgang Korngold. Lieder des Abschieds op. 14 (1920/21)
Christine Rice (Mezzo), Stuart Skelton (Tenor), BBC Symphony Orchestra, Edward Gardner
Chandos SHSA 5243 (2020)