26. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Dora Pejačević

Dora Pejačević
Dora Pejačević

Die Musik von Dora Pejačević (1885–1923) ist für aufmerksame Ohren schon lange kein Geheimtipp mehr. Bereits vor Jahren machte das Label cpo seinem Ruf als «Entdecker-Label» alle Ehre und veröffentlichte eine ganze Folge mit Einspielungen von Werken der in Budapest in den kroatischen Adel hineinge-borenen Komponistin. Freilich sind ihre Partituren (einmal mehr) eher auf dem Tonträger präsent als im Konzertsaal. Und wie so oft kam auch in diesem Fall so manche Produktion zu früh auf den Markt. Bereits vor einem Jahrzehnt (!) hatte etwa die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz aus Ludwigshafen unter Ari Rasilainen sich der einzigen vollendeten Sinfonie op. 41 (und weiteren sinfo-nischen Werken) angenommen, ein paar Jahre später folgten Oliver Triendl (Kla-vier), das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt und Howard Griffiths mit dem Klavierkonzert.

Nachdem anderswo also mühsam der Weg durch Pioniertaten geebnet wurde, scheint die vorliegende Einspielung die Ernte einzufahren – allein schon wegen der Internationalität des von Sakari Oramo geleiteten BBC Symphony Orchestra. Als Rundfunkorchester versteht es der Klangkörper, sich binnen kürzester Zeit auf eine Tonsprache und die spezifischen Charaktere einer zuvor weitgehend unbekannten Musik einzustellen und ihr Leben einzuhauchen. Und so überzeugt das Album auf allen relevanten Feldern: technisch, akustisch, interpretatorisch. Peter Donohoe entlockt dem ausgewählten Yamaha-Flügel Wärme und Brillanz, das Orchester nimmt auch in der Sinfonie seinen Part wie selbstverständlich an. Ebenso überzeugt der für Chandos bzw. die BBC so typische satte, kompakte Sound. Und dennoch: Wo bleibt der lange Atem, mit dem das Œuvre einer hochinteressanten Komponisten wiederbelebt wird? Ohne zeitnah nachfolgende Produktionen erscheint mir ein solchen Album eher wie ein Abfischen längst georteter Fanggründe.

Dora Pejačević. Klavierkonzert op. 33 (1913); Sinfonie op. 41 (1916/17, 1920)
Peter Donohoe (Klavier), BBC Symphony Orchestra, Sakari Oramo

Chandos CHSA 5299 (2021)

 

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