In diesem Fall sind den drei Oliven des Covers vier Komponisten mit jeweils einem Werk zugordnet: neben Béla Bartók (Sonate) und George Enescu (Sonate Nr. 3) sind es Dimitri Mitropoulos (1896–1960) und Ahmed Adnan Saygun (1907–1991) – Musik, die von Çakmurs türkischer Heimat aus gesehen kurioserweise eher «westlich« anmutet. Die Frage der Geographie führt einen mitunter in erstaunliche gedankliche Sackgassen. Vom Repertoire her ist vermutlich Mitropoulos’ Passacaglia, Intermezzo e Fuga (1924) am interessantesten, vermutlich deshalb, weil man hier dem bekannten Dirigenten einmal auch als Komponisten auf der Höhe der Zeit begegnet. Nicht weniger aufregend ist die sehr späte Sonate (1990) des Ägypters Saygun, von dessen Werken schon seit einiger Zeit wenigstens eine Auswahl auf CD vorliegt. Sie macht deutlich, wie man unabhängig von allen scheinbar «aktuellen» Strömungen selbstbewusst und eigenständig komponieren kann. – Es ist ein Album, wie man es vielleicht nur von und mit Can Çakmur finden wird. In der klugen Auswahl des Repertoires zeigt sich ein neuer und hoffentlich weiterhin unabhängiger pianistischer «Denker».
Without Borders.
Béla Bartók. Klaviersonate Sz. 80; Dimitri Mitropoulos. Passacaglia, Intermezzo e Fuga (1924); Ahmed Adnan Saygun. Klaviersonate op. 76; George Enescu. Klaviersonate Nr. 3 D-Dzr op. 24/3
Can Çakmur (Klavier)
BIS BIS-2630 (2021)