28. März 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Beethoven – Lachner / Hanna Shybayeva

Beethoven – Lachner / Hanna Shybayeva

Das Programm dieser CD ist alles andere als spektakulär. Denn wer angesichts der kammermusikalischen Version von Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 vielleicht an eine zeitgenössische Bearbeitung dachte, wird enttäuscht sein, dass diese aus dem Jahr 1881 stammt – als Teil einer ganzen Serie, mit der der in Stuttgart wirkende Klavierpädagoge Sigmund Lebert seinen Eleven «klassisches» Repertoire aufführungspraktisch näher bringen wollte. Welche Motivation heute hinter einer Gesamteinspielung dieser für die Unterrichtspraxis angefertigten Version steckt, bliebt offen; eher habe ich den Eindruck gewonnen, die Einspielung würde das umfangreiche Vorwort der Druckausgabe (vgl.

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Le Tombeau de Claude Debussy

Le Tombeau de Claude Debussy

1920 veröffentlichte die gerade erst von Henry Prunière gegründete und für 21 Jahre kontinuierlich erscheinende Zeitschrift La Revue musicale eine Sondernummer mit dem Titel Le Tombeau de Claude Debussy. Insgesamt zehn Stücke von zehn Komponisten sind hier als ein buntes Kaleidoskop neben einer Lithographie von Raoul Dufy versammelt. Sie zeugen von der inneren Verbundenheit und dem schöpferischen Respekt gegenüber dem zwei Jahre zuvor und zu früh verstorbenen Komponisten, der mit seinen Harmonien und Klängen Türen in die Moderne geöffnet hatte. Da durch die Redaktion kein äußerer Rahmen vorgegeben worden war,

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Douglas Weiland: Streichquartette 4 & 5 – The Melbourne Quartet

Douglas Weiland: Streichquartette 4 & 5 – The Melbourne Quartet

Keine andere Gattung ist in den vergangenen 250 Jahren so lebendig geblieben wie das Streichquartett. Trotz einer strengen Ästhetik, die kompositorische Erfahrung, schöpferischen Ernst, fortwährende Originalität und engen Bezug zur eigenen Geschichte verlangt, hat es jede Epoche, jeden Stilwechsel gefahrlos überstanden – man könnte sogar sagen: Gerade weil das Streichquartett in seiner Intimität und klanglichen Geschlossenheit das „Nackende der Tonkunst“ (C.M. von Weber) darstellt, wirft es den Komponisten auf die inneren Kräfte der musikalischen Gestaltung zurück. Es geht immer ums Ganze. So auch bei den beiden Streichquartetten Nr. 4 op.

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Heitor Villa-Lobos: Complete Symphonies

Heitor Villa-Lobos: Complete Symphonies

Wie sich die Geschichte doch immer und immer wieder wiederholt: Werden von einer Gesamteinspielung zunächst die einzelnen CDs über einen längeren Zeitraum scheibchenweise veröffentlicht, erscheint üblicherweise nach der letzten Folge (alsbald oder nach einer Anstandspause) die zusammenfassende wohlfeile Box. Für diejenigen Hörer, die solch ein Projekt geduldig und mit (meist) zunehmendem Interesse verfolgt haben, mag dies ärgerlich sein; wer indes durch das Presseecho neugierig geworden ist, kann günstig zuschlagen. So nun auch bei der zweiten Gesamteinspielung der Sinfonien von Heitor Villa-Lobos, jenes äußerst produktiven brasilianischen Komponisten, den man vielleicht gerade

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Franck: Psyché – Royal Scottish National Orchestra / Tingaud

Franck: Psyché – Royal Scottish National Orchestra / Tingaud

Man kennt seinen Namen und seine Sinfonie in d-Moll. Doch dass César Franck auch herausragende sinfonische Dichtungen geschrieben hat, ist hierzulande bis heute weithin unbekannt geblieben. Nur selten etwa begegnet einem Le Chasseur maudit (Der wilde Jäger) im Konzertsaal – dabei hat es diese späte französische Deutung einer alten Bürger-Ballade musikalisch in sich: Mit Seitenblicken auf Wagner und Berlioz gehört die Partitur zu jenen Werken, die als Folge der 1871 gegründeten Société Nationale de Musique entstanden, um das in Frankreich seit Jahrzehnten im Abseits stehende sinfonische Repertoire wiederzubeleben. A ndere

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Igor Stravinsky: The Rite of Spring (Arr. by Vladimir Leyetchkiss) … (2016)

Diese CD überrascht mit ihrem Programm – im Prinzip einer Folge von Klavierauszügen, bei der man sich auch fragen kann: Muss das bei dieser opulenten Musik eigentlich sein? So klingt der Sacre in dem von Vladimir Leyetchkiss besorgten zweihändigen Re-Arrangement von Strawinskys eigener vierhändigen Reduktion partiell nach einem „Player Piano“, so sehr wird er in der makellosen Interpretation von Ralph van Raat auf seine rhythmisch-harmonisch-melodische Substanz reduziert. Ähnlich bei Debussys La Mer, nur dass hier einst Lucien Garban posthum für den Originalverleger tätig war. Beides meisterhafte Transkriptionen, wie Röntgenblicke durch

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cd popper

David Popper: Cello Concertos (2017)

Seine Etüden sind fester Bestandteil des Curriculums, doch nur selten einmal ist von ihm mehr und größeres als ein warmherziges Salonstück zu hören. Umso erfreulicher, dass Martin Rummel nun die Konzerte von David Popper nicht nur eingespielt, sondern auch in aktuellen Editionen herausgegeben hat. Bedeutenden Tiefgang sucht man allerdings vergebens: Vielmehr handelt es sich hier um eine Musik, die im besten Sinne des Wortes unterhält, vom Solisten aber Spielwitz und bedeutende Fertigkeiten verlangt. Und genau damit ist Martin Rummel ein überzeugendes Plädoyer gelungen. (Das vierte Konzert wurde im Klavierauszug eingespielt.)

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Robert Groslot: Concerto for Orchestra, Violin Concerto

Robert Groslot: Concerto for Orchestra, Violin Concerto

Im 19. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit, ist heute die Personalunion von Komponist, Dirigent und Musiker selten geworden. Umso spannender lesen sich die biographischen Stationen von Robert Groslot. 1951 im belgischen Mechelen geboren, als Pianist ausgezeichnet, als Dirigent vielfältig aktiv, widmet er sich nun vermehrt der Komposition. Vor allem sein Concerto for Orchestra (2016) zeigt die Erfahrung, wie man einen großen Klangkörper ungezwungen in Szene setzt. Groslot ist allerdings stilistisch nur schwer zu fassen – am ehesten vielleicht in Richtung der nachromantischen amerikanischen Generation um Aaron Copland. Die Philharmoniker aus Brüssel nehmen

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Leopold Koželuch, Cantata for the Coronation of Leopold II (1791) :: Solisten, Martinů Voices, Prague Symphony Orchestra, Mark Štilec ::

Leopold Koželuch, Cantata for the Coronation of Leopold II (1791)

Gelegenheitswerke wie die Krönungskantate von Koželuch haben es schwer, werden sie doch kaum einmal ernsthaft ausgegraben und wiederbelebt. Auch dieser Partitur hat man einen Bärendienst erwiesen: im Text unverständlich artikuliert, instrumental weitgehend uninformiert gespielt, das Continuo-Cembalo drängt sich gar akustisch auf. Ein Live-Mitschnitt für die Sammlung – mehr nicht. Leider. Leopold Koželuch, Cantata for the Coronation of Leopold II (1791) :: Solisten, Martinů Voices, Prague Symphony Orchestra, Mark Štilec :: Naxos 8.573787 (2017)

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Leonard Bernstein. Anniversaries for Orchestra

Leonard Bernstein: Anniversaries for Orchestra etc. – São Paulo Symphony Orchestra, Marin Alsop

Irgendwie ist dann doch der 100. Geburtstag von Leonard Bernstein (dem Kom­ponisten!) nahezu spurlos vorüber gegangen. Naxos hingegen „liefert“ im Rah­men der „American Classics“ mit famosen Programmen. Aus wirklich jedem Satz sprüht die Originalität eines Musikbessenen: vom quirligen Fancy Free bis hin zu den ernsten, von Garth Edwin Sunderland liebevoll orchestrierten Anniversaries. Leonard Bernstein. Anniversaries for Orchestra etc. :: São Paulo Symphony Orchestra, Marin Alsop :: Naxos 8.559814 (2017 / 2017)

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