Ein Album, so interessant wie die Geschichte des Preußisch Blau selbst, das Anfang des 18. Jahrhunderts in Berlin in einem alchimistischen Labor durch Zufall hervorgebracht wurde. Rasch machte die neue Farbe Karriere, denn sie ersetzte in der Malerei die aus dem kostbaren Lapislazuli gewonnene Farbe, die nur für die Darstellung kostbarster Gewänder eingesetzt wurde, wie etwa bei Mariendarstellungen. Als Massenprodukt kam das Blau dann auch für Uniformen in Mode. Bei dieser Produktion zeigt es auf dem Cover ein modischer Design-Sessel im entsprechenden Farbton.
Auch musikalisch geht es nach Berlin (und Potsdam). Mit insgesamt fünf Sonaten aus der Feder von Friedrich II., dessen Schwester Anna Amalia sowie von Johann Joachim Quantz und Carl Philipp Emanuel Bach wird das breite stilistische Spektrum höfischer Musik ausgeleuchtet, das von galanter Eleganz und kontrapunktisch durchwirkter Satzkunst bis hin zur sich frei entwickelnden Linie reicht. Sophia Aretz und Alexander von Heißen heben den galanten Charakter der Stücke hervor und verleihen ihnen durch natürliche Gesten ganz eigenen Glanz. Dazu überzeugt Sophia Aretz durch eine differenzierte Gestaltung von Ton, Vibrato und Artikulation. Dass auf ein Violoncello verzichtet wurde, ist aufführungspraktisch nicht verwerflich. In der direkten Aufnahme verrät die weiträumige Akustik einen Kirchenraum, wo doch eher ein „trockener“ Saal adäquat gewesen wäre. Metadaten über Ort und Zeitpunkt der Aufnahme (heute eigentlich eine Selbstverständlichkeit) fehlen indes.
Prussian Blue. Flute music at the courts of Frederick the Great
Friedrich II. Sonaten für Flöte und Basso Continuo e-Moll (Nr. 154) und h-Moll (Nr. 83); Johann Joachim Quantz. Triosonate c-Moll (QX 2: Anh. 5); Anna Amalia von Preußen. Sonate für Flöte und Basso Continuo F-Dur; Carl Philipp Emanuel Bach. Triosonate d-Moll (H. 569, Wq. 145)
Sophia Aretz (Traversflöte), Alexander von Heißen (Cembalo)
hänssler classic HC 22024 (2022)