Natürlich macht diese Aufnahme der Bearbeitungen große Freude im kreativen Mitdenken. Aber dabei offenbaren sich auch jene Passagen, die mancher wohl anders gelöst hätte. Vor allem: Dass eine orchestrale Umsetzung einer Klavierpartitur partiell so steif, in Eis gefroren oder auch mit dem Zeigefinger pointiert sein kann, ist schon eine eigenartige Hör-Erfahrung. Was also ist gewonnen? Die Einspielung gibt nicht nur Einblick in die Mozart-Rezeption des frühen 19. Jahrhunderts, sondern lädt auch dazu ein, die eigenen Erwartungen zu reflektieren. Ein interessantes Experiment, bei dem man sich dann aber doch recht allein vorkommt, wo es einen zur Diskussion drängt. Kuriosität am Rande: Der sechs Seiten umfassende Essay im Booklet speist sich zu zwei Dritteln aus Zitaten aus der in solchen Fällen unersetzlichen Leipziger AMZ. Ich hätte mir fraglos mehr bei solch einer «…ersteinspielung» erwartet.
New Mozart Vol. 2
Wolfgang Amadeus Mozart. Grande Fantaisie c-Moll (arr. von Ignaz von Seyfried nach der Fantasie c-Moll KV 475 und der Sonate c-Moll KV 457); Grande Fantaisie f-Moll (arr. von Ignaz von Seyfried nach zwei Sätzen aus dem Klavierquartett g-Moll KV 478 und der Fantasie f-Moll KV 608)
Mozarteumorchester Salzburg, Reinhard Goebel
Sony 19439963992 (2021)