26. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Debussy / Ravel – François-Xavier Roth

Debussy / Ravel – François-Xavier Roth

Das London Symphony Orchestra (LSO) ist nicht nur im Musikleben der englischen Metropole dauerpräsent, sondern auch auf CD. Und es entbehrt nicht einer gewissen Faszination zu sehen, wie viele Bereiche dieser Klangkörper seit Jahren gewissenhaft abdeckt – einschließlich der zeitgenössischen Musik, des publikumswirksamen «Symphonic Rock» sowie des im Hintergrund wirksamen Filmsoundtracks. Im Konzertbetrieb arbeitet es ständig mit gleich mehreren Dirigenten zusammen; aktuell besteht die Stamm-Crew aus Simon Rattle (als Chef) sowie Gianandrea Noseda und François-Xavier Roth (als Principal Guest Conductors). Ob solch ein musikalisches Großunternehmen bei allem Respekt für die

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Lento religioso – Amsterdam Sinfonietta / Candida Thompson

Lento religioso – Amsterdam Sinfonietta / Candida Thompson

Das Motto der CD ist Programm. Entliehen ist es dem dritten Satz der Symphonischen Serenade op. 39 (1947/48) von Erich Wolfgang Korngold, doch erstreckt es sich emotional über alle sieben Tracks, die sich so zu einem großen Charakterbild zusammenfügen. Dramaturgisch schlüssig ist dabei die Kombination von Arrangements und Einrichtungen einzelner Sätze sowie originalen Partituren für Streichorchester: auf der einen Seite Alban Bergs Sonate op. 1 und Wagners Vorspiel zu Tristan und Isolde, auf der zweiten das Adagio aus Anton Bruckners Streichquintett, auf der dritten endlich neben Korngolds eindringlichem Satz ein

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Rott: Orchestral Works – Gürzenich Orchester Köln / Ward

Rott: Orchestral Works – Gürzenich Orchester Köln / Ward

Was wäre nur aus Hans Rott geworden, wenn schon im Jahr 1880 ein Rauchverbot bei der Eisenbahn bestanden hätte? So jedenfalls hinderte er im Verfolgungswahn mit vorgehaltenem Revolver einen Mitreisenden daran, sich eine Zigarre anzustecken: Brahms hätte Dynamit im Waggon deponiert … Psychisch vollkommen zerrüttet, verblieb Rott für die letzten Jahre seines kurzen Lebens (1858–1884) in der Niederösterreichischen Landes-Irrenanstalt in Wien. Erst mit der sensationellen Uraufführung seiner Sinfonie E-Dur in Cincinnati, über 100 Jahren nach ihrer Vollendung, erwachte wieder die Aufmerksamkeit auf einen Komponisten, über den sich sein ehemaliger Kommilitone

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Schreker: Complete Orchestral Works Vol. 1 – Bochumer Symphoniker / Steven Sloane

Schreker: Complete Orchestral Works Vol. 1 – Bochumer Symphoniker / Steven Sloane

Die Musik von Franz Schreker ist im Plattenschrank wahrlich keine Rarität mehr – auch wenn einige Aufnahmen schon lange wieder vergriffen sind. Dass Schre­ker dennoch für viele „Professionals“ wie Liebhaber noch immer ein unbeschrie­benes Blatt darstellt, ist Folge vielfältiger historischer Konstellationen. Da wäre zunächst das frühzeitige Stören und dann Abschneiden seiner Karriere durch die Nationalsozialisten sowie sein nur kurz darauf folgender Tod, die das Œuvre in Vergessenheit geraten ließen. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Schrekers faszinierend flirrende spätromantische Klangsprache lange Zeit als überkommen, sie passte schlichtweg nicht in die vorherrschende

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One Century of Music – Orchestre de la Suisse Romande

One Century of Music – Orchestre de la Suisse Romande

Aus den Radioprogrammen wie vom Plattenteller ist der Name des Orchesters nicht wegzudenken. Mehr noch handelt es sich bei dem Orchestre de la Suisse Romande um das musikalische Aushängeschild der Romandie. Das macht leicht vergessen, dass sowohl die Gründung wie auch die nachfolgenden Jahre von Unsicherheiten begleitet waren. Als nach dem Ende des Ersten Weltkriegs andernorts um die politische Richtung gekämpft wurde und die Spanische Grippe ihre Opfer forderte, präsentierte sich am 30. November 1918 das Orchester erstmals in der Genfer Victor Hall und zwei Tage später im Théâtre de

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Philharmonia Orchestra. Birth of a Legend

Philharmonia Orchestra. Birth of a Legend

Was waren das für Zeiten, als sich ein Schallplatten-Label ein eigenes Orchester leisten konnte. Denn das von dem Produzenten Walter Legge 1945 ge­gründete Philharmonia Orchestra wirkte in seinen ersten 20 Jahren vor allem (aber nicht nur) als Studio-Orchester für den offenbar unersättlichen und höchst ertrag­reichen Klassik-Markt. Erst als 1964 die EMI ausstieg, sahen sich die Musiker gezwun­gen, durch Umfirmierung den Klangkörper zu erhalten. Einen Querschnitt aus diesen ersten zwei Dekaden bietet die vorliegende Box – nun von Warner als Nachlassverwerter des einstigen Kult-Labels. Die Archive sind (das haben in den letzten

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75 ans Orchestre de Chambre de Lausanne

75 ans Orchestre de Chambre de Lausanne

Wie die Zeit vergeht! Bereits 2017 feierte das Orchestre de Chambre de Lausan­ne sein 75-jähriges Bestehen. In der Stadt ein nicht wegzudenkender Pfeiler (im Konzertsaal wie auch im Orchestergraben) ist es auch außerhalb der frankopho­nen Schweiz ein wichtiger Teil des Musiklebens geworden – nicht allein durch seine Tourneen und Gastauftritte, sondern auch auf Tonträgern durch die noch immer denkwürdige Gesamteinspielung der Opern Joseph Haydns unter Antal Doráti oder der vielfach ausgezeichneten von Mozarts Klavierkonzerten mit und unter Christian Zacharias. Tatsächlich ist der mit 40 Musikern besetz­te Klangkör­per seit Beginn von

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Strauss: Don Juan / Till Eulenspiegel / Also sprach Zarathustra – NDR Elbphilharmonie / Urbański

Strauss: Don Juan / Till Eulenspiegel / Also sprach Zarathustra – NDR Elbphilharmonie / Urbański

Hier lohnt sich das Studium des im Booklet meist auf einer der letzten Seiten ver­borgenen, vielfach klein gedruckten Impressums. Denn die Aufnahme stammt nicht aus der viel diskutierten neuen Elphi, deren Namen das NDR Orchester trägt, sondern noch aus der akustisch untadeligen alten Laeiszhalle. Darüber hinaus datieren die Einspielungen zweier Werke aus der Zeit, in der man noch vom NDR Sinfonieorchester sprach (März 2016). Bloße Beckmesserei des Rezensenten – oder hat man beim Markenmanagement großzügig die Augen zugedrückt? Aber auch sonst klingt mir die Produktion etwas pauschal und im Klang

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Mussorgsky / Ravel – Les Siècles / Roth

Mussorgsky / Ravel – Les Siècles / Roth

Es gibt im sinfonischen Repertoire zahlreiche Kompositionen, die in den letzten Jahrzehnten vielfach eingespielt wurden und von denen man gern glaubt, sie in allen klanglichen Details zu kennen. Dazu gehören an erster Stelle die Bilder einer Ausstellung in der kongenialen Orchestrierung von Maurice Ravel wie auch dessen vor innerer Glut bebende La Valse. Dass bei diesen oft gehörten Kompo­sitionen aber das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, zeigen François-Xavier Roth und sein Orchester Les Siècles, die sich bereits mit zwei anderen CDs als herausragende Ravel-Interpreten empfohlen haben. Es sind nicht

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Franck: Psyché – Royal Scottish National Orchestra / Tingaud

Franck: Psyché – Royal Scottish National Orchestra / Tingaud

Man kennt seinen Namen und seine Sinfonie in d-Moll. Doch dass César Franck auch herausragende sinfonische Dichtungen geschrieben hat, ist hierzulande bis heute weithin unbekannt geblieben. Nur selten etwa begegnet einem Le Chasseur maudit (Der wilde Jäger) im Konzertsaal – dabei hat es diese späte französische Deutung einer alten Bürger-Ballade musikalisch in sich: Mit Seitenblicken auf Wagner und Berlioz gehört die Partitur zu jenen Werken, die als Folge der 1871 gegründeten Société Nationale de Musique entstanden, um das in Frankreich seit Jahrzehnten im Abseits stehende sinfonische Repertoire wiederzubeleben. A ndere

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