Wie viel Zeit in den vergangenen Jahren verloren wurde, zeigt ein Blick auf den Konzertkalender, der zwischen März 2020 und März 2022 nur drei Auftritte verzeichnet. Was aber junge Ensembles für ihre Entwicklung benötigen, das sind Auftrittsmöglichkeiten: Das Podium fordert alles – und gibt oft weit mehr zurück. Das vorliegende Album, produziert in der «stillen Zeit», wirkt daher wie ein Versprechen. So sind im Rachmaninow betont erdige und aufgeraute Töne zu hören; statt dunkler Süße rufen Salz und Pfeffer hier gänzlich andere Farben hervor, zögernd und dann doch mit Überzeugung. Das Trio élégiaque (letztlich Klang gewordene Betroffenheit über den unerwarteten Tod Tschaikowskys) gewinnt dadurch an eigener Qualität. Die beiden Charakterstücke von Alfredo Casella sind davon gar nicht so weit entfernt und legen bereits zu Beginn die dunkle Tönung des Albums fest. Der Brückenschlag zur (bearbeiteten) Roten Libelle von Koscak Yamada will mir nicht recht gelingen – aber vielleicht stört mich nur die aus dem Ensemble heraus vorgetragene Rezitation des zugrunde liegenden Gedichts.
Alfredo Casella. Sicilienne et Burlesque op. 23 (1914); Sergei Rachmaninow. Trio élégiaque Nr. 2 op. 9; Koscak Yamada. «Akatombo» – Die rote Libelle
Talistrio
Solo Musica SM 409 (2021, 2022)