Und Schubert? Er nahm sich (wie andere auch) Beethovens Septett zum Vorbild für ein eigenes Werk. Zwar erweiterte er die Besetzung dabei um eine zweite Violine, beließ es bei den Bläsern aber bei Klarinette, Fagott und Horn als eine klanglich sehr geschmeidige Einheit. Scherzo (3. Satz) und Menuetto (5. Satz) verweisen auf längst in Gang gesetzte Wechsel zwischen musikalischem Witz und höfischem Tanz, die sich hier nochmals dicht begegnen. Für Werke dieses ungemein farbigen Repertoires hatten früher Dieter Klöcker und sein Consortium Classicum ein Dauerabonnement – bei den Labels, beim Auditorium, aber sicherlich auch in den einschlägigen Bibliotheken und Archiven, denn es galt (und gilt noch immer!) kräftig auszugraben. Wenn daher das 2020 im Zeichen des bösen «C» gegründete Wigmore Ensemble nun mit Schuberts Oktett einsteigt, dann muss es sich daran in den kommenden Jahren messen lassen. Dem auf hohem Niveau musizierenden Ensemble stehen sicherlich Tür und Tor offen – nur muss es nun auch Farbe bekennen. Schubert kann da nur ein Anfang sein. Und so ist auch diese Produktion zu bewerten: als ein gelungener Start, dem man gerne reichlich Vorschusslorbeeren mit auf den Weg gibt. Dennoch wünsche ich mir einen deutlich geschlosseneren Ensembleklang, der gerade den Reiz solcher Besetzungen ausmacht. Das würde dann auch über einzelne Projekte hinausgehen. Oder positiv gesagt: ein schöner Anfang ist gemacht.
Franz Schubert. Oktett F-Dur D 803
Wigmore Soloists
BIS 2597 (2020)