Im Zentrum des insgesamt fünfsätzigen Werkes steht das Largo mit einer Spielzeit von nahezu einer Viertelstunde – im Kern eine Elegie, mit der Weinberg die besondere Tradition der russischen Klavierkammermusik fortschreibt. Im Tonfall erschüttert, trauernd, anklagend, gehört der Satz zu den großen Würfen und verlangt von den Interpreten ein Höchstmaß an gestalterischem Vermögen, um über die weiten Strecken die innere Spannung zu halten. In diesem Sinne liegt das Werk bei Elisaveta Blumina und den um ihr Klavier versammelten Streichern in besten Händen. Obwohl kein stehendes Ensemble, ist eine ausgehörte wie intensive Einspielung entstanden, bei der die Musik ihre eigene Geschichte erzählt – auch mit grotesken Zügen und am Ende mit einer ins Pianissimo entrückten, nicht enden wollenden Frage. Klar und direkt eingefangen, überzeugt die Produktion auch akustisch. Beim Label Oehms Classics erschienen, spiegelt sie übrigens das im selben Jahr veröffentlichte Album von Capriccio, auf dem Elisaveta Blumina das Quintett gemeinsam mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt in einer arrangierten Orchesterfassung spielt; dort kombiniert mit den solistischen Kinderheften Nr. 1 und Nr. 2 (op. 16 und op. 19), hier mit dem Heft Nr. 3 (op. 23).
Mieczysław Weinberg. Klavierquintett op. 18 (1944), Kinderheft Nr. 3 op. 23
Elisaveta Blumina (Klavier), Noah Bendix-Balgley (Violine), Shanshan Yao (Violine), Máté Szücs (Viola), Bruno Delepelaire (Violoncello)
Oehms Classics OC 487 (2020)