24. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
André Caplet / 1923

André Caplet / 1923

Dass 1923 nicht allein das Jahr des Aufbruchs für die angeblich «goldenen» 20er Jahre war, lehrt der Blick in die Geschichtsbücher. Es war ein Jahr, das in jener Dekade erstmals den Abgrund sichbar machte – einen Abgrund, der im Folgenden umso lauter weggejazzt und übertanzt werden sollte; man denkt sofort an die mittlere Tafel des 1927/28 entstandenen Großstadt-Triptychons von Otto Dix mit Jazzband und Shimmy-Tänzern. Weniger bekannt sind die dunkleren Seitentafeln mit ihren Straßenszenen, allzu «leichten» Frauen und Kriegsversehrten. Wer bei dem vorliegenden Album ein weiteres Mal den «wilden Sound

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Močnik / Johannes-Passion

Močnik / Johannes-Passion

Wohl erst durch diese Einspielung – zwölf Jahre nach der Uraufführung – wird die Johannes-Passion des slowenischen Komponisten Damijan Močnik (*1967) einem größeren Kreis bekannt. Močnik, der vor allem durch seine Kompositionen für Chor hervorgetreten ist, reiht sich mit diesem Werk in eine ebenso große wie großartige Tradition von Vertonungen ein, die sich mit den letzten Tagen Jesu in Leben und Leiden musikalisch auseinandersetzen. Johann Sebastian Bachs Passions-Vertonungen werden zwar in der Musikgeschichte ein ewiger Fixstern bleiben; seither sind aber insbesondere im 20. Jahrhundert einige nicht minder gewichtige Werke entstanden

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André Messager / Passionnément

André Messager / Passionnément

Die aktuell schwierigen Zeiten machen auch manches möglich. Denn statt einer größeren Opernproduktion musste man sich im Dezember 2020 in München auf eine Partitur verständigen, die «konform» sowohl über die Bühne wie auch durch den Graben gehen konnte. Die gut getroffene Wahl fiel auf Passionnément von André Messager (1853–1929), der nicht nur als Komponist und Dirigent hervortrat (er leitete u.a. die Uraufführung von Claude Debussys Pelléas et Mélisande, 1902), sondern auch für ein paar Jahre in London dem Royal Opera House Covent Garden vorstand und danach als Vizedirektor an der

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Leo Fall / Die Rose von Stambul

Leo Fall / Die Rose von Stambul

Vermutlich wäre Die Rose von Stambul ohne den Ersten Weltkrieg ein Welterfolg geworden. So aber stand der knapp zweistündigen Operette von Leo Fall (1873–1925) das Bühnenverbot deutschsprachiger Kompositionen (und deren Überset-zung) entgegen. Andererseits wäre die Rose ohne die Geschehnisse der beiden Kriegsjahre möglicherweise gar nicht in dieser Weise entstanden: Abgesehen von allen Exotismen spielte das Osmanische Reich als Verbündeter eine wichtige Rolle, zumal nach dem Verkauf zweier im Mittelmeer eingeschlossener Kreuzer an Konstantinopel. Die SMS Breslau wurde dabei zur Midili – so lautet dann auch der keineswegs mehr zufällig anmutende

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Max Bruch: Loreley (Münchner Rundfunkorchester, Stefan Blunier)

Max Bruch: Loreley (Münchner Rundfunkorchester, Stefan Blunier)

Dass Max Bruch mehr als nur ein Violinkonzert geschrieben hat, dürfte weithin bekannt sein (zumal auf eine „Nr. 1“ auch noch etwas folgen muss). Dass er aber auch im Bereich der Oper schöpferisch tätig war, wird fraglos überraschen. Denn wie mag wohl eine deutsche romantische Oper klingen, die sich auf allen Ebenen entschieden von Wagner distanziert, zumal wenn mit der Loreley ein großer deutscher Mythos aufgerufen wird? Um es vorweg zu nehmen: Die vier Akte umfassende Partitur mit einer Spielzeit von zweieinhalb Stunden lohnt – in diesem durchwegs vortrefflichen Live-Mitschnitt

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