6. Dezember 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Burgmüller / Etudes op. 100

Burgmüller / Etudes op. 100
Burgmüller / Etudes op. 100
Das Hörbar#100-Jubiläum endet mit Etüden. Man möge sich dabei bitte nichts weiter denken – nur wenige passende Werke und kaum Einspielungen waren zu finden. Hier sind es nun die 25 leichten und progressiven Stücke op. 100 von Friedrich Burgmüller. Auch in diesem Fall dürfte die Opuszahl eine Laune des Zufalls oder des Verlegers gewesen sein. Man glaubt es kaum: Diese Etüden liegen noch heute auf! Mancher wird sich an die eigene Klavierstunde erinnern, wird möglicherweise Glück und Unbehagen zugleich spüren; denn seither hat wohl kaum einer die kleinen Charakter-Exerzitien wieder zur Hand genommen. Dabei könnte man nun musikalisch gestalten, wenn man nicht lieber zu vermeintlich Größerem greifen würde. Wie lustvoll es sein kann, einmal wieder an die Ausgangspunkte zurückzukehren, davon gibt Veerle Peeters eine Vorstellung.

Denn Friedrich Burgmüller (1806–1874) schuf hier eine recht repräsentative Sammlung nicht nur an technischen Studien, sondern auch an musikalischen Charakteren, wie sie einem immer wieder in der Klaviermusik des 19. Jahrhundert begegnen. Wer bei dem Namen «Burgmüller» übrigens an Norbert Burgmüller denkt, der mit nur 26 Jahren verstorbenen und von Schumann so geschätzten Hoffnung, liegt nicht verkehrt: Bei Friedrich Burgmüller handelt es sich um den nur 15 Monate älteren Bruder, der später in Frankreich wirkte, kaum aber über pädagogische Werke und einzelne Ballett-Beiträge hinaus Geschichte schrieb. Umso bemerkenswerter ist diese kleine Ehrenrettung, zumal Veerle Peeters die Nummern wirklich interpretatorisch gestaltet und nicht als lästige diskographische Pflicht erledigt. Aufs Ganze gesehen ist es eine willkommene Ergänzung zu den in den letzten Jahren erschienenen Alben mit Czerny-Etüden – nur dass von diesem noch ganz andere Gattungen kompositorisch vorzüglich bedient wurden.

Nach fünf Jahren Hörbar eine kleine Feierstunde mit Rückblicken. In der Folge #100 stehen Alben und Werke im Mittelpunkt, die sich auf ganz eigene Weise explizit der „Einhundert“ widmen. Nicht alles ist dabei brandneu (das liegt oft genug in der Natur der Sache) – und doch ist jede Scheibe nach wie vor lieferbar.

Friedrich Burgmüller. 25 Etudes faciles et progressives op. 100; 18 Etudes de genre op. 109
Veerle Peeters (Klavier)

Etcetera KTC 1761

HörBar<< Martinsson / op. 100

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #100 – Hörbar100