Vor vielen Jahren war die «Entschlackung» als Wort en vogue. Hier nun wird sie interpretatorisch Realität in einer höchst delikat geformten, leichten, wenn nicht gar sublimierten Klanglichkeit, die man sich bei Brahms kaum vorzustellen vermochte. Dennoch bleibt es nicht bei bloßen Andeutungen, es geht vielmehr «zur Sache» – nur eben mit einem Höchstmaß an Spielkultur, perfekter agogischer und dynamischer Kontrolle. Das piano ist in den Streichern durchweg beseelt, das forte im Klavier nie massiv. Damit löst das Feininger Trio das seit Anbeginn der Gattung bestehende Grundproblem der Besetzung, nämlich das Gegen- und Miteinander der Saiteninstrumente mit dem Klavier in einer Maßstäbe setzenden, ausgleichenden Weise – und verleiht den Kompositionen auch bei komplexerer Faktur eine berückende lyrische Intensität. Diese wirklich kammermusikalisch durchdachte Deutung erlöst dann auch das Korngold-Trio von seiner in der Vergangenheit allzu oft mit Zuckerstück und Sahnehäubchen dekorierten Süßlichkeit und lässt das Werk ohne die überflüssigen Kohlenhydrate in einem vollkommen neuen, nicht minder köstlichen Licht erstrahlen.
Johannes Brahms. Klaviertrio Nr. 2 C-Dur op. 87; Erich Wolfgang Korngold. Klaviertrio D-Dur op. 1
Feininger Trio
Avi-music 8553513 (2020)