Anna Zhitnukhina geht mit diesem randvollem Album (87+ Minuten Spielzeit) den doppelten Weg. Einmal erklingen die sechs Divertimenti auf dem Nachbau einer Grenser-Flöte (und mit 430 Hz), ein zweites Mal dann mit einer bezeichnenderweise namentlich ungenannten aktuellen Silberflöte; auch die beiden begleitenden Streicher wechseln. Und so wird dieses Album zu einem Lehrstück über unterschiedliche Klänge und Interpretationsweisen, über den Reiz der «normalen» und der tieferen Stimmung. Ein an sich nahe liegendes, jedoch viel zu selten in der Kammermusik verfolgtes Experiment aus dem Bereich der «Hörschule», mit dem Anna Zhitnukhina auf spielerische Weise zeigt, dass es viele Möglichkeiten, wohl aber auch nie die eine, alleinseligmachende Form der Realisierung gibt. Am Ende entscheidet dann eben doch die individuelle Sorgfalt und Qualität über die Interpretation.
Joseph Haydn. Six Divertimenti Hob. IV: 6–11
Anna Zhitnukhina (Flöte), Svetlana Ramazanova (Violine), Florian Streich (Violoncello), Hayley Bullock (Violine), Dmitrij Gornowskij (Violoncello)
Genuin GEN 22560 (2021)