Vielleicht sollte man tatsächlich eher der Musik zuhören als das Booklet zu lesen. Denn was das Fukio Quartet hier an Repertoire präsentiert, sind Kompositionen, die ganz ohne Verkopfung auskommen. Das betrifft die acht kurzweiligen Tapas von Marc Mellits (1966) ebenso wie die originalen Fantasy Etudes von William Albright (1944–1998). Dass das Saxophonquartett als ästhetisch eigenständige Besetzung (und dann vielleicht auch Gattung) eine Chance hat, zeigen auch die Werke von Caroline Shaw (1982), die mit ihrem sehr kenntnisreichen Entr’acte tief in die Tradition zurückgreift, aber auch auf fast unterhaltsame Art Neues daraus formt. Bleibt am Ende die Komposition von Georg Friedrich Haas (*1953), der es mit der Besetzung sehr ernst genommen und eine originäre Komposition für das Saxophonquartett geschaffen hat, mit den idiomatischen Klängen spielt und diese auch mikrotonal anreichert. Am Ende steht ein Werk, das eine ganz eigene Sogwirkung erzeugt. Eine prächtiges Album mit einer rundum geglückten Mischung ganz unterschiedlicher stilistischer Äußerungen. Bravo!
Marc Mellits. Tapas (2007/14) (arr. von Marc Mellits und Dannel Espinoza); Caroline Shaw. Entr’acte (2011) (arr. von Fukio Quartet); Georg Friedrich Haas. Saxophonquartett (2014); William Albright. Fantasy Etudes (1993/95)
Fukio Quartet
ARS 38 341 (2022)