Glücklicherweise räumt nun das Ensemble (oder besser: Orchester?) Florilegium damit kräftig auf – und hat in mir geradezu ein Feuer für diese recht eigenwilligen Sinfonien entzündet. Das liegt an gleich drei Aspekten, die freilich alle miteinander zusammenhängen: Da wäre also zunächst die kleine Besetzung, die nicht nur den historischen Gegebenheiten entspricht, sondern auf ganz eigene Weise ein flexibles Changieren zwischen Solo und Tutti ermöglicht. Dann kommt die individuelle Qualität aller Instrumentalist:innen hinzu, so dass es an keiner Stelle zu einer Unausgewogenheit kommt (bei Bläsern wie Streichern). Und schließlich ist das noch der von Ashley Solomon gewählte interpretatorische Zugang, der die Werke nicht rückblickend aus der Sicht des reifen Haydn musizieren lässt, sondern die ein wenig unbequem einzuordnenden Partituren als das nimmt, was sie sind: Wunderbar eigenwillige und eigenständige Schöpfungen aus einer Zeit des Suchens und des Übergangs, die vor Originalität nur so sprühen. Der sehr mediterran anmutende warme Klang der Einspielung lässt einen tatsächlich bestens durch den täglichen Morgen, Mittag und Abend gleiten.
Joseph Haydn. Sinfonie Nr. 6 D-Dur Hob. I:6 (Le martin); Sinfonie Nr. 7 C-Dur Hob. I:7 (Le midi); Sinfonie Nr. 8 G-Dur Hob. I:8 (Le soir)
Florilegium, Ashley Solomon
Channel Classics CCS 44722 (2021)