16. September 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Sun Spot / Alfredo Ovalles

Sun Spot / Alfredo Ovalles
Sun Spot / Alfredo Ovalles
Bereits vor zwei Jahren erschienen, gehört das Album zu jenen, die wohl erst durch die Corona-Pandemie möglich wurden. Alfredo Ovalles bekennt dazu im knappen Vorwort der Produktion, dass es erst durch das Ausbleiben von Auftritten, in der eigenen Zurückgezogenheit und unter bestimmten Bedingungen im Eroica-Saal des Theatermuseums Wien entstand. Eingespielt wurden in «one take performances» insgesamt Werke von fünf Komponistinnen – offenbar als einer Auswahl aus mehr, denn es heißt: «This collection is just a selection of recordings I made during that period.» Schade also, dass es am Ende nicht einmal 40 Minuten sind und damit nur die Hälfte dessen, was technisch auf einer CD möglich ist.

Musikalisch handelt es sich um Realisierungen, bei denen Alfredo Ovalles als Pianist agiert – und dem Klavier regelmäßig auch andere Klänge entlockt als bloß jene über die Tastatur oder mittels Zuspielung erzeugten. In der Tat entfalten sich dabei bezaubernde Konstellationen, die fern einer bloß technischen Anreicherung sind; vielmehr entstehen verblüffend organische wie reflexive Verläufe, auf die man sich gerne einlässt. Dennoch lässt sich auch nach mehrmaligem Hören des Albums über die situativen Momente und Klänge hinaus kaum individuelle Handschriften ausmachen. Neben starken Momenten bleibt im erzwungenen «Hintereinander» zu vieles unspezifisch. Am Ende stellt sich gar die Frage, welche Stücke es eben nicht auf das Album geschafft haben – ein Album, das man möglichst im Zusammenhang und als geschlossenes Konzept hören sollte.

Kasia Glowicka. Sun Spot; Julia Purgina. 4 Intermezzi; Hilda Paredes. Recordando a Celia; Margareta Ferek-Petrić. I Repeat Myself When Under Stress; Angélica Negrón. The Peculiar Purple Pie-Man Of Porcupine Peak
Alfredo Ovalles (Klavier)

Klangbauhaus KBH 003 (2022)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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