Es gibt Alben und Aufnahmen, bei denen sich die Frage nach dem «Warum?» stellt. So auch hier. Engespielt wurde eine von Hans Sitt stammende kurios anmutende Bearbeitung der Sinfonie Nr. 9 op. 125 von Ludwig van Beethoven – und zwar für die an sich kammermusikalische Besetzung Violine und Klavier. Im Druck erschien diese Bearbeitung bereits 1886 (zusammen mit allen anderen acht Sinfonien). Was genau die Edition Peters als Verlag einst damit bezweckte, wäre sicher eine «wissenschaftliche Untersuchung» wert. Aber auch hörend will sich die Sache nicht so recht erschließen: Am Klavier ist von Liszt alles gesagt, aber eine Fassung mit nur einer Violine, die zumal zwischen Tutti und bloßer Begleitung pendelt?
Rasch stellen sich daher Überlegungen ein, ob die Produktion nun eher dokumentarisch angelegt ist ober doch etwas Entscheidendes zu sagen hat. Selbst wenn man es mit «good will» bei ersterem belässt, vermag die Sache nicht ganz zu überzeugen – interpretatorisch, aber auch mit Blick auf das, was Hans Sitt hier einst arrangierte. Oder anders: Wann mag wohl dieses Arrangement zum letzten Mal in einem bürgerlichen Salon erklungen sein – und in welchem weiteren Kontext? Eine rhetorische Frage, die aber auch die Produktion betrifft. Da hilft am Ende möglicherweise auch nicht der im Booklet gegebene Hinweis auf eine «first recording» weiter (was mich auch nicht ganz überrascht), die unter die Raritären des Repertoires zu rechnen ist.
Ludwig van Beethoven. Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 (arr. für Violine und Klavier von Hans Sitt)
Mauro Loguercio (Violine), Emanuela Piemonti (Klavier)
Brilliant Classics 96711 (2022)