8. Mai 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Wigmore Soloists

Wigmore Soloists

Für mich zählen Kompositionen in gemischten Besetzungen (zumal ohne Klavier) mit zu den schönsten Schöpfungen, die einem Kammermusik seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zu bieten hat. Und ich meine dabei all jene Opera, die dem Titel nach als Septett, Oktett, Nonett etc. bezeichnet werden. Natürlich handelt es sich um Einzelwerke mit ganz charakteristischen Klangfarben (sowohl der Besetzung wie auch dem Personalstil nach), und dennoch weisen sie ein unüberhörbar engmaschiges Netz an Beziehungen auf. Schuberts Oktett D 803 ist etwa ohne das Septett op. 20 von Beethoven nicht zu denken

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Helena Munktell

Helena Munktell

Sie pendelte je nach Saison und Jahreszeit zwischen Schweden und Paris und wusste den ihr in der Seine-Metropole als Komponistin entgegengebrachten Respekt sehr zu schätzen. So bemerkte Helena Munktell (1852–1919) geradezu programmatisch: «Es wäre dumm, zu Hause zu bleiben, wo kein Platz für einen ist! Besser im Ausland bereitwillig empfangen zu werden, als zu Hause gnädigerweise geduldet zu sein.» Nach einer grundlegenden Unterweisung in Stockholm (Klavier, Gesang und Komposition) wandte sie sich 1870 zunächst nach Wien, einige Jahre später aber nach Paris, studierte dort bei Benjamin Godard und Vincent d’Indy.

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Tuba Concerto

Tuba Concerto

John Williams gehört fraglos zu jenen Komponisten, von denen nur ein Teil des gesamten Schaffens bekannt ist. Fast ergeht es ihm so wie einst Carl Czerny – der erst am Ende seines Lebens erschrocken bemerkte, dass ihn alle Welt nur wegen seiner Etüden kennen würde; seine Sinfonien und Streichquartette (missing links aus dem 19. Jahrhundert) blieben ungedruckt liegen und werden erst jetzt wiederentdeckt. Bei Williams steht die Sache etwas anders. Wikipedia verzeichnet einen Katalog von konzertanten Werken (allein zwölf veritable «Concerts»), während man allerlei Hymnen und Fanfaren als Gelegenheitsarbeiten einstufen

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Nicolaus Bruhns

Nicolaus Bruhns

Nicolaus Bruhns (1665–1697) gehört zu den norddeutschen Meistern des stylus phantasticus – und ist wie so viele andere Komponisten in der Musikgeschichte viel zu früh, hier im Alter von nur 31 Jahren, verstorben. Besonders tragisch ist, dass sich aus seiner Feder bloß wenige Werke erhalten haben: neben fünf recht unterschiedlich disponierten Kompositionen für die Orgel auch zwölf Vokalwerke – geistliche Konzerte mit kleiner Streicherbegleitung. Über die hohe Qualität der Kompositionen ist man sich seit langem einig. Die Orgelwerke sind spätestens durch die streitbare Beckmann-Ausgabe gut bekannt, doch auch bei dem

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Anders Eliasson

Anders Eliasson

Seit seinem Tod vor nunmehr zehn Jahren ist es um Anders Eliasson (1947–2013) und seine Musik still geworden. Offensichtlich hat ihn das fragwürdige Schicksal vieler zeitgenössischer Komponisten erreicht: Um «sichtbar» zu sein, muss in der Regel fortwährend die Werbetrommel gerührt und das Interesse mit immer neuen Werken wach gehalten werden. Posthum das Œuvre präsent zu bewahren, ist nahezu unmöglich – und so bedarf es immer einer besonderen Initiative, wieder etwas hervorzuholen und vielfach überhaupt publik zu halten. Auch bei diesem Album, das nach fünf (!) Jahren wieder Aufmerksamkeit für Werke

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Crossroads / American Violin Sonatas

Crossroads / American Violin Sonatas

Ein wenig musste ich dann doch schmunzeln. Natürlich kann man solch ein hübsches Album mit drei Violinsonaten aus den Vereinigten Staaten unter ein Motto stellen. Auch die «Crossroads» sind hier im musikalisch Sinne in gewisser Weise akzeptabel. Aber warum nur muss Mark DeVoto im Booklet über die mehr oder weniger fortgeschrittenen Lebensreisen der Komponisten und Interpreten gefällig schwadronieren, um endlich zu dem Schluss zu kommen: «Auf diesem Album kreuzen sich all diese Wege.» Hm, nun ja, kreuzen sich nicht auf jedem Album dieser Welt irgendwelche Wege? Kreuzungen lassen sich jedenfalls

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Penderecki: Lukas-Passion

Penderecki: Lukas-Passion

Es muss immer wieder erstaunen, wie souverän Penderecki vor dem Hintergrund der langen Gattungsgeschichte die Leidensgeschichte Jesu erzählt, sie nicht mit den gerade erst erprobten Cluster-Klängen und neuen Techniken als kompositorischen Selbstzweck inszenierte, sondern durch sie das Geschehen erst vergegenwärtigt und erfahrbar macht. Vielmehr ist es Penderecki gelungen, mit wenigen markanten Tonkonstellationen und wiederkehrenden Motiven ein das Werk durchziehendes Netzwerk anzulegen. Gleichwohl sind die beiden Teile der Passion unterschiedlich angelegt. Während im I. Teil mit der Szene am Ölberg, der Gefangennahme und Verleugnung Christi durch Petrus, dann mit der Verspottung durch

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