5. April 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Schostakowitsch / Marc Coppey

Schostakowitsch / Marc Coppey

Zwei Werke, zu denen sich zahlreichen Einspielungen im Katalog finden. Denn mit seinen Konzerten für Violoncello und Orchester hat Dmitri Schostakowitsch Partituren geschaffen, die (wie viele andere seiner Kompositionen) längst zum festen Repertoire gehören – ein Phänomen, das etwas aussagt über die emotionale Intensität, die unmittelbare Erfahrbarkeit wie auch die motivisch-melodische Griffigkeit seiner Musik. Hier scheint der Komponist gleichsam selbst zu sprechen: durch die Noten selbst, durch den Solopart des Violoncellos, den ersten Solisten (die Uraufführungen spielte der mit Schostakowitsch eng befreundete unangepasste Mstislaw Rostropowitsch), letztlich auch durch das charakteristische

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #040 – Cellomania
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Walter Braunfels / Gregor Bühl

Walter Braunfels / Gregor Bühl

Inzwischen dürfte Walter Braunfels kein Unbekannter mehr sein. Vielmehr ist es in den vergangenen beiden Jahrzehnten gelungen, Stück um Stück sein eigenständiges Œuvre wieder ins Bewusstsein zu rufen – auf der Opernbühne und im Konzertsaal, aber auch auf CD. Sensationell war in den 1990er Jahren noch die Einspielung der Oper Die Vögel im Rahmen der unglaublich anregenden Serie «Entartete Musik» (Decca). Derweil gehört seine Musik, wie auch die von vielen anderen, schon lange nicht mehr zur «terra incognita», sondern wartet gewissermaßen auf den nächsten Schritt – über das Engagement von

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #039 – Sinfonisches
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Saint-Saëns 1+2 / Jean-Jacques Kantorow

Saint-Saëns 1+2 / Jean-Jacques Kantorow

Ursprünglich sollte das ausgefallene Beethoven-Jubeljahr in die Verlängerung gehen. Andere runde Geburts- und Gedenktage hingegen waren schon zuvor in den Schatten gedrängt worden. Und nun 2021: Dass u.a. der 100. Todestag von Camille Saint-Saëns ansteht, ist weder publizistisch noch, landauf landab, in den rudimentären, behelfsweise gestrickten Versuchs-Programmen präsent. Denn wäre bei ihm nun wirklich einmal in wohl allen Gattungen Unbekanntes zu entdecken – mehr als die Orgelsinfonie und den ewig wiederkehrenden, gerne auch missverstandenen «Karneval». Nur ganz aufmerksame Beobachter haben sich schon früher einmal gefragt, was etwa im sinfonischen Bereich vor der

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #039 – Sinfonisches
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Prokofjew 5 / Santtu-Matias Rouvali

Prokofjew 5 / Santtu-Matias Rouvali

Wohl alle, die krisensicher im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, haben sich bestimmt schon einmal beim Blick auf so manche Dirigenten-Laufbahn verwundert die Augen gerieben. Denn hier scheint wie sonst nur in Aufsichtsräten das Unmögliche möglich zu werden – nämlich gleich mehrere verantwortliche Chefpositionen parallel, beziehungsweise sukzessiv exklusiv innezuhaben. Die durch den Starkult verstärkte Ämterhäufung steht freilich der ursprünglichen Aufgabe entgegen, einen Klangkörper und dessen Repertoire langfristig zu entwickeln: Wie aber dieses Ziel verwirklichen, wenn der Chef selbst bloß «zu Gast» ist? Leicht lässt sich so in einen Lobgesang auf die

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #039 – Sinfonisches
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Beethoven 7 / Teodor Currentzis

Beethoven 7 / Teodor Currentzis

Currentzis polarisiert. Wer sich dabei noch immer am rein äußerlichen Auftreten stört, der hat die letzten Jahrzehnte verschlafen: sowohl hinsichtlich der Freiheit, die der «Betrieb» längst gewährt, der klar hervortretenden Marketingstrategien, als auch des Rechts auf «Gleichberechtigung». Viel interessanter ist es, sich an seinen Interpretationen zu reiben. Denn Currentzis wandelt auf einem wahrlich hochgefährlichen schmalen Grat: auf der einen Seite der genialische Zugriff, das klare Zeichnen und technisch perfektionistische Hervorholen der innersten Architektur einer Partitur und ihrer musikalischen Ausdruckstiefe, auf der anderen Seite der alles verschlingende Abgrund, der sich bei

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #039 – Sinfonisches
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Schostakowitsch 11 / Eliahu Inbal

Schostakowitsch 11 / Eliahu Inbal

Wer erinnert sich nicht an die fulminante Einspielung der Mahler-Sinfonien, mit der in den Jahren zwischen 1984 und 1992 Eliahu Inbal gemeinsam mit dem damaligen RSO Frankfurt ein Stück interpretationsgeschichte schrieb. Es war der erste digitale Zyklus (erschienen bei Denon), zugleich hatte die Tontechnik brillante Arbeit geleistet. Zuvor hatte Inbal für die damals weitgehend ungespielten ersten Fassungen einiger Bruckner-Sinfonien eine Lanze gebrochen (Teldec). Sein Schostakowitsch-Zyklus mit den Wiener Symphonikern (ebenso bei Denon, erschienen in den 1990er Jahren) konnte allerdings nicht an diese großen Erfolge anknüpfen und ist physisch aktuell nicht

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #039 – Sinfonisches
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Stefan Goldmann: Live at Philharmonie Berlin

Stefan Goldmann: Live at Philharmonie Berlin

Das Live dürfte manchen Hörenden etwas ulkig vorkommen, kennt man dergleichen doch so gut es geht vom Studio her, nämlich elektronisch erzeugte Klänge. Hier zudem von einer Person allein. Was ist da live? Wozu bedarf es des Publikums. Umgekehrt ist es kein Thema, das Publikum bedarf der Klänge, es geht ja nicht ohne. Dass das alles in der Berliner Philharmonie passiert, zeigt jetzt aber genau was? Dass diese Art elektronischer Live-Musik im Tempel der Hochkultur angekommen ist? Oder nur Platz gefunden hat? Die Platte wirbt ja mit beiden Elementen schon

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Shoko Kuroe: Snow

Shoko Kuroe: Snow

Sommer, Sonne, Sonnenschein. Eine gute Zeit für Gedanken an Schnee. Angeblich gibt es Kulturen, die sehr viele Worte für Schnee haben. Diese CD der Pianistin Shoko Kuroe zeigt, dass wir auch viele Töne für Schnee haben – allein schon auf dem Klavier. Und niemand wird wohl ermessen können, wie viele Töne es für Schnee noch jenseits des Klaviers gibt und wie viele Schnee-Klänge, die nicht titel- oder assoziationsgebend geworden sind. Einen kleinen Ausschnitt bringt diese Zusammenstellung der Pianistin und doch einen Fächer aus Zeit, Klang und Empfindung. Kalt wird einem

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Heinzen & Mead: „Les Six“

Heinzen & Mead: „Les Six“

Musik von Georges Auric, Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Francis Poulenc, Germaine Tailleferre und Nr. 7: Erik Satie. Ein Blick in die Vergangenheit und eine wunderschöne Wiederaufnahme des 1920 entstandenen Gemeinschaftswerks „L’Album des Six“ zu dem jeder der sechs Komponist:nnen Georges Auric, Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Francis Poulenc und Germaine Tailleferre jeweils ein Klavierwerk beisteuerten. Die beiden Musiker:innen erweiterten das Programm indem sie kleine Liederzylen der Komponist:innen hinzufügten, die zeitlich das Datum 1920 allerdings brechen. Zusätzlich ergänzen sie die „6“ mit der Einfügung von Werken Erik Saties

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Danish String Quartet – Prism II

Danish String Quartet – Prism II

War für ein Prisma. Was für ein Fächer an Musik. Was tut sich hier für eine Musikwelt nur auf. Diese Konstellation aus Musikwerken, an deren Anfang eine Fuge (von Bach) steht und an deren Ende ebenfalls eine Fuge (von Beethoven) steht. Bei markieren Grenzfrequenzen des gebündelten Lichtstrahls aus vier Streichinstrumenten. Größere Werke zur Entfaltung zu bringen als die hier angezeigten von Bach, Schnittke und Beethoven ist kaum denkbar. Prismatisch sind die Werke auch in sich selbst. Das dritte Streichquartett von Alfred Schnittke aus dem Jahr 1983 steht für eine musikalische

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Anna Prohaska / Bach Redemption

Anna Prohaska / Bach Redemption

Das Cover spricht Bände und dokumentiert zugleich die Zeit seiner Entstehung. Mehr allerdings auch nicht. Denn wer offenen Auges durch das reich bebilderte Booklet blättert, der kommt auf S. 18/19 aus dem Staunen nicht heraus: Das solistische Gesangsquartett, Bläser und Streicher sind bei der Aufnahmesitzung eng im Kreis versammelt. Da wird einem, ob der offenkundig vermittelten «zwei Wahrheiten», dann doch reichlich unwohl. Und was ist von einem Foto zu halten, auf dem Anna Prohaska nicht bloß im gruftigen Outfit abgelichtet ist, sondern mit aufgesetzten schwarzen Flügeln auch noch als Todesengel

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #038 – Musik im Lockdown
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Schola Heidelberg / In bedrängter Zeit

Schola Heidelberg / In bedrängter Zeit

Hätten Sie’s gewusst? Bereits im Musicalischen Lexicon (1732) von Johann Gottfried Walther findet sich ein Eintrag zum Thema «Corona» – gemeint war dort allerdings die damals noch bei den Italienern geläufige Bezeichnung für eine gewöhnliche Fermate; sie bedeute ein «allgemeines Stillschweigen, oder eine Pausam generalem». Auch die Schola Heidelberg war 2020 zum Schweigen gezwungen – mit Ausnahme eines «Concertstimmen-Quartetts», das im Sommer des Jahres auf dem Dilsberg oberhalb der Neckarschleife mit gehörigem Abstand ein vordergründig weihnachtliches Programm vorzüglich hell, voll reiner Klarheit einsang. Doch wie leicht hat sich in den

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #038 – Musik im Lockdown
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