19. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Haydn / Giovanni Antonini

Haydn / Giovanni Antonini
Haydn / Giovanni Antonini

Frisch und frech geht es in die nun schon elfte Runde der sich kontinuierlich erweiternden Gesamteinspielung der Sinfonien Joseph Haydns. Bis 2032 sollen dann alle Werke vorliegen, dazu noch die eine oder andere instruktive Ergänzung aus anderen Gattungen oder von zeitgenössischen Komponisten, auf die sich Haydn bezog, oder die sich auf Haydn bezogen. Und wer zunächst etwas skeptisch auf den bis dahin stehenden Editionsplan blickte, der dürfte sich inzwischen schon die Augen gerieben haben. Ja, solch’ große und langfristig angelegten Projekte sind auch im fortschreitenden 21. Jahrhundert möglich – und wer weiß, wie die nächste Generation darauf blicken wird. Sympathisch stimmt das Coverfoto auf die einst für Paris bestimmten Werke ein, und das Flair wird in diesem Fall mit illustrierenden Schnappschüssen aus vergangenen Jahrzehnten durchgehalten.

Musikalisch nehmen sich Giovanni Antonini und das Kammerorchester Basel in geradezu brennender Weise der oftmals zu weich und akzentlos gespielten Partituren an. So «steppt» im Finale der Nr. 82 dann tatsächlich einmal «der Bär» –so spritzig, so zeitgenössisch, so modern möchte ich das Werk (oder andere) auch einmal im Konzert hören. «Papa Haydn» gibt hier (wie auch sonst in fast allen Fällen) mit seinen Ideen und dem sprühenden Witz so richtig Gas – und weiß dennoch damit hauszuhalten und alles bis ins Detail vollkommen auszuarbeiten. Keck und aufgeweckt packt Antonini zu, und das Basler Ensemble folgt ihm hörbar gerne. Dennoch zeigen sich allmählich Manierismen, die sich in den kommenden Folgen hoffentlich wieder verflüchtigen werden. Dazu zähle ich die zu oft kantig im Forte schmetternden Hörner und die gelegentlich wie Nadelstiche zugespitzten Akzente. Der an vielen anderen Stellen offenkundige Wille zur Gestaltung hat das nicht zwingend nötig. Seltsam übrigens, dass die Folgen mit dem Ensemble Il Giardino Armonico kompakter und damit auch ausgeglichener klingen; der prachtvolle Festsaal im Landgasthof Riehen scheint mir noch nicht vollständig ausgehört.

Joseph Haydn. Sinfonie Nr. 82 C-Dur «L’Ours» Hob. I:82; Sinfonie Nr. 87 A-Dur Hob. I:87; Sinfonie Nr. 24 D-Dur Hob. I:24, Sinfonie Nr. 2 C-Dur Hob. I:2
Kammerorchester Basel, Giovanni Antonini

Alpha ALP 688 (2019/20)

 

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