18. Januar 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Schumann, Bruch / Niek Baar

Schumann, Bruch / Niek Baar

Es dürfte spannend werden, wenn man den jungen niederländischen Violinvirtuosen Niek Baar beim Wort nehmen wollte. Denn seine Aufforderung, nach «unbekanntem Repertoire» Ausschau zu halten, liest sich wie eine Selbstverpflichtung. Doch welches Repertoire ist «unbekannt»? Für manche Musikliebhaber ist es bereits das Violinkonzert von Robert Schumann, für andere das Violinkonzert (1869) von Albert Dietrich, für dritte wieder ganz andere Kompositionen. So ehrlich, freimütig und erfrischend die Formulierung im Moment klingen mag, so wird sie doch erst im Zusammenspiel mit dem Vertragslabel auf die ein oder andere Weise wirklich Realität. Jedenfalls

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #131 – Violinkonzerte
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Ballads & Quintets / Fazıl Say & casalQuartett

Ballads & Quintets / Fazıl Say & casalQuartett

Ein Steg in sommerlicher Morgendämmerung. Nur selten einmal ist ein solch stimmungsvolles Coverfoto so dicht und überzeugend an der eingespielten Musik wie hier. Schade nur, dass man das aus dem Booklet nicht erfährt. Dabei handelt es sich just um jenen Steg, der von der hölzernen Villa des so bedeutenden türkischen Staatsgründers Kemal Atatürk in Yalova auf das Marmarameer führt. Die Villa wiederum wird das «verschobene Haus» genannt, auf das Fazıl Say in seiner gleichnamigen Komposition Bezug nimmt. Was für eine Geschichte: Als sich Atatürk im Schatten einer Platane ausruhte, entstand

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #114 – Stege
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Georg Arzberger / Fantasie

Georg Arzberger / Fantasie

In der Kammermusik des 19. Jahrhunderts kommt am an Robert Schumanns Fantasiestücken op. 73 nicht vorbei. Dies gilt in erster Linie für alle Klarinettist:innen, aber auch für die Violine und das Violoncello gibt es von den drei hinreißenden Sätzen originale Adaptionen. Doch sie beflügelten auch die Fantasie anderer Komponisten jener Zeit: Nicht zufällig finden sich weitere Werke identischen Titels und ähnlichen Charakters, während es von Schumanns Märchenbildern op. 113 und Märchenerzählungen op. 132 keine direkten Nachfolger gibt. Freilich ist die Idee nicht neu, die schon rezeptionsgeschichtlich zusammengehörigen Fantasiestücke verschiedener Tonsetzer

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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La nuit transfigurée / Trio Karénine

La nuit transfigurée / Trio Karénine

Die Kunst der Interpretation einer Bearbeitung oder eines Arrangements liegt darin, das Original nur mitzudenken, es aber nicht zu imitieren, den nun veränderten Klangeigenschaften der Partitur nachzuspüren, sie von innen heraus zum Leuchten zu bringen, sie eigenständig zu deuten. All dies gelingt dem in Frankreich beheimateten «Trio Karénine» bei seiner Einspielung von Schönbergs glühend-leuchtender Verklärter Nacht geradezu beispielhaft, wenn nicht gar phänomenal. Denn die von Eduard Steuermann stammende Transkription für Klaviertrio, die satztechnisch eher reduziert und klärt als den verwobenen Satz ins Sinfonische weiter verdichtet, wird hier nicht als kammermusikalischer

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #095 – Night Music
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Klavier für Kinder / Corinna Simon

Klavier für Kinder / Corinna Simon

Bei dem Thema Musik für Kinder kommt man an diesem Album aus dem Jahr 2019 zunächst einmal nicht vorbei. Es präsentiert in knapp 132 Minuten eine von der Pianistin Corinna Simon kuratierte (und interpretierte) Auswahl – nicht nur an Komponisten und Sammlungen, sondern auch einzelne Stücke aus derlei mehr oder weniger zusammenhängenden Folgen. Und doch: Was ist das überhaupt für ein Repertoire «für Kinder», das hier eingespielt wurde? Die definitorische Schwierigkeit lässt ich schon an Robert Schumanns Kinderszenen op. 15 und dem Album für die Jugend op. 68 (in zwei

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #087 – Musik für Kinder
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Antoine Malette-Chénier / Consolations

Antoine Malette-Chénier / Consolations

Trost in Tönen. So könnte man dieses programmatisch abgerundete und in sich ruhende Album charakterisieren. Auf dem bunten (und manchmal auch brutalen) Markt der Möglichkeiten hat Antoine Malette-Chénier damit nicht den einfachen Weg für sich gewählt – sicherlich aber einen, der seiner inneren Überzeugung entspricht. Denn spieltechnische Virtuosität bemisst sich nicht allein nach «Noten pro Sekunde», sondern auch nach der Ausdruckstiefe, oder auch: der Kunst, die Seele zu berühren. Und so liegt über diesem Album eine nurmehr selten anzutreffende vollkommen unprätentiöse Attitüde und Atmosphäre. Mehr räumlich als direkt, verwoben im

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #082 – Harfe
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Armas Järnefelt Edition

Armas Järnefelt Edition

Eine richtige Rarität, und dies in gleich doppelter Hinsicht. Zunächst ist Armas Järnefelt (1869–1958) hierzulande wohl nur den allerwenigsten überhaupt dem Namen nach als Dirigent, Pianist oder gar Komponist bekannt – dabei studierte er u. a. in Berlin, wirkte in seiner frühen Karriere in Magdeburg und Düsseldorf, später führte er in Finnland als erster die Opern Richard Wagners auf. Als Schwager von Sibelius ist er dennoch in der biographischen Literatur präsent; ein Bruder wurde Schriftsteller, ein anderer Maler. Dass Armas Järnefelt sich bereits früh und auch recht umfänglich dem Medium

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #081 – Historische Einspielungen
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Shoko Kuroe: Snow

Shoko Kuroe: Snow

Sommer, Sonne, Sonnenschein. Eine gute Zeit für Gedanken an Schnee. Angeblich gibt es Kulturen, die sehr viele Worte für Schnee haben. Diese CD der Pianistin Shoko Kuroe zeigt, dass wir auch viele Töne für Schnee haben – allein schon auf dem Klavier. Und niemand wird wohl ermessen können, wie viele Töne es für Schnee noch jenseits des Klaviers gibt und wie viele Schnee-Klänge, die nicht titel- oder assoziationsgebend geworden sind. Einen kleinen Ausschnitt bringt diese Zusammenstellung der Pianistin und doch einen Fächer aus Zeit, Klang und Empfindung. Kalt wird einem

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Romantische Lieder / Prégardien, Katsaris

Romantische Lieder / Prégardien, Katsaris

Selten, viel zu selten begegnet einem ein solches Album. Werden Lieder und Gesänge eingespielt, so sind es sonst meist die großen Zyklen, oder der Fokus wird auf einen einzigen Komponisten gelegt. Dramaturgisch anspruchsvoller sind hingegen solche Produktionen, die in einem konkret oder auch abstrakt formulierten Themenkreis Einzelnes zu neuer Wechselwirkung zusammenfügen. Auch Erweiterungen der Besetzung und des meist eng gezogenen Repertoires sind nur selten anzutreffen; die raren Ausnahmen bestätigen umso mehr die Regel. Bereits 2017 versammelte Christoph Prégardien mit A Matter of Heart (2017) mehrere Lieder mit obligatem Horn und

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #036 – Transkriptionen
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Beethovens Welt – casalQuartett

Beethovens Welt – casalQuartett

Diese fünf CDs umfassende Box gehört hinsichtlich des Repertoires fraglos zu den schönsten Erträgen des vergangenen Beethoven-Jahrs. Denn wo überhaupt hat sich ein Ensemble so konsequent nicht nur um den Jubilar, sondern auch um seine Zeitgenossen und Nachfolger bemüht? Mit insgesamt zwölf Kompositionen kündigt sich rein äußerlich eine Durchsicht des Werkbestands an. Begeisterung könnte sich also einstellen – und doch darf man ein wenig ins Nachdenken kommen. Zunächst über den Titel und den gewählten Zeitabschnitt, „Beethovens Welt 1799–1851“. Auf das Streichquartett bezogen ist 1799 (op. 18) sicherlich eine gute Wahl, ergänzt

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #026 – Streichquartette
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Salonmusik für Waldhorn – Renée Allen

Salonmusik für Waldhorn – Renée Allen

Diese CD stellt eine regelrechte Spurensuche dar, bei der das Cover schon den Weg vorgibt. Denn die seit Jahrzehnten in Deutschland wirkende, auf historische Natur- und Ventilhörner spezialisierte Renée Allen hat hier ein Repertoire gesichtet und gesichert, das längst verloren schien: Es stammt aus dem 1898 in Bremen in der Edition Fischer erschienenen «Solo-Buch für Waldhorn» und umfasst insgesamt «52 ausgewählte Concerte, Fantasien etc.». Allein Robert Schumanns Adagio und Allegro op. 70 hat das Jahrhundert überstanden – bei allen übrigen Piècen handelt es sich mehr oder weniger um ausgeprägte Salonstücke,

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #024 – Raritäten
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