21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Ein Plattencover

Keith Jarrett: Munich 2016

Seit Anfang November 2019 kann ein relativ aktuelles Soloalbum von Keith Jarrett seinen Platz im Regal der Sammlerinnen und Sammler finden. Der Rezensent zweifelt, ob das auch musikalisch gerechtfertigt ist. Dieser Typus des Solokonzerts von Keith Jarrett ist im Ablauf zu ähnlich zu denjenigen aus Rio, Venedig oder New York (oder eben anderen Solo-Einspielungen und Kopplungen seit 2000). Es gibt da die Free-Stücke (I, II …), es gibt den etwas funkigen Teil (Part IV), einen Blues (Part IX), die lyrischen Stücke (Parts III, V, VIII, XI), schließlich die wie immer

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Michael Formanek – Elusion Quartet: Time like This (2018)

Sich durchkreuzende Spiele, die gleichwohl eine atmosphärische Seligkeit verheißen. So geht es los. Es folgen expressivere Passagen wie im Duo aus Bass und Schlagzeug auf Track zwei. Langsam ergänzt sich Musik zum Quartett. Ein Zauberwerk aus zunächst folgen frei fließenden Einzelbewegungen, die sich dann wie von selbst verbinden – und wieder auseinanderströmen. Melodisch und rhythmisch außerordentlich komplex und doch zugleich nicht verwirrend. Bezaubernd luftig und intensiv dicht. Faszinierend wie sich das auch von CD mitteilt. Michael Formanek: Time like This Intakt Records Michael Formanek: Double Bass Tony Malaby: Tenor and

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Swiss Jazz Orchestra: Swiss Jazz Orchestra & Guillermo Klein (2019)

13 Tracks mit wunderbar ausbalancierten Arrangements. Nicht knallig, sondern subtil gestrickte Stücke, die einen einfach mitnehmen. Zuweilen kammermusikalisch zurückgenommen, durchsichtig und frei von billigen Überrumpelungseffekten aus dem Handbuch musikgeschichtlicher Erfolgsverfahren. Dabei erreicht man gleichwohl eine Komplexität in den Sätzen, die wundersam wirken. Dazu und darein fügen sich dann exzellente Soli der Einzelmusikerinnen. Klasse! Swiss Jazz Orchestra: Swiss Jazz Orchestra & Guillermo Klein Sunnyside Records

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Ben Monder: Day After Day (2019)

Was für eine schöne Platte das! Wenn Ben Monder sich durch die Musikgeschichte, nicht nur des Jazz, bewegt, tupft er zupfend wunderbare Linien und Farben in die Ohren seiner Zuhörendenschaft. Selbst Messiaens „O Sacrum Convivium” klingt bezaubernd süß – wie hingegossen. Dass er auch den „Goldfinger” kann, belegt er auf der zweiten CD, die im Trio eingespielt wurde, die insgesamt ein bisschen schwächer ausfällt. Gerne gehört. Ben Monder: Day After Day / 2 CDs Sunnyside Records Ben Monder: electric & acoutic guitar Matt Brewer: electric & acoutic bass Ted Poor:

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Greg Reitan: West 6oth (2019)

Hat man auch nicht alle Tage, dass ein Kopfstück einer Jazztrio-CD den Titel „Hindemith“ trägt. Das Stück sitzt und ist auf den Punkt durchdacht. Kraftvoll, rhythmisch und harmonisch en bloc durchgestaltet. Überhaupt: Keine Langeweile kommt auf, weil jeder Track für sich stehen kann, seine eigene Farbigkeit hat, seine eigene musikalische Struktur ausbildet. Und es fließt dabei in ganz selbstverständlich dahin. Selbst der skurille „Hindemith“ schießt davon. Besonders die langsamen Tracks „When You Are Near” und sein solo auf “Four Piano Blues, Movement No. 3” gelingen in zärtlicher Süße und tiefer

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Denny Zeitlin: Remembering Miles (2019)

Eine ganze Scheibe voll mit Neuinterpretationen von Stücken des Trompeters Miles Davis. Transformiert als Standards aufs Klavier solo. Wobei man die Originale schon ein bisschen unter der Verarbeitungstechnik des Pianisten suchen muss – oder darf. Da löst sich die Musik in den Stücken auf, zerstäubt sich in alle musikalische Winde, setzt sich wieder (neu) zusammen. Gewitzt könnte man sagen und die Sache hochhängen: Alles Dekonstruktion. Das stimmt aber nicht. Die Zeitlin-Poetik überformt die Originale und macht aus ihnen eben Eigenes. Das ist wunderbar gespielt. Zeitlinstones für 2019. Denny Zeitlin: Remembering

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Rainer Böhm + Norbert Scholly: El Movimiento del Gato Negro [2019]

Erstaunlich gut mischen sich Klavier- und Gitarrenklang beim Zusammenspiel von Rainer Böhm und Norbert Scholly. Klar, beides sind Saiteninstrumente – damit ähnlich, das eine Instrument gehämmert, das andere gezupft. Aber die Gefahr liegt da nur einen fingernagelbreit entfernt. Die Klangfarben können sich beißen. Könnten sie. Tun sie hier nicht. Sie verschmelzen sogar wunderbar wie auf dem unisono beginnenden Hochgeschwindigkeits-Stück Train Game (Track 2). Groß ebenfalls, welche Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten den beiden im Duo offenstehen. Lyrisch-substanziell bei “Unstet” (Track 3), irrend-rhythmisch bei „El Movimento del Gato Negro“ (Track 4), hymnisch bei

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Håkon Kornstad Trio: Im Treibhaus [2019]

Skandinavischer Jazz trifft auf romantische Opern- und Liedliteratur. Ohne Vorhang, ohne Inszenierung, nur mit drei Musikerinnen in der nicht gerade verbreiteten Besetzung aus Blasinstrument, Akkordeon und Kontrabaß. Eine Musi-Besetzung, geeignet auch für ein Tingeln durch Wirtshäuser, Cafés, städtische Transportmittel oder Wohnzimmer. So klingt es dann auch, schmusig, offenporig, warm und geschmeidig. Dabei natürlich virtuos im Detail. Geschmackvoll, wie Kornstad die Arien singt, offensichtlich ausgebildet als ein Opernsinger versteht er sich am Saxophon in jazztypischer Phrasierung. Die Freiheiten, die sich das Trio nimmt, um beispielsweise „Di tu se fedele“ (Verdi) einzuleiten,

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Modern String Quartet: The Rite Of Swing [2019]

Was für ein großartiger Titeleinfall. Das schon mal vorab. Das Modern String Quartet (MSQ), das mittlerweile auch schon auf eine über 30-jährige Ensemblegeschichte zurückblicken kann, adaptiert Musik zweier der bedeutendsten Komponisten des letzten Jahrhunderts: Igor Strawinsky und Duke Ellington. Die Version von Strawinskys „Le Sacre du Printemps – The Rite of Spring“ durch das MSQ ist gewagt und wirkt zunächst erstaunlich: Geht das? Versionen für Klavier solo oder zwei Klaviere kennt man ja. Aber da das Klavier, wie wir spätestens seit Hindemith wissen, ein Schlaginstrument ist, hat man sich daran

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Don Byron, Aruán Ortiz: Random Dances and (A)tonalities [2018]

Gar kammerlich bekümmerte Kammermusik im Bereich der komponiert improvisierten Musik. Das Duo Don Byron und Aruán Ortiz baut sich sein Universum aus wenigen Elementen pro Stück zusammen. Mal einfach Tonrepetitionen im Klavier, um die herum sich weniges ereignet. Oder wie in „Joe Btfsplk“ klopft es sehr reduziert im tiefen Klavierregister. Es ist wunderbar, wie leicht man den Stücken folgen und mitempfinden kann. Überwältigend in der Art und Weise der Zurücknahme. Man muss diese Art des Musizierens einfach lieben. Höhepunkt an Bereitschaft zur Klingbarmachung der Track „Arabesques of a Geometrical Rose

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Clemens Christian Poetzsch: Remember Tomorrow [2019]

Ja, was denn nun? In seiner Reihe „Neue Meister“ erschien bei Edel dieses 13teilige Werk von Clemens Christian Poetzsch. Klavier solo mit Nachbearbeitung, vom Prinzip her wie bei Francesco Tristano (kürzlich besprochen). Und der Zufall will es gar, dass es hier einen Track gibt, der auf Tokio sich bezieht (Tokio Nights). Das steht dann im Kontrast zu „Neon Leipzig“. Wortwahlproblem: Kontraste im herkömmlichen Sinn sind dieser Musik fern. Das Grundtempo ist: „Langsam“ und damit ist man ganz der Entschleunigungsmode verpflichtet. Was noch resttänzerisch erscheint, wirkt wie hinter einem Schleier aus

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