21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Ernst Wilhelm Wolf / Kölner Akademie

Ernst Wilhelm Wolf / Kölner Akademie

Seit mehr als zwei Jahrzehnten kann ich mir Weihnachten nicht mehr ohne eine Repertoire-Entdeckung durch das Label cpo vorstellen. Mit unerschütterlichem Eifer erscheint hier «alle Jahre wieder» – meist aus der reichen mitteldeutschen Schatzkammer – ein Oratorium oder eine Sammlung von Kantaten, gelegentlich auch bisher Unerhörtes aus anderen Regionen und Ländern. Der allseits bekannte «Sechsteiler» von Johann Sebastian Bach bleibt bei dieser anhaltenden Repertoire-Schau zwar unbestritten auf Platz 1 – aber was wäre dieser Platz ohne all die Nachfolgenden? Und so höre ich mich immer wieder gerne durch Agricola, Gebel,

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #105 – Weihnachten
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Telemann / The Wallfisch Band

Telemann / The Wallfisch Band

Kein anderes Label weltweit hat so einen langen Atem, kein anderes Label verspürt eine solche Lust und Risikobereitschaft für Entdeckungen auch gegen den Strom. Man muss nicht pathetisch werden, sondern einfach nur die diskographische Realität anschauen, um zu fragen, wo die klingende Telemann-Rezeption ohne cpo aus Georgsmarienhütte heute stehen würde. Musikfeste sind wunderbar, um sich zu treffen und auszutauschen. Die «Arbeit am Repertoire» findet dann aber doch eher in Aufnahmen und Produktionen statt. Und hier verfolgt Burkhard Schmilgun als Director A&R schon seit Jahrzehnten einen geradezu enzyklopädischen Ansatz, der sich

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #083 – Concerti
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Stölzel / Ein Lämmlein geht

Stölzel / Ein Lämmlein geht

Schon lange ist die mitteldeutsche Kirchenmusik des Barock nicht mehr nur mit dem Namen Bach, Johann Sebastian Bach, verbunden – zumindest auf Tonträ-ger. Das ist nicht nur ein Verdienst des Vereins «Mitteldeutsche Barockmusik», der viele Aktivitäten bündelt, sondern am Ende auch jedes einzelnen Forschers, Musikers, Ensembles. Vor allem beim Label cpo sind über viele Jahre (besser: drei Jahrzehnte) hinweg zahlreiche Werke auch auf CD erschienen – in guten, in der Regel sogar hervorragenden Einspielungen. Bei Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749) denke ich besonders an die wohl schon legendäre Produktion seiner Brockes-Passion

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #080 – Passionen
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Amy Beach

Amy Beach

Bereits das Cover ist mir höchst sympathisch. Denn was kann es Schöneres geben, als die Sommerfrische auf dem Meer zu genießen? In diesem Fall war es Julius LeBlanc Stewart, der 1890 mit dem Gemälde On the Yacht ›Namouna‹ eine Szene des ausgehenden 19. Jahrhunderts festhielt. Das luxuriöse Schiff (mit Tiffany-Ausstattung und einem Hybrid-Antrieb im «verkehrten» Sinn) war eine dreimastige hochseetaugliche Dampfyacht und gehörte für fast zwei Jahrzehnte James Gordon Bennett jun., dem Verleger des New York Herald. Bennett agierte (aus privaten Gründen) von Europa aus – und damit ist wenigstens

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #076 – vierhändig
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Paul Lincke

Paul Lincke

Als es im Radio zur Mittagszeit noch Promenadenkonzerte gab, ging es auch mit dem händischen Abwasch etwas flotter, der Kaffee hingegen wurde langsamer aufgebrüht. Inzwischen ist all dies alles aus der Mode gekommen: Ein Spülautomat verrichtet die Arbeit zwischen dem lästigen Ein- und dem freudigen Ausräumen, Kaffeespezialitäten können portionsweise per Knopfdruck flugs aus der Kapsel rausgelassen werden – und die kurzweilige, bis zu zweistündige musikalische Unterhaltung hat schon vor Jahrzehnten ihren Sendeplatz räumen müssen. Ich gebe gern und freimütig zu, dass ich dem damals gespielten Repertoire nur sehr bedingt folgen

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #074 – Happy New Year
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Gaby Pas-Van Riet

Gaby Pas-Van Riet

Zwar sollte man alte Formulierungen nicht nach Jahrhunderten wörtlich in das aktuelle Hochdeutsch übernehmen – in diesem Fall greift aber irgendwie dann doch jene Wendung, die einst Carl Friedrich Zelter gegenüber Goethe für den zunächst in Rheinsberg, dann in Berlin und für einige Monate auch in Tallinn tätigen Waldhornisten, Dirigenten und Komponisten Georg Abraham Schneider (1770–1839) gefunden hat: Dieser habe «eine Menge artiger Stücke componiert». Eigentlich wäre dem kaum etwas hinzuzufügen, denn die vorliegende Einspielung von gleich drei Flötenkonzerten ist eindeutig als «artig» zu bezeichnen: im Sinne von manierlich und

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #066 – Querflöte
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Wölfl / Veljkovič

Wölfl / Veljkovič

Als das Label cpo vor 13 Jahren die erste Folge der Klavierkonzerte von Joseph Wölfl (1773–1812) herausbrachte, war der Mozart- und Beethoven-Zeitgenosse wohl den allerwenigsten Kennern und Liebhabern bekannt. Das hat sich derweil – auch dank einiger anderer Einspielungen – wenigstens ansatzweise geändert; Der allzuschnell vergessene, in Salzburg geborene Komponist wird mit seinem breiten Schaffen neuerlich wiederentdeckt und bildet dabei geschichtlich wie stilistisch ein Scharnier: Denn während heute die erste Dekade des 19. Jahrhunderts im Repertoire weitgehend durch den in Wien wirkenden Bonner Meister repräsentiert wird, war zu jener Zeit

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #053 – Klavierkonzerte
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Kammerorchester Pforzheim

Kammerorchester Pforzheim

Sympathisch. Das Label cpo verfolgt konsequent seine Serie British Music for Strings auch in der dritten Folge mit einem Understatement, das man heutzutage eher suchen muss. Schon die ersten beiden Alben nannten die Komponisten auch mit Vornamen, so dass es ganz natürlich anmutet, wenn nun auch die berücksichtigten Komponistinnen vollständig genannt werden. Ein zusätzlicher Hinweis auf diese «Women Composers» hätte sich eigentlich damit erübrigt: eine unaufgeregte, ungezwungene Gleichberechtigung, die nichts werbewirksam nach vorne spült oder gar im Sinne einer political correctness akzentuiert – wäre da nicht das Backcover. Warum dort

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #052 – for Strings
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Leo Fall / Die Rose von Stambul

Leo Fall / Die Rose von Stambul

Vermutlich wäre Die Rose von Stambul ohne den Ersten Weltkrieg ein Welterfolg geworden. So aber stand der knapp zweistündigen Operette von Leo Fall (1873–1925) das Bühnenverbot deutschsprachiger Kompositionen (und deren Überset-zung) entgegen. Andererseits wäre die Rose ohne die Geschehnisse der beiden Kriegsjahre möglicherweise gar nicht in dieser Weise entstanden: Abgesehen von allen Exotismen spielte das Osmanische Reich als Verbündeter eine wichtige Rolle, zumal nach dem Verkauf zweier im Mittelmeer eingeschlossener Kreuzer an Konstantinopel. Die SMS Breslau wurde dabei zur Midili – so lautet dann auch der keineswegs mehr zufällig anmutende

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #049 – Operetten
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Max Bruch / Lieder

Max Bruch / Lieder

Schon Max Bruch selbst war von dem Erfolg seines Violinkonzerts genervt. Aus Italien schrieb er seiner Familie, dass ihm quasi an jeder Ecke mit einer Violine aufgelauert werde. Dabei hatte er auch noch zwei andere Konzerte für dieses Instrument geschrieben, darüber hinaus auch noch Opern, Sinfonien, Kammermusik – und reichlich Lieder. Nun hat es diese Gattung, die sich einst einer hohen Reputation im privaten Musizieren erfreute, nicht mehr ganz so leicht, auch wenn viele alte Notendrucke besser zugänglich geworden sind. Im realen Musikleben (live und auf CD) werden am Ende

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #031 – Blütenlese
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Dubois / Kammermusik

Dubois / Kammermusik

Seine Lebensdaten ähneln denen von Camille Saint-Saëns, auch war er dessen Nachfolger als Titularorganist an La Madeleine. Einen prominenten Platz in der französischen Musikgeschichte konnte sich Théodore Dubois (1837–1924) den­noch nicht erobern. Und so finden sich seine Kompositionen schon lange nicht mehr im Konzertleben; selbst auf CD müssen sie erst mühsam wiederentdeckt werden. Den Anfang machte vor ein paar Jahren das Label Bru Zane mit einem breit angelegten Portrait (u.a. zwei Sinfonien, eine Messe und Kammermusik), nun hat cpo mit dem Violinkonzert und einem weiteren Album mit hinreißender Kammermusik nachgelegt.

Teil [part not set] von 4 in Michael Kubes HörBar #031 – Blütenlese
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Theile: Matthäus-Passion

Theile: Matthäus-Passion

Sein Ruf als «Vater der Contrapunctisten« steht wohl bis heute einer breiteren Rezeption der (erhaltenen) Werke von Johann Theile (1646–1724) im Wege. Die Zeitgenossen schätzten ihn vor allem als gelehrten Musiker und Komponisten – damals Worte höchster Anerkennung, die nun aber, in einer Zeit des eher emotionalen Musikkonsums, wenig gelten. Dabei kennen wir Theile als Komponisten kaum: Seine Werke für die Hamburger Oper am Gänsemarkt sind verschollen, und auch sonst gewinnt man mit Blick auf das überlieferte Œuvre den Eindruck, dass wohl doch das Allermeiste unwiederbringlich verloren ist. Nicht so

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #030 – Passionen
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