Trotz vieler neuer Klangfarben und eines dramatisch verdichteten musikalischen Verlaufs (die Ouvertüre überrascht in jeder Weise), gelingt es Moniuszko jedoch kaum, das exotische Sujet in seine Tonsprache aufzunehmen. An manchen Stellen fällt er gar in das vertraute nationalpolnische Idiom zurück. Man sagt dem Werk sogar eine gewisse Nähe zu Wagners Lohengrin nach – alles in allem vielleicht keine guten Voraussetzungen, denn auch sonst blieb es sehr still um die Komposition. Wer allerdings schon durch das extravagante Cover auf diese Produktion aus dem Jubeljahr 2019 aufmerksam geworden ist, wird nicht enttäuscht – man muss nur die Ohren öffnen und den Kontext bedenken. Dann erschließt sich diese rezeptionsgeschichtliche Opern-Kuriosität und kann ihre mitunter großartigen Momente entfalten – mit Chorszenen, einem bedeutenden Orchesterpart und einer differenzierten Instrumentation (der man interessanterweise die polnische Herkunft irgendwie anhört). Ob die kurioserweise in italienischer Sprache (!) gesungene Einspielung international eine Lanze für das Werk brechen wird, sei dahingestellt. Die rundum gelungene Produktion aus Poznań (Posen) überzeugt jedenfalls interpretatorisch und sollte nicht nur etwas für Raritätensammler sein.
Stanislaw Moniuszko. Paria (Oper in 3 Akten)
Katarzyna Holysz (Sopran), Robert Jezierski (Bass), Yuri Gorodetski (Tenor), Szymon Komasa (Bariton), Tomasz Warmijak (Tenor), Justyna Jedynak-Obloza (Sopran), Warsaw Philharmonic Choir, Poznań Philharmonic Orchestra, Lukasz Borowicz
DUX 1622-1623 (2019)